Trotz Leitzinssenkungen Tagesgeldzinsen bleiben hoch
09.10.2008, 11:21 UhrSechs der führenden Notenbanken sind der Finanzkrise mit einer gemeinsamen Zinssenkung entgegengetreten. Unter anderem die Europäische Zentralbank (EZB), die US-Notenbank Federal Reserve und die britische Bank of England kappten am Mittwoch in einer konzertierten Aktion die Leitzinsen. Die EZB senkte den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent.
Unter normalen Umständen wäre dies ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Zinsen für Anleger bei Tages- und Termingeldkonten in Kürze fallen werden. Die Zinsen, die Banken bereit sind, für die kurzfristige Geldanlage zu zahlen, liegen in der Regel unter diesem Leitzinssatz. Es ist aus Bankensicht eigentlich unsinnig, dem Anleger für Geld mehr zu zahlen, wenn sie es günstiger bei der EZB leihen könnten. Leitzinssenkungen werden da schnell an den Kunden durchgereicht.
Veränderte Rahmenbedingungen
Zinsexperte Max Herbst von der FMH-Finanzberatung rechnet allerdings in der jetzigen Situation nicht damit, dass die Zinsen für kurzfristige Kundeneinlagen fallen werden. "Die Banken sind auf der Suche nach dem Endkunden. Sie leihen sich momentan untereinander Geld zu einem Zinssatz von 4,6 Prozent. Da kann man dem Endkunden locker auch mal 5 Prozent geben", so Herbst. "Die Leitzinssenkung wird beim Tages- und Termingeld nicht beim Endkunden ankommen." Bei einer Dauer von einem Jahr beträgt der Zinssatz unter Banken sogar 5,4 Prozent.
Das Problem ist, dass sich die Banken untereinander kein Geld leihen. Von der Europäischen Zentralbank leihen sie sich so viel Geld wie möglich, um liquide zu bleiben. Noch mehr Liquidität lässt sich nur durch zusätzliche Kundeneinlagen gewinnen. Davon können die Anleger kurzfristig in Form von hohen Zinsen bei Tages- und Termingeldkonten profitieren. Nicht vergessen darf man auch die Tatsache, dass viele Banken Tagesgeldangebote generell subventionieren, um Kunden zu gewinnen und an sich zu binden. Deshalb gibt es gerade für Neukunden meist besonders gute Konditionen.
Günstiges Baugeld
Langfristig hingegen ist der Zinstrend klar: Kredite werden billiger. Für auf Sicherheit bedachte Immobilienbesitzer herrschen schon fast paradiesische Zustände. Sie können sich langfristig bei einer Beleihung von bis zu 60 Prozent zu einem effektiven Jahreszins von rund 4,6 Prozent Baugeld leihen. Dabei ist es egal, ob der Kredit zehn, 15 oder 20 Jahre läuft. Die lange Zinsbindung gibt es ohne jegliches Risiko, denn nach zehn Jahren ist ein Immobilienkredit vom Kunden kündbar es fallen also keine Vorfälligkeitsentschädigungen oder sonstige Gebühren an. Wer kann, sollte mit dem Abschluss aber noch ein paar Tage warten: "Baugeld wird in den nächsten Tagen noch billiger", ist Herbst überzeugt.
Quelle: ntv.de