Sekt aus Flaschengärung Teuer muss nicht besser schmecken
01.12.2014, 18:00 UhrEs muss nicht immer Schampus sein, auch Sekt aus traditioneller Flaschengärung gilt als edel und hochwertig. Allerdings muss man dafür auch ein paar Euro mehr ausgeben als für Rotkäppchen oder Mumm. Lohnt sich das?
Eine Flasche Sekt kann drei Euro kosten oder auch locker das Fünffache. Doch nicht immer schmeckt man beim teuren Sekt den hohen Preis. Das stellt das Magazin "Öko-Test" fest, das pünktlich zu den Festtagen 18 Sektmarken unter die Lupe genommen hat. Die Hälfte der Testkandidaten habe nicht überzeugen können, kritisiert "Öko-Test".
Große Namen wie Rotkäppchen oder Mumm fehlen im Vergleich, denn die Massenhersteller keltern nur selten nach traditioneller Flaschengärung. Und genau die stand im Fokus des Tests. Die Grundvoraussetzung ist bei beiden Methoden gleich: Eine Cuveé verschiedener Grundweine wird mit Zucker und Sekthefen versetzt und gärt dann. Bei der Produktion in großen Tanks dauert das nur 30 bis 60 Tage, in der Flasche reift die Mischung mindestens neun Monate. Außerdem wird am Ende die Hefe in einem aufwendigen Verfahren entfernt. Beim Tanksekt läuft das maschinell.
Schon kleine Temperaturschwankungen oder Lichtveränderungen können die Flaschenreifung beeinflussen, zudem wird das Aromaprofil durch den langen Kontakt mit den Hefen beeinflusst. Für Massenhersteller, die immer die gleiche Qualität liefern wollen, sind die automatisch gesteuerten Tanks attraktiver. Fraglich ist, ob ein durchschnittlicher Gaumen den Unterschied zwischen Tank- und traditioneller Flaschengärung überhaupt schmeckt. Die Sensorik-Prüfer von Öko-Test taten es auf jeden Fall.
Manche mögen's bitter
18 verschiedene Sekte, Crémants und Cavas bewerteten die Experten in Sachen Geruch, Geschmack und Mundgefühl. "Gut" oder "sehr gut" schnitten nur neun von ihnen ab. Bei den anderen bemängelten die Tester zum Teil einen unangenehmen Beigeruch, teils auch unausgewogenen oder bitteren Geschmack. Letzterer kann entstehen, wenn die Weintrauben für die Grundweine aufgeplatzt sind und Gerbstoffe übertragen.
Freixenet bekam für seinen Negro Cava wegen des bitteren Abgangs nur ein "Ausreichend", konnte das negative Testurteil aber nicht nachvollziehen. Der herbe Geschmack sei bei den Käufern besonders beliebt und daher ein Qualitätsmerkmal. Auch die Kellerei Ferrari dürfte mit dem Urteil "Ausreichend" nicht besonders glücklich sein. Mit gut 22 Euro pro Flasche Brut Trentodoc hatte Ferrari den teuersten Kandidaten im Test, den Prüfern war der Geschmack aber zu sauer und unausgewogen.
Aldi-Sekt ist Mittelmaß
Angenehm und ausgewogen mundete dagegen der Chardonnay Brut von Henkell, trotzdem fiel das Urteil am Ende nur "befriedigend" aus. Schuld war der Zuckergehalt, der etwas höher war als es die Angabe "brut" erlaubt. Das ist kein schlimmer Fehler, aber ein vermeidbarer. Positiv fiel auf, dass alle Marken mit Kohlendioxid aus der Sektgärung perlen. Zugesetzte Kohlensäure fand sich im Labor nicht.
Positiv auch: Guter Sekt muss nicht besonders teuer sein. Mit dem Brut Dargent von La Maison du Vigneron und dem Brut Rosado Cava von Capesa gehörten zwei Kandidaten für weniger als sieben Euro zu den besten. Auch zwei Bio-Sekte schnitten sehr gut ab: Der Pinot & Chardonnay Brut vom Weingut Landmann und der Pinot Blanc Öko Brut von Schloss Vaux konnten ebenfalls überzeugen. Mit dem Crémant de Loire, den Aldi Süd für 5,99 Euro verkauft, war auch ein Discounter-Sekt im Test. Die Verkoster fanden ihn allerdings etwas zu bitter und unharmonisch, deshalb fiel die Gesamtnote nur "befriedigend" aus.
Quelle: ntv.de, ino