Ratgeber

Abzocke oder Realität? TomTom-Navi für 38 Cent

Es klingt bizzar. Das mobile Navi TomTom XL Europe 31 Traffic kann man für etwa 150 Euro kaufen – oder für den Versand von zwei SMS-Kurznachrichten für insgesamt 0,38 Euro bekommen. Die Deutschen machen zwar gerne ein Schnäppchen, aber da werden selbst ausgebuffte Schnäppchenjäger misstrauisch. Wer hat heutzutage schon was zu verschenken? Und wenn doch mal, bestimmt keine Navis für 150 Euro.

Das TomTom XL Europe 31 ist Vertragsbestandteil des Big Deals bei Sparhandy.

Das TomTom XL Europe 31 ist Vertragsbestandteil des Big Deals bei Sparhandy.

(Foto: TomTom)

 

Ganz so einfach ist es dann auch nicht. Das TomTom XL ist Teil eines Handy-Vertagspaketes. Das bedeutet, dass man sich für die Dauer von zwei Jahren zwei Mobilfunkverträge ans Bein bindet. Diese versprechen keine Anschlussgebühr, keine Grundgebühr, kein Mindestumsatz, also null Kosten. Das stimmt auch tatsächlich, denn alle eventuell anfallenden Gebühren werden von den Vermittlern der Verträge erstattet. Diese heißen zum Beispiel Sparhandy, Eteleon oder Getmobile.

 

Geringe Kosten fallen meist für die Erstattung der Anschlussgebühren an, da man hierzu eine SMS oder einen Anruf im schlimmsten Fall bei einer gebührenpflichtigen 01805-Nummer pro Vertrag zu erledigen hat. Mehr als fünf Euro kommen da aber trotzdem nicht zusammen.

 

Häppchen für Häppchen

 

Der Haken bei solchen Angeboten liegt in der Restunsicherheit. Die Handyverträge werden über den Vermittler mit einem dritten Anbieter wie zum Beispiel The Phonehouse oder Talkline geschlossen. Diese berechnen pro Vertrag eine monatliche Grundgebühr von fünf bis zehn Euro. Diese erstattet zwar der Vermittler – allerdings meist nicht am Anfang auf einen Schlag sondern ebenfalls monatlich, so dass man Monat für Monat Gebühr und Gutschrift auf dem Konto zu verzeichnen hat. Wenn es einfach läuft, erfolgt die monatliche Erstattung direkt aufs Girokonto. Es gibt aber auch Anbieter, die den Betrag monatlich dem Kundenkonto gutschreiben. Die Umbuchung aufs eigene Girokonto muss man dann im Internet jedes Mal selbst veranlassen. Wird der Vermittler in dieser Zeit insolvent, bleibt man höchstwahrscheinlich auf den monatlichen Kosten sitzen.

 

Außerdem sollte man beim Abschluss eines solchen Handy-Vertragspakets die Augen offen halten und sich sämtliche mitgeschickte Unterlagen gut durchlesen. Nicht selten sind anfangs zusätzliche Tarifoptionen zugebucht, die nur in den ersten Monaten kostenlos sind und am besten gleich gekündigt werden. Tut man dies nicht rechtzeitig, hat man schon verloren, denn diese Zusatzoptionen werden automatisch kostenpflichtig und laufen teilweise für die gesamte Vertragslaufzeit von zwei Jahren.

 

Verträge besser nicht nutzen

 

Hinzu kommt noch, dass man selbst die Disziplin aufbringen muss, die Handy-Verträge gar nicht zu nutzen. Diese sind zwar häufig mit beispielsweise monatlich 50 Freiminuten oder kostenloser Telefonie am Wochenende ausgestattet. Im Endeffekt dient dies aber nur als Lockmittel, den Vertrag regelmäßig zu nutzen. Das wiederum ist nicht sinnvoll, denn hier fallen unverhältnismäßig hohe Minutenpreise von 0,29 Euro und mehr an, die dann leicht die Kosten für das Navi wieder einspielen. Am besten verwahrt man die beiden SIM-Karten an einem sicheren Ort bis die zweijährige Vertragszeit abgelaufen ist. Eventuell müssen diese bei Vertragsende zurück zum Anbieter oder es werden wiederum Gebühren fällig. Vernichten ist also nicht angesagt.

 

Ganz wichtig: Die Kündigung der beiden Handy-Verträge veranlasst man am besten zeitnah schon nach dem Abschluss. So verpasst man mit Sicherheit keine Kündigungsfristen und läuft nicht in eine automatische Vertragsverlängerung. Nach Ablauf der ersten 24 Monate erstattet der Vermittler nämlich die Grundgebühr nicht mehr.

 

Testkauf vor zwei Jahren

 

Bereits vor zwei Jahren hatte n-tv.de bereits über solche Angebote berichtet. Wir haben damals einen solchen Vertrag bei Sparhandy abgeschlossen. In diesem Fall hat alles problemlos funktioniert und das Navi war letztlich tatsächlich kostenlos. Wem die zweijährige Vertragslaufzeit zu viel Ungewissheit und damit Stress bereitet, kauft das Wunsch-Navi lieber selbst. Da hat man die freie Auswahl und kann in jedem Fall gut schlafen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen