Versicherungen Transparenz lässt Kosten sinken
14.04.2008, 14:06 UhrManche Zahlen muss man schwarz auf weiß haben, um sie richtig zu begreifen. Ab Juli müssen Versicherungen ihren Kunden die Abschluss- und Verwaltungskosten genau vorrechnen und Beträge in Euro und Cent nennen. Und diese Summen werden oft deutlich höher ausfallen, die Kunden erwarten. Auch wenn die Erkenntnis erstmal weh tut - langfristig werden die Verbraucher wohl profitieren. Denn schon jetzt drücken einige Versicherer auf die Kosten, um im Vergleich gut dazustehen.
Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rechnet schon einmal vor, welche Zahlen auf die Versicherten zukommen werden: Bei einer Lebensversicherung fallen im Schnitt vier Prozent der Abschlusssumme als Abschlusskosten an. Bei einer Einzahlung von 100.000 Euro werden also 4000 Euro vom Vermögen abgezogen.
Flatrate für die Lebensversicherung
Der erste Anbieter hat schon reagiert und bietet eine Lebensversicherung mit "Kosten-Flatrate" an, allerdings gilt das nur für Verträge mit einmaliger Kapitaleinzahlung. Pauschal müssen Kunden 300 Euro Abschlusskosten pro Vertrag zahlen, hinzu kommen Verwaltungskosten von 60 Euro pro Jahr.
"Aus Verbrauchersicht sind solche Angebote zu begrüßen, denn die Kosten sind so auf einen Blick klar zu erkennen", sagt Nauhauser. Er rechnet damit, dass weitere Versicherungen dem Beispiel folgen werden. Gleichzeitig weist er aber darauf hin, dass Verbraucher Kosten schon durch die Wahl einer günstigeren Geldanlage sparen können. Anstatt einer monatlichen Rente aus einer zuvor abgeschlossenen Rentenversicherung mit "Kosten-Flatrate" komme auch ein Auszahlplan für ein angespartes Vermögen infrage.
Verschiedene Banken bieten so etwas an, allerdings können sich Verbraucher auch selbst helfen, etwa mit einem Tagesgeldkonto, von dem die Rente aufs Girokonto überwiesen wird. Eine solche Lösung erfordert allerdings Disziplin und hat im Vergleich zur Lebensversicherung einen Nachteil: Das Geld auf dem Tagesgeldkonto reicht nicht in jedem Fall bis zum Lebensende - bei einer Lebensversicherung besteht diese Sicherheit.
Kosten sind nicht alles
Auch der Bund der Versicherten in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg rechnet damit, dass die Informationspflicht zu sinkenden Kosten für die Verbraucher führen wird. Vor allem Direktversicherer, die ohne großen Vertrieb auskommen und ihre Produkte im Internet anbieten, könnten hier vergleichsweise günstige Angebote machen. Vorstandsmitglied Thorsten Rudnik rät Versicherungskunden allerdings, nicht allein auf die Kosten zu schauen: "Die Kosten sind nur ein kleiner Baustein."
Die neuen Informationspflichten beziehen sich übrigens auch auf die Versicherungsleistungen. So müssten die Unternehmen ihren Kunden künftig alle wesentlichen Merkmale der Police in verständlicher Sprache auf zwei Seiten erläutern. "Das ist eine deutliche Verbesserung. Bisher waren wichtige Informationen häufig irgendwo im Vertrag versteckt."
Quelle: ntv.de