EC- und Kreditkarten Umstellung verzögert sich
18.03.2010, 14:40 Uhr
Der neue Chip auf der Karte bereitete anfangs viele Probleme.
(Foto: dpa)
Nach der Kartenpanne wünscht sich manch Kreditkarteninhaber die alten "Ritsch-Ratsch-Geräte" zurück. Aber ein mechanisch erstellter Durchschlag der gestanzten Kartennummer auf der Kreditkarte entspricht längst nicht mehr modernen Sicherheitsstandards. Auch der Magnetstreifen hat allmählich ausgedient. Der sogenannte EMV-Chip soll für mehr Sicherheit sorgen. Doch im Handel ist er noch nicht überall angekommen.
Hinter dem Kürzel stecken die drei Kreditgeber Europay International - heute MasterCard Europe -, MasterCard und Visa, die den Standard entwickelt haben. Sie erhoffen sich vor allem einen wirksamen Schutz gegen Missbrauch. Denn der EMV-Chip ist schwerer zu manipulieren als ein Magnetstreifen. Zudem ist keine Verbindung zu einem Sicherheitsserver mehr nötig, um die Echtheit einer Chipkarte in Verbindung mit der korrekten PIN-Nummer zu überprüfen.
Mehrheit der Geräte noch nicht umgestellt
Der zu Beginn des Jahres aufgetretene Fehler hat die Terminplanung für die Umstellung auf das sichere Verfahren im Handel allerdings zurückgeworfen. Und inzwischen hat der Einzelhandel deshalb ein handfestes Problem: Bis zum 30. Juni 2010 sollen die rund 650.000 Terminals umgestellt sein. Wie lange das dauert, ist nicht absehbar. "Zurzeit sind bereits schätzungsweise 30 Prozent der Terminals im Handel auf EMV umgerüstet", sagt Kerstin Altendorf, Pressesprecherin des Bundesverbands deutscher Banken - das bedeutet aber eben auch, dass es 70 Prozent noch nicht sind.
Eine pünktliche Umstellung bis zur Jahresmitte wird immer unwahrscheinlicher: "Wir halten den Zeitplan für nicht einhaltbar", sagt Ulrich Binnebößel, Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE). "Der Einzelhandel ist nicht bereit, die Terminals umzustellen, solange es Karten im Markt geben könnte, die den Chip-Fehler aufweisen." Seit Januar bieten die Banken und Sparkassen an Geldautomaten und in den Filialen Update-Funktionen an, seit Mitte Februar flächendeckend.
Bevor die Geräte im Handel weiter umgerüstet oder ausgetauscht werden, verlangt der HDE eine Akzeptanzsicherheit. Und erste Einzelhändler lassen die Muskeln spielen: Die Rewe-Gruppe hat angekündigt, die neue Software erst einzusetzen, "wenn diese einwandfrei funktioniert".
Keine Umstellung für Kunden
Für die Kunden ergeben sich durch die Technikumstellung keine Änderungen. "Die Ausstattung der kreditwirtschaftlichen Karten mit einem EMV-Chip hat für den Karteninhaber, den Verbraucher, keine direkten Auswirkungen beim täglichen Einsatz der Karte", sagt Altendorf. Die neuen Chipkarten können an den Terminals im Handel oder zum Beispiel auch an Tankstellen sowie an Geldautomaten genauso eingesetzt werden wie die gewohnten Magnetstreifenkarten.
"Die ausgegebenen Karten sind im Handel bis zum Ablauf des Gültigkeitsdatums einsetzbar. Bereits heute enthalten die Karten einen Chip, der bei bereits umgestellten Geräten genutzt wird", sagt Binnebößel. Bei noch nicht umgestellten Terminals wird weiter der Magnetstreifen der Kreditkarte genutzt - so war es nicht gedacht, auch wenn der Kunde keinen Nachteil haben soll.
"In beiden Fällen hat der Kunde die gleiche Sicherheit und muss nicht für Schäden haften, solange er seine PIN-Nummer geheim hält", wendet Binnebößel in Bezug auf die Kreditkarte ein. Und für das bekannte Zahlen mit der EC-Karte und Unterschrift, also das elektronische Lastschriftverfahren, gelten die Neuerungen ohnehin nicht - der Magnetstreifen auf der Karte wird weiter zum Einsatz kommen. Die zusätzliche Sicherheit, die durch den Wechsel vom Magnetstreifen auf den Chip beim elektronischen Lastschriftverfahren erreicht wird, soll später kommen.
Quelle: ntv.de, dpa