Unfall am Stauende Was Autofahrer tun können
19.06.2007, 11:24 UhrVon Alexander Klement
Auf der A14 mussten nach einem schweren Busunglück 13 Menschen ihr Leben lassen. Schuld war ein Lkw, der auf den Bus am Stauende auffuhr. Leider kein Einzelfall, wie Verkehrsexperten wissen. Immer wieder bremsen Lkw zu spät oder gar nicht und verursachen schwere Unfälle. "Der Punkt ist, dass Lkw-Fahrer oft übermüdet sind und im Halbschlaf fahren", meint Prof. Werner Brilon, Inhaber des Lehrstuhls für Verkehrswesen an der Ruhr-Universität Bochum.
Doch was kann man als Autofahrer dagegen tun? Viel jedenfalls nicht, glaubt Brilon. Ein bisschen Schadensbegrenzung ist eventuell möglich, wenn Autofahrer beim sich anbahnendem Stau nicht auf der rechten Spur fahren. "Wenn man links steht, wird man nicht von einem Lkw platt gemacht", so Brilon. Doch auch auf der mittleren und linken Spur ist man vor Stauauffahrern nicht sicher. Denn Autofahrern passiert das Gleiche wie Lkw-Fahrern. Daher rät Brilon, seine Fahrweise immer dem Verkehrsfluss anzupassen: "Man sollte sofort bremsen, wenn man erkennt, dass sich ein Stau bildet und nicht mit hoher Geschwindigkeit an das Stauende heranfahren.
Überholverbot für Lkw
Um generell den Verkehrsfluss zu verbessern, setzt sich Brilon für ein Überholverbot auf Autobahnen mit nur zwei Fahrstreifen in eine Richtung ein. Im Grunde genommen gibt es indirekt sogar schon ein Überholverbot für Lkw. Denn überholen darf laut Straßenverkehrsordnung nur, wer mit wesentlich höherer Geschwindigkeit als der zu Überholende fährt. Daher ist Brilon überzeugt, dass Lkw grundsätzlich zu schnell fahren und fast alle Überholungen illegal sind.
Als Argumente gegen ein Überholverbot führen Speditionen Militärkolonnen und Schwertransporte ins Feld. Um dem entgegenzutreten, plädiert Brilon für eine Mindestgeschwindigkeit von 80 km/h statt bislang 60 km/h auf deutschen Autobahnen - und dies nicht nur in der Ebene sondern auch bei leichten Steigungen. Außerdem könnte man die bislang geltende Geschwindigkeitsbegrenzung für Lkw von 80 km/h auf 90 km/h oder 100 km/h erhöhen, da dies ja ohnehin der Regelfall auf deutschen Autobahnen sei. "Wer diese Geschwindigkeiten nicht erreichen kann, muss als Sondertransport gekennzeichnet werden, der überholt werden darf und dem besondere Fahrzeiten in der Nacht zugewiesen werden", so Brilon.
Optimal flankiert wären die Lkw-Kolonnen auf den Autobahnen durch Abstandshalte- oder -warnsysteme, die automatisch eingreifen oder Alarm schlagen, wenn der Vordermann zu nahe kommt. Dadurch würde das Auffahrunfallrisiko deutlich sinken. Doch das hält Brilon noch für Zukunftsmusik: "Es werden allerhand Versuche mit einer Technik gemacht, dass sich die Lkw an den Vordermann ankoppeln und im angemessenen Abstand nachfahren. Doch vom Einsatz im Alltag sind wir noch weit entfernt."
Quelle: ntv.de