Ratgeber

Nie wieder schrubben? Was selbstreinigende Flächen bringen

Wischen, waschen und schrubben – kann man sich sparen, zumindest laut den Werbeversprechen von Fenster-, Fliesen- und Glasherstellern: Deren Produkte mit speziellen Hightech-Beschichtungen sollen sich selbst reinigen oder Schmutz abweisen. Doch so ganz kann man dann doch nicht auf den Putzlappen verzichten.

Eine Beschichtung mit Silverzanit gibt Fliesen antimikrobielle Eigenschaften.

Eine Beschichtung mit Silverzanit gibt Fliesen antimikrobielle Eigenschaften.

(Foto: dpa-tmn)

Im Grunde funktionieren alle Beschichtungen nach dem gleichen Prinzip: Wasser perlt oder fließt einfach ab - und damit können sich Kalk und Schmutz im Wasser nicht auf der Oberfläche festsetzen. Hier spricht ma n vom Lotuseffekt. Denn obwohl die Lotuspflanze in schlammigen Gewässern wächst, kann sie ihre Blüten makellos sauberhalten. Manche Oberflächen mit einer eingebrannten Beschichtung zerstören außerdem Schmutz, Keime und Bakterien.

Unter den keramischen Fliesen gibt es solche High-Tech-Produkte. Sie haben eine eingebrannte unzerstörbare Veredelung, die sie selbstreinigend macht und ihnen eine antibakterielle Funktion gibt. An den Fliesen mit der "HT"-Veredelung finden Kalk, Fett und Schmutz keinen Halt. Außerdem werden Keime zerstört und Gerüche lösen sich auf.

Das gelingt durch das Verfahren der Photokatalyse, bei der gesundheitlich unbedenkliches Titandioxid mit der Oberfläche der Fliese fest verbunden wird. Dieses löst eine Reaktion im Zusammenspiel mit Licht, Sauerstoff und Luftfeuchtigkeit aus.

Ein anderes Verfahren zur Veredelung von Fliesen nutzt Silverzanit, was den Platten antimikrobielle Eigenschaften gibt. Silber-Moleküle in der Oberfläche zersetzen Bakterien, Pilze und Keime. Sie verhindern auch Schimmelbildung. Ursprünglich wurde dieser Baustoff für Kliniken und Schwimmbäder entwickelt, wo Hygiene äußerst wichtig ist. Verbraucher können davon aber auch profitieren - und damit zu Hause auf aggressive Reinigungs- oder Desinfektionsmittel verzichten.

Aggressive Reiniger sind Gift

Auch schmutzabweisende Sanitärkeramik und Wannen aus Stahlemaille machen das Putzen im Badezimmer leichter. Sie haben oft eine extrem glatte Oberfläche, erläutert die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS). Schmutzpartikel und Kalk finden daran kaum Halt. Wie auch bei den speziellen Beschichtungen perlt hier das Wasser mit den gelösten Rückständen ab. Ganz ohne Putzen geht es allerdings nicht. Hier dürfen Verbraucher keine aggressiven Scheuermittel und Kalkreiniger nutzen, denn die beschädigen die Beschichtung. Milde Reiniger wie ein flüssiges Spülmittel sollten aber ausreichen.

"Im Bad sind Duschabtrennungen aus Glas mit einer wasserabweisenden Beschichtung bereits seit Jahren Standard", sagt Jens Wischmann vom VDS. Die Schicht kann bei der Herstellung der Duschwand oder auch nachträglich vom Verbraucher selbst aufgebracht werden. Die Flüssigkeiten gibt es im Sanitärfachhandel.

Die Mittel erhöhen die Oberflächenspannung des Glases - was zum Lotuseffekt führt. Die Wassertropfen finden auf diesen hydrophoben Oberflächen keinen Halt. Aber auch hier gilt: Aggressive Reinigungsmittel zerstören den Schutz. Der VDS empfiehlt zur regelmäßigen Reinigung einen Glasabzieher und ein weiches Tuch.

Regen wäscht die Fenster sauber

Bei sich selbstreinigenden Fensterscheiben putzen Regen und Sonne die Fenster. Sie haben eine Oberflächenbeschichtung aus Titandioxid, erklärt Ulrich Tschorn vom Verband Fenster + Fassade (VFF). Diese bewirke, dass organischer Schmutz wie Vogelkot unter UV-Einwirkung abgebaut werde. Dank Titandioxid die Oberflächenspannung geringer als bei herkömmlichen Produkten, so dass sich keine Tröpfchen bilden und das Wasser wie ein Film abläuft. Fachleute sprechen von einer hydrophilen Oberfläche.

Beschichtungen selbstreinigender Gläser sind dauerhaft. Aber sie können beschädigt werden wenn sie mit Silikon in Kontakt kommen, das beispielsweise als Füllmaterial für Fugen verwendet wird. "Wie gut der Selbstreinigungseffekt funktioniert, hängt auch entscheidend von den baulichen Rahmenbedingungen ab", erklärt Tschorn. Der Experte nennt ein Beispiel: Dachfenster mit größerem Neigungswinkel bleiben besser sauber als unter einem Dachüberstand eingebaute Fenster. Auf ersteren fließt das Wasser gut ab, auf letztere regnet es seltener.

Völlig reinigungsfrei wird die so behandelte Glasscheibe zwar nicht, aber die Reinigungszyklen reduzieren und vereinfachen sich erheblich. Dieser Effekt kann gerade für Hausbesitzer interessant sein, die große Glasflächen wie bei einem Wintergarten haben. Und bekommen die Scheiben nicht genug Regen ab, reicht es auch, Wasser mit dem Gartenschlauch darauf zu spritzen.

Quelle: ntv.de, ino

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