Online-Versicherungsvergleiche Was sie taugen
24.04.2008, 07:53 UhrVergleichsdatenbanken gibt es im Netz für alles Mögliche: vom Wäschetrockner bis zum Auto, vom Computer über den Kredit bis hin zur Versicherung. Die Auswahl an Webseiten, auf denen Verbraucher vergleichbare Policen verschiedener Anbieter vergleichen können, ist groß. Für Nutzer, die sich schon mit Versicherungen auskennen, können solche Seiten auch sinnvoll sein. Wer das nicht von sich behaupten kann, genießt sie aber besser mit Vorsicht - und Informationen über Personenversicherungen sollten grundsätzlich anderswo eingeholt werden.
FSS-Online, Finanzscout24, Einsurance oder Aspect-Online sind nur einige der bekanntesten unter den Vergleichsrechnern. Und nicht nur, dass es viele davon gibt, wie Michael Wortberg, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz, erläutert: "Wir haben festgestellt, dass immer mal wieder welche verschwinden" - und im Gegenzug tauchen andere auf. Das ist allerdings auf keinen Fall das Hauptargument, warum solche Seiten nur mit Abstrichen zu empfehlen sind: Nicht jede davon ist objektiv und unabhängig - immer wieder stecken Versicherungsgesellschaften dahinter.
Weil sich diese aber lediglich versteckt zu erkennen geben, müssen Nutzer ohne Vorkenntnisse schon sehr genau hinschauen, um sich nicht eine möglicherweise passgenaue, aber trotzdem zu teure Versicherung einzuhandeln: "Als Laien können Sie das nur per Trial-and-Error machen: in mehrere Rechner das gleiche eingeben und dann miteinander vergleichen", rät Michael Wortberg.
Teilweise eingeschränktes Angebot
Viele Vergleichsrechner sind zwar nicht Ableger einer einzigen Versicherung, aber sie stellen nur ein eingeschränktes Angebot dar. "Dann tauchen zum Beispiel keine Direktversicherungen auf", sagt der Experte. Das sei ein Signal, dass vor allem "provisionsorientierte" Versicherer berücksichtigt werden: Die Betreiber haben mit einigen, vielleicht sogar mit vielen Gesellschaften Verträge, durch die sie im Erfolgsfall Provisionen kassieren - aber eben nicht mit allen.
"Wo ich auf keinen Fall einen solchen Rechner nutzen würde, das ist im Personenversicherungsbereich", rät Wortberg. Vor dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung oder gar eines Vertrags zur Altersvorsorge seien einfach zu viele Fragen zu klären. "Und beim Thema Altersvorsorge muss die Suche ja auch nicht bei einer Versicherung enden."
Weitaus einfacher sei das Vergleichen bei Kfz-, Privathaftpflicht-, Hausrats- oder Wohngebäude-Policen. Wer eines von diesen Produkten wünscht und sich vorher einigermaßen damit beschäftigt hat, für den können die Vergleichsrechner laut Wortberg durchaus empfehlenswert sein.
Mehrere Berechnungen durchführen
Aber selbst dann gilt, was auch Helge Kühl grundsätzlich rät: "Man sollte sich nie nur auf eine Seite verlassen." Viele der Webauftritte seien gut, um in kurzer Zeit eine Übersicht zu bekommen, sagt der Fachmann aus Neudorf (Schleswig-Holstein), der Versicherungsmanagement für Verbände anbietet. Aber selbst die professionellen Vergleichsrechner, mit denen Versicherungsmakler arbeiten, spucken laut Kühl manchmal unterschiedliche Ergebnisse für dieselben Anfragen aus. "Dann kommt es darauf an, die Angebote genau zu studieren." Das wiederum fällt im Netz oft leicht - denn die Bedingungen sind meist hinterlegt und mit einem Klick abrufbar.
Auch Branchenvertreter raten Verbrauchern, genau hinzuschauen - und das auf mehreren Webseiten: "Vergleichen ist wichtig, denn es gibt so viele individuelle Tarifmerkmale", sagt Wolfgang Schütz von Aspect-Online aus Augsburg. Das gelte auch dann, wenn die Informationen scheinbar vollständig und grafisch gut aufbereitet sind: "Die beste Versicherung für den einen muss nicht zwangsläufig auch die günstigste für den anderen sein."
Wer sich schließlich für ein Angebot entscheidet, das er von einem oder mehreren der Rechner ausgespuckt bekommen hat, und dieses gleich online beantragen will, sollte sich zumindest ein bisschen Zeit dafür nehmen: "Drucken Sie den Online-Antrag aus, damit Sie vergleichen können, dass das, was Sie beantragt haben, auch wirklich angenommen wird", rät Wortberg.
Vermittlerregister des DIHK
Entscheidet sich der Verbraucher hingegen, doch einen Vermittler aufzusuchen, kann er dessen Seriosität getrost im Netz überprüfen: Unter vermittlerregister.info bietet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) eine Datenbank an. Darin stehen Vermittler, die vor der jeweils zuständigen Kammer unter anderem ihre persönliche Zuverlässigkeit, geordnete Vermögensverhältnisse und Sachkunde nachgewiesen haben. Der Eintrag in das Register ist schon jetzt für Branchenneulinge verpflichtend. Wer schon vor dem 1. Januar 2007 tätig war, muss sich bis Ende dieses Jahres registrieren lassen.
Quelle: ntv.de