Ratgeber

Abwärtsspirale durchbrechen Wege aus den Schulden

Mahungen sollten keinesfalls einfach ignoriert werden.

Mahungen sollten keinesfalls einfach ignoriert werden.

(Foto: Gerd Altmann, pixelio.de)

Der Überschuldungsreport 2009 des Instituts für Finanzdienstleistungen lässt tief blicken. Angesichts der Wirtschaftskrise werden im kommenden Jahr nach Einschätzung von Experten noch mehr private Haushalte in die Überschuldung geraten. Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit sind demnach die häufigsten Auslöser für Überschuldung, gefolgt von Trennung und Scheidung. In Deutschland sind rund acht Prozent der Haushalte überschuldet, so dass sie ihre laufenden finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen können. Das sind 3,3 Millionen Haushalte, die zusammen rund 120 Milliarden Euro Schulden aufgehäuft haben, oder 33.338 Euro je Haushalt.

Für viele wird auch der missglückte Start in die Selbständigkeit zur Schuldenfalle. Die meisten wollen nicht wahrhaben, dass ihr Konzept nicht aufgeht, machen die Augen zu und verdrängen, dass sie unterm Strich nur Verluste einfahren. Der Hauptgrund für Schulden ist ein niedriges Einkommen; acht von zehn überschuldeten Haushalten sind arm und verdienen weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens. "Arbeitslosigkeit ist sicherlich das Hauptproblem, aber auch andere Gründe wie Krankheit, Scheidung und andere unerwartete Lebensereignisse treiben diese Haushalte in die Schuldenspirale", so Claudia Kurzbuch, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung, im Gespräch mit n-tv.de.

Das Problem: Den Kunden wird es oft zu leicht gemacht, über die eigenen Verhältnisse zu leben. Inzwischen wird selbst in Werbeprospekten für Unterhaltungselektronik und Möbel mit Ratenkauf geworben. "Der Markt ist heute für die Unternehmen so eng, dass man hier auf sehr aggressive Absatzpolitik stößt", erläutert Kurzbuch. "Dass man das dann alles zurückzahlen muss, vergisst man sehr leicht", so Kurzbuch. Daneben gibt es weitere Finanzkaufmodelle wie die so genannte Zahlpause: Jetzt kaufen und erst in drei Monaten zahlen ist ein besonders beliebtes Modell in der Weihnachtszeit. Die Schuldnerberaterin weiß, dass diese Marketingstrategien aufgehen.

Viele suchen erst Rat, wenn nichts mehr geht

Ganz platt ausgedrückt ist man überschuldet, wenn das Einkommen nicht mehr ausreicht, um die Verbindlichkeiten zu begleichen. Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, helfen auch die gemeinnützigen Schuldnerberatungen. Allerdings werden die meistens nur in Anspruch genommen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Die Schuldnerberatung verschafft sich dann zunächst einen Überblick über die Einkommens- und Ausgabensituation und sichert das nicht pfändbare Einkommen für den Überschuldeten. "Viele zahlen aus dem nicht pfändbaren Einkommen Verbindlichkeiten und sparen dann beispielsweise am Essen", weiß Kurzbuch. Das ist natürlich nicht nötig. Zudem schreiben die Schuldnerberatungen die Gläubiger an und versuchen gemeinsam Lösungen zu finden. Im Ergebnis können das vom teilweisen Erlass der Schulden über die Streckung über einen längeren Zeitraum mit kleineren Raten bis hin zu Umschuldungsplänen die verschiedensten Maßnahmen sein.

Wenn all diese Bemühungen nicht greifen und die Gläubiger nicht verhandlungsbereit sind, ist es lohnenswert, über eine Privatinsolvenz nachzudenken. Der Gesetzgeber hat auch Privatpersonen die Möglichkeit für eine zweite Chance eingeräumt. Wer sechs Jahre lang jede zumutbare Arbeit annimmt und seinen Lohn bis auf den pfändungsfreien Teil an die Gläubiger zurückzahlt, ist danach seine kompletten Schulden los. Der Privatkonkurs muss bei Gericht beantragt werden.

Restrisiko bleibt

Schulden sind grundsätzlich nichts Schlimmes, so lange man nicht über seine Verhältnisse plant. Darüber sind sich die Kreditgeber und Schuldnerberater einig. "Allerdings ist das nicht immer möglich", meint Kurzbuch. Wer sich heute für den Kauf eines Eigenheims entscheide, ist nicht in der Lage, die Frage zu beantworten, ob er auch in einigen Jahren die Raten noch bezahlen könne. Aufgrund der Unsicherheiten am Arbeitsmarkt sei das überhaupt nicht mehr gewährleistet. Daher kommt die Schuldnerberaterin zu dem Schluss: "Das heißt, man könnte gar nichts mehr kaufen, was falsch wäre. Ein bisschen Marktrisiko brauchen auch die Verbraucher."

Quelle: ntv.de

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