Ratgeber

Pandemie, Inflation und Baugeld Wie Corona die Zinsen beeinflusst

Auch Corona kann die Baufinanzierung beeinflussen.

Auch Corona kann die Baufinanzierung beeinflussen.

(Foto: imago images/MiS)

Steigende Inzidenzen bedeuten sinkenden Zinsen - und umgekehrt. Solange die Pandemie nicht ausgestanden ist, werden die Preise für Baugeld weiter schwanken. Doch es gibt noch weitere wichtige Faktoren, die die Entwicklung im Jahr 2022 beeinflussen werden.

Seit fast zwei Jahren bestimmen die Corona-Zahlen das öffentliche Leben und die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und der Welt: Und es deutet alles darauf hin, dass dieser Trend noch eine Weile anhalten wird.

Während sinkende Inzidenzen und die damit einhergehenden Lockerungen stets auch eine gewisse Entspannung der Wirtschaftslage nach sich ziehen, bewirken die drastisch steigenden Zahlen gerade wieder das Gegenteil. Besonders deutlich zeigt sich dieses Auf und Ab bei den Bauzinsen. Anfang des Jahres waren die Inzidenzen hoch, Deutschland durchlebte gerade den zweiten Lockdown. Die allgemeine Stimmung - und die Zinsen erreichten immer neue Tiefstände.

Dann sanken die Inzidenzen. Deutschland machte sich locker - und auch mit der Laune stiegen auch die Bauzinsen: Die Werte erhöhten sich von 0,65 auf 0,95 Prozent für zehn Jahre fest. Nach dem Ende der Urlaubszeit ging es dann wieder leicht nach unten - von 0,95 auf 0,75 Prozent. Ende Oktober folgte ein Zwischenhoch von 0,95 Prozent.

Geht die Berg- und Talfahrt weiter?

Zugegeben. Die beschriebenen Zinsschwankungen von 0,3 Prozentpunkten werden nur die wenigsten Finanzierungsvorhaben verhindern. Bei einem Baudarlehen über 400.000 Euro und einer Zinsbindung von zehn Jahren senken bzw. erhöhen solche Schwankungen die Restschuld aber immerhin um rund 10.000 Euro, bei zwanzig Jahren fast sogar um das doppelte.

Die FMH Finanzberatung hatte diese Entwicklungen bereits im Dezember 2020 prognostiziert. Zwar hatten wir erwartet, dass die Bauzinsen bereits im Sommer 2021 mehr als ein Prozent betragen würden - so hoch sind die Werte dann doch nicht gestiegen. Das pandemiebedingte Auf und Ab ist allerdings - wie vorhergesehen - eingetreten. Und auch im kommenden Jahr wird sich daran wohl nicht allzu viel ändern.

Niemand kann derzeit mit Gewissheit sagen, wie sich die Corona-Zahlen in den kommenden Monaten entwickeln werden. Die Zahl der Variablen (Impfquote, Wetter, Mutationen) ist einfach zu hoch.

Allerdings gibt es noch weitere wichtige Faktoren, die die Zinsen beeinflussen - allen voran die Inflation. Und hier muss man wohl davon ausgehen, dass die allgemeine Teuerung nicht so schnell und so weit zurückgehen wird, wie die EZB dies zunächst erwartet hatte. Schuld sind zum einen der Rohstoffmangel, die weltweiten Lieferengpässe und der sich verschärfende Fachkräftemangel in vielen Branchen. Aber auch die Unsicherheit, welche Reformen die neue Regierung anstoßen wird, dürfte wenig zur Entspannung beitragen.

Je länger der Preisdruck anhält, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich auch die Bundesanleihe irgendwann verteuern wird. Und weil sich die Bauzinsen stets ähnlich entwickeln, wie die Renditen der Staatspapiere, werden wir 2022 aller Voraussicht nach wieder steigende Bauzinsen sehen. Bereits in den Sommermonaten könnten Effektivzinsen von 1,50 Prozent erreicht werden. Zum Vergleich: Aktuell liegen die Werte bei 0,9 Prozent.

Chancen nutzen und kluge Zinsentscheidung treffen

Sollte die Inflation hoch bleiben und das Geld (trotz leicht steigender Zinsen) billig, lohnt es sich weiterhin, in Immobilien zu investieren. Interessenten sollten allerdings frühzeitig mit der Suche nach dem passenden Objekt beginnen, da der Markt weiterhin angespannt ist.

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In Sachen Finanzierung scheint nach aktuellem Stand eine Zinsbindung von zehn Jahre fest ideal zu sein, wenn man der Meinung ist, dass die EZB wegen der extremen Staatsverschuldungen keine vernünftige Geldpolitik betreiben kann oder will und nur moderate Zinserhöhungen vornehmen wird.

Wer hingegen daran glaubt, dass die EZB wieder zu ihren eigentlichen Aufgaben zurückfindet und für Geldwertstabilität sorgt, der sollte sich eher für eine längere Zinsbindung entscheiden. Der Zinsunterschied zwischen zehn Jahre fest und 20 Jahre fest beträgt gerade einmal 0,4 Prozentpunkte - und ein vorzeitiger Ausstieg ist nach zehn Jahren jederzeit problemlos möglich.

Wer die Konditionen vergleichen will, kann dafür den FMH-Baugeldvergleich nutzen und kommt mit wenigen Klicks zur Liste von mehr als 50 Banken mit den besten Zinsen und Bedingungen.

Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.

Quelle: ntv.de

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