Ratgeber

Wild auf der Straße Wie man sich verhalten sollte

Mehr als 200.000 Mal pro Jahr kracht es zwischen Auto und Tier auf Deutschlands Strassen. Wildunfälle sind vor allem in der dunkleren Jahreszeit an der Tagesordnung. Für das Tier sind die Folgen meist tödlich.

Gegen Morgen und gegen Abend begegnen sich Wild und Mensch: Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause, Wildtiere auf der Suche nach Nahrung. Rund 2.000 Mal pro Jahr werden dabei auch Menschen verletzt oder gar getötet.

Ralf Huckriede ist Jäger. Rund um sein Revier bei Köln kracht es regelmäßig. Denn bei über 70 Stundenkilometer kann das Wild das Auto nicht mehr erkennen. Ganz gefährlich wird es bei Straßen, die am Wald entlang führen und diesen von Äsungsfläche abtrennen. "Das Wild läuft zum Fressen über die Straße zur Äsungsfläche und anschließend wieder zurück", erklärt Huckriede.

Ausweichmanöver meiden

Der erste Gedanke ist nicht immer der beste. Das gilt auch hier. Viele Autofahrer versuchen nämlich dem Wild auszuweichen. Dann gibt es meist Streit mit der Versicherung. "Das Ausweichmanöver führt meist dazu, dass es schwere Unfälle gibt, als wenn man einfach draufhält"; weiß Michael Brücken, Fachanwalt für Verkehrsrecht. Wurde das Wild vom Auto nicht erfasst und man trotzdem verunfallt, kann es sogar zu Beweisschwierigkeiten gegenüber der Versicherung kommen.

Das Warnschild vor Wildwechsel ist eines der am wenigsten beachteten Verkehrsschilder überhaupt. Es fordert auf, die Geschwindigkeit anzupassen. Ein Test der Dekra zeigt, dass ein Zusammenstoß mit einem Reh bei einem Tempo von nur 55 Stundenkilometern bereits zu schweren Schäden am Fahrzeug führt.

Steigende Zahl Wildunfälle

Deutschlandweit steigt die Zahl der Wildunfälle von Jahr zu Jahr an. Jeder Unfall wird bei der Polizei auf Karten markiert. Nach einem Unfall muss der Fahrer unbedingt sofort die Polizei informieren. Das hat natürlich nicht nur statistische und versicherungstechnische Gründe. Oft schafft es das schwerverletzte Wild auch noch zurück in den Wald zu flüchten. Deshalb benachrichtigt die Polizei in einem solchen Fall den Jagdpächter, der nach dem verletzten Wild suchen und es von seinen Qualen zu erlösen.

Mit Reflektoren haben die Verkehrsbehörden den Kampf gegen die zunehmende Zahl von Wildunfällen aufgenommen. Diese werden in der Nähe des Straßenrandes locker aufgehängt, so dass sie sich bewegen und das Licht der Autoscheinwerfer reflektieren. Dadurch soll das Wild auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden. Wildschweine lassen sich davon leider nur wenig beeindrucken.

Vollbremsung keine Alternative

Die meisten Fahrzeugführer versuchen mit einer Vollbremsung die Kollision zu vermeiden. Auch dies kann sich unter Umständen als verhängnisvoller Fehler herausstellen. Denn eigentlich muss sich der Autofahrer entscheiden, ob er das Tier überfährt oder durch die für den nachfolgenden Verkehr unvorhersehbare Vollbremsung andere Verkehrsteilnehmer gefährdet. "Es ist ganz klar, dass hier bei der Abwägung ein Menschenleben mehr als ein Tierleben zählt", so Verkehrsrechtler Brücken.

Vor allem im Winter, wenn der Boden festfriert, suchen die Wildtiere auch direkt neben der Fahrbahn nach Nahrung. Wo ein Tier ist, sind meist noch mehrere andere auf der Suche nach Eicheln. Dann hilft nur eins: Runter vom Gas, mit reduzierter Geschwindigkeit und besonders aufmerksam weiterfahren.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen