Tenhagens Tipps Wie sicher ist mein Geld?
08.02.2017, 13:06 Uhr
(Foto: imago/McPHOTO)
Die Deutschen besitzen rund 5000 Milliarden Euro an Geldvermögen. 1900 Mrd. davon liegen auf dem Sparbuch, dem Tagesgeld- oder Girokonto. Abgesehen davon, dass es hier kaum Zinsen gibt - wie sicher sind die Moneten dort im Falle einer Krise? "Finanztip"-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen gibt Auskunft.
n-tv.de: Bis zu welcher Höhe sind Bankeinlagen in der Europäischen Union (EU) im Falle einer Bankenpleite geschützt?
Hermann-Josef Tenhagen: Offiziell sind es 100.000 Euro pro Sparer und jeweiligem Geldinstitut. Wenn Sie auf dem Tagesgeldkonto in Bulgarien, auf Malta oder in Rumänien diesen Betrag angelegt haben, sagt die EU, dieses Geld muss geschützt sein. Das funktioniert erst einmal über die jeweiligen Länder, die dies sicherstellen sollen und wenn dies dann doch nicht gelingt, wird die EU eingreifen und versuchen, das Geld doch noch für die Sparer zu retten.
Sind also Anlagen in Bulgarien genauso sicher wie in Deutschland?
Sie sollten es zumindest sein. Dies ist aber vor allem eine politische Absichtserklärung. Als Anleger sind für mich vor allem Länder wie Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Österreich und auch Großbritannien interessant, deren Einlagensicherung auch ohne EU-Schutzschirm in normalen Zeiten funktioniert. Das ist mir persönlich lieber, als mich bei mutmaßlich weniger soliden Staaten auf die europäische Solidarität zu verlassen. So funktioniert auch unsere Finanztip-Empfehlung, nämlich: dass die Bank als solche sicher ist und dass das jeweilige Einlagensicherungssystem tragfähig ist.
Die Briten haben übrigens gerade ihre Einlagensicherung auf 85.000 Pfund erhöht – von 75.000. Der Grund ist der schwache Pfundkurs. Die Sicherung soll dadurch wieder etwa knapp 100.000 Euro entsprechen.
Für welche Anlagen gilt die Einlagensicherung?
Im Wesentlichen für Festgeld, Tagesgeld und das Girokonto, also nicht für das Aktiendepot (auch nicht für Indexfonds, sogenannte ETFs). Aktive Fonds und auch ETFs sind allerdings als Sondervermögen geschützt und wären im Falle einer Pleite der Bank vor dem Zugriff der Gläubiger sicher.
Was ist nicht geschützt?
Über die Einlagensicherung sind nicht geschützt: Aktien, Anleihen und Zertifikate der Bank. Am Beispiel Lehman-Brothers-Pleite hat sich dies ganz deutlich gezeigt. Die Lehman-Brothers-Bank, die in Deutschland tätig war, hat Festgeldkonten für institutionelle Investoren – zum Beispiel große Krankenkassen – angeboten. Diese haben aus der Einlagensicherung bis zu 200 Millionen Euro wiederbekommen. Die Kunden, die Zertifikate der Bank besessen hatten, haben hingegen nichts wiederbekommen.
Was gibt es noch für Sicherungssysteme?
Die Bausparkassen haben beispielsweise noch ein Sicherungssystem, welches auch bis 100.000 Euro bei einer Pleite geradesteht. Zudem hatten die privaten Bausparkassen noch eine zusätzliche Einlagensicherung, welche allerdings zum 1. März 2017 abgeschafft wird.
Außerdem gibt es natürlich vonseiten des privaten Bankenverbandes eine zusätzliche Absicherung. Hier wird neben der gesetzlichen Einlagensicherung Sparguthaben in Millionenhöhe abgesichert. Die Sparkassen und Volksbanken sagen, wir haben eine Institutssicherung, wir lassen keine Sparkasse oder Volksbank pleitegehen. Und damit sind dort die Einlagen im Grunde komplett gesichert.
Und wenn es knallt? Wie realistisch sind derartige zusätzliche "Versprechen"?
Wenn es eine kleine Bank betrifft, sind sie realistisch. Die 6 Milliarden Euro für Lehman konnten seinerzeit gezahlt werden. Wenn die ganz große Krise kommt und mehrere größere Banken betroffen sind, bezweifle ich die Tragfähigkeit des privaten Sicherungssystems. Denn tatsächlich ist ja gar nicht so viel Geld als Sicherheit hinterlegt, sondern es handelt sich um Zusagen der anderen Banken, dass sie die Ausfälle tragen.
Was sollten vermögende Sparer also tun?
Wer mehr als 100.000 Euro zum Anlegen besitzt, sollte diese auf verschieden, solvente Geldinstitute, zu guten Konditionen und in sicheren Herkunftsländern anlegen.
Mit Hermann-Josef Tenhagen sprach Axel Witte
Quelle: ntv.de