Rein in die Abwärtsspirale Wo Schuldenfallen lauern
18.12.2009, 07:10 Uhr
Screenshot: Notebooksbilliger.de
(Foto: notbooksbilliger.de)
"Mann, war ich brav!" Mit diesem Slogan wirbt Conrad auf der eigenen Internetseite für die Sony Playstation 3. Zwar hat Conrad nichts zu verschenken, ist aber bereit, uns beim Kauf bis Weihnachten den Betrag von 349 Euro in kleinen Raten abstottern zu lassen – und das beim Zinssatz von null Prozent und einer Laufzeit zwischen sechs und zehn Monaten.
Sogar 24 Monate Zeit hat man beim Media Markt, um seine Weihnachtseinkaufssünden zu begleichen. Zinsen sind auch hier nicht zu zahlen. Selbstverständlich gibt es auch Online-Shops, die eine Null-Prozent-Finanzierung anbieten. So wirbt beispielsweise der Elektronikversender notebooksbilliger.de mit einer unkomplizierten Beantragung, zwölf Monaten Laufzeit und einer bequemen monatlichen Ratenzahlung.
Ganz so einfach ist die Sache freilich nicht, denn die Bank, die mit dem jeweiligen Anbieter kooperiert, will natürlich schon wissen, mit wem sie es da zu tun hat. Die Null-Prozent-Finanzierung setzt natürlich eine entsprechende Bonität voraus. Neben persönlichen Daten werden hier in der Regel Wohn-, Beschäftigungs- und Vermögensverhältnisse sowie der Schuldenstand über eine Kreditauskunftei wie die Schufa abgefragt.
Monatliche Raten bleiben
Das Schlimme an solchen Aktionen ist, dass Käufer dazu neigen, Geld auszugeben, das sie nicht haben. Selbst wenn die Null-Prozent-Finanzierungsangebote keine Haken und Fallstricke durch versteckte Kosten wie eine zusätzliche Restschuldversicherung oder monatliche Kontoführungsgebühr haben, müssen trotzdem die monatlichen Raten bezahlt werden. Wem die 349 Euro für eine Sony Playstation 3 zu teuer sind, ändert daran eigentlich nichts, wenn er den Preis in 24 Raten á 14,59 Euro aufteilt.
Jemand, der zuvor nicht in der Lage ist, 15 Euro monatlich bei Seite zu legen, um sich später einen Wunsch zu erfüllen, dürfte auch kaum in der Lage sein, eine monatliche Rate in gleicher Höhe abzustottern. Bei 15 Euro klingt dies noch trivial, doch ist die Hemmschwelle erst einmal gefallen, kann sich schnell ein Dominoeffekt einstellen. Die nächsten kleinen Raten lachen an jeder Ecke – egal ob es der neue Kühlschrank, eine Waschmaschine oder der schicke Flachbildfernseher ist. Für sich genommen sind die Raten klein, zählt man die Verpflichtungen aber zusammen, kann daraus ein schönes Häufchen Schulden werden.
Große Käufe, hohe Raten
Natürlich endet der Konsumrausch hier nicht. Was im Kleinen geht, geht auch im großen Stil. So wirbt beispielsweise die Möbelhaus-Kette Höffner damit, immer eine Null-Prozent-Finanzierung anzubieten. Die 10.000 Euro teure Küche kann dann in 48 kleinen Monatsraten in Höhe von nicht mal 210 Euro abgezahlt werden.
Im nächsten Schritt kommt dann das Null-Leasing oder die Null-Finanzierung eines Autos. Wer kann es sich heutzutage auch schon leisten, einen Mittelklassewagen für 20.000 oder 30.000 Euro einfach bar zu bezahlen? Die logische Konsequenz für viele ist nicht etwa zu einem günstigeren oder kleineren Auto zu greifen, sondern das Auto zu finanzieren. Die beworbenen günstigen Raten sind oft nur mit einer höheren Anzahlung oder Abschlusszahlung zu realisieren. Will oder kann man diese nicht bezahlen, fallen die Raten höher aus.
In der Summe kommen so schnell hunderte Euro zusammen, die monatlich beglichen werden müssen. Hier lauert dann schon die nächste Falle. Sind die monatlichen Verpflichtungen so hoch, dass sie die Einnahmen übersteigen, rutscht das Girokonto immer weiter in die Miesen.
Bei der Kontoeröffnung räumen die meisten Banken den Kunden bereitwillig einen Kreditrahmen von zwei bis drei Monatsgehältern ein. Dieser flexible Dispositionskredit ist bei den meisten Banken allerdings sehr teuer. Zinssätze in Höhe von über zehn Prozent pro Jahr sind mehr die Regel als die Ausnahme.
Tückische Karten

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Freiheit und Flexibilität versprechen auch Kreditkarten. Die gängigste Form der in Deutschland anzutreffenden Kreditkarte ist noch harmlos. Hier werden die Abbuchungen einen Monat gesammelt und dann erst vom Girokonto abgebucht. In sich haben es allerdings sogenannte Revolving Kreditkarten. Die dahinter steckenden Kreditkarten-Konten ermöglichen eine Rückzahlung in Raten – nur wahlweise fünf oder zehn Prozent des offenen Betrages werden monatlich abgebucht. Die hier anfallenden Zinsen sind in der Regel ähnlich hoch wie beim Dispokredit.
Grundsätzlich sollte man beim Abschluss eines Ratenkredites nicht nur auf den Effektivzinssatz schielen. Der sollte zwar alle Kosten im Zusammenhang mit dem Kredit beinhalten, im Falle von zusätzlich abgeschlossenen Versicherungen ist dies aber oft nicht der Fall. Auf den ersten Blick mag der Abschluss einer Restschuldversicherung im Zusammenhang mit einem Ratenkredit sinnvoll erscheinen. Diese springt wahlweise bei Tod, Arbeitslosigkeit und anderen Unwägbarkeiten des Lebens ein. Verbraucherschützer halten sie dennoch für entbehrlich, da sie zum einen viel kostet und zum anderen der finanzierte Gegenstand als Absicherung für den Kredit ausreichend ist.
Unverschuldet überschuldet
Neben der selbst verschuldeten Überschuldung gibt es auch viele Gründe für, warum Menschen finanziell das Gleichgewicht verlieren. Der häufigste ist laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes Arbeitslosigkeit. Trennung, Scheidung und Tod eines Partners haben ebenfalls oft finanzielle Folgen ebenso wie ein Unfall, eine Krankheit oder Suchtprobleme.
Quelle: ntv.de