Nordrhein-Westfalen Feuchte Wärme lässt Pilze sprießen
21.09.2025, 04:18 Uhr
Der Herbst lässt Steinpilze und Co. wachsen. Wo Pilz-Erkennungs-Apps ihre Grenzen haben, wie man einen zu alten Pilz erkennt und wo Sammeln verboten ist: Experten geben Tipps für sicheres Sammeln.
Aachen/Wermelskirchen (dpa/lnw) - Nach feuchtem Start in den September nimmt die Pilzsaison in nordrhein-westfälischen Wäldern Fahrt auf. "Bislang ist das Aufkommen eher verhalten gewesen, aber so langsam findet man in den hiesigen Mittelgebirgen wieder die klassischen Speisepilze vom Champignon bis zum Röhrling", sagt Wilfried Collong, Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie aus Wermelskirchen im Bergischen Land. Vor allem der trockene August habe die Saison ausgebremst: "Dabei hatten wir im Juli schon eine ungewöhnlich große Menge an Spätsommerpilzen wie Täublinge und Röhrlinge."
Letztere sind auch dem Förster und Pilzkenner Andreas Wintraken bereits in seinem Revier in dieser Saison vielfach begegnet. "Jetzt im Spätsommer beginnen wieder die Klassiker wie Steinpilze und Maronen zu spießen", sagt der Förster des Landesbetriebs Wald und Holz.
Damit Pilzesammeln ein Vergnügen wird
Sorgen bereite ihm dabei, dass Pilzvergiftungen immer häufiger seien: "Ich habe auch schon wieder den ein oder anderen giftigen Pilz aus den Körben von Sammlern gefischt", sagt er. Pilze für den Verzehr zu sammeln, sollte man daher nur, wenn man sich gut genug auskennt, rät Wald und Holz in einer Mitteilung. Einige Pilze haben giftige Doppelgänger: So könne eine Verwechslung des Knollenblätterpilzes mit dem ungiftigen Champignon tödlich enden.
Nicht auf Pilz-Apps verlassen
Immer wieder sammeln die Leute auch Pilze, die schon zu alt sind, ergänzt Wintraken. Es drohten Magenprobleme. Rat des Experten: "Wenn man auf den Hut klopft und eine Delle bleibt, ist der Pilz schon zu alt."
Skeptisch blickt Wintraken auf Pilzerkennungs-Apps auf dem Smartphone, die immer weiter verbreitet werden: "Nicht alle Merkmale lassen sich über ein Foto erfassen", so Wintraken. So seien Pilze manchmal auch über den Geruch zu identifizieren: Während etwa der essbare Violette Rötelritterling eher wohlriechend sei, sei der ihm ähnliche Bocksdickfuß giftig. "Und der riecht nach Ziege", weiß der Pilzfachmann.
Welche Regeln gibt es für Pilzsucher?
Generell ruft der Förster dazu auf, mit Umsicht in die Pilze zu gehen: Erlaubt sind in etwa ein Kilo pro Person - und nicht für den Verkauf. "Und bitte nicht alles rausrupfen und erst am Parkplatz bestimmen", sagt er. An vielen Orten gibt es Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, die ihre Hilfe bei der Bestimmung von Pilzen anbieten oder geführte Sammeltouren organisieren.
Pilzesammeln sei in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden, teilt auch das NRW-Verbraucherministerium mit. Verboten ist das Sammeln demzufolge generell in Naturschutzgebieten. Der Kreis Olpe, in dem aktuell Eindämmungsmaßnahmen zur Schweinepest laufen, weist zudem ausdrücklich darauf hin, dass Pilzsammler der Sperrzone rund um Kirchhundem fernbleiben. Dort darf der Wald außerhalb der Wege nicht betreten werden, um die Wildschweine nicht aufzuscheuchen oder die Erreger zu verbreiten.
Auch stehen bestimmte Pilze, wie der Kaiserling, unter speziellem Schutz. Auswahl gibt es dennoch reichlich: Von den mehr als 5.000 Arten von Großpilzen, die es in NRW gebe, gelten rund 200 als genießbar.
Und wie wird die Pilzsaison?
Pilzexperte Collong von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie geht davon aus, dass die steigenden Temperaturen in den feuchten Wäldern nun optimale Bedingungen für das Wachstum weiterer Speisepilze schaffen: Gute Wetterbedingungen seien aber keine Garantie für ein gutes Pilzjahr. "Im vergangenen Jahr war es warm und nass und doch blieb das Pilzaufkommen vergleichsweise mager", so Collong. "Vieles rund um das Fruchtwachstum der Pilze verstehen wir einfach noch nicht", so der Experte.
Quelle: dpa