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Borussia Dortmund Ohne Knipser, aber mit Klopp

Jürgen Klopp ist Dortmunds einziger Star.

Jürgen Klopp ist Dortmunds einziger Star.

(Foto: REUTERS)

Was ist neu?

Neu ist in Dortmund in dieser Saison vor allem eines: Die Stadionwurst. Nachdem im Herbst 2008 ruchbar geworden war, die bisherige Brötchenbeilage entstamme in Teilen der Tönnies'chen Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück, wurde zur neuen Saison ein anderer Wurstlieferant aus Rheda-Wiedenbrück aufgetan. Das ist aus fußballideologischen Erwägungen natürlich zu begrüßen. Die Großfahndung nach einem neuen Champions Partner scheint die BVB-Verantwortlichen aber davon abgehalten zu haben, die Suche nach personellen Verstärkungen intensiv voranzutreiben.

Gründlich umgeschaut hat man sich deshalb nur bei aktuellen oder künftigen Zweitligisten: Von Aufsteiger Mainz kam mit Markus Feulner ein alter Spezi von Coach Jürgen Klopp, vom Zweitligazehnten Rot Weiss Ahlen mit Kevin Großkreutz ein Offensivtalent, von 1860 München mit Sven Bender ein Talent fürs defensive Mittelfeld, von Erstligaabsteiger Energie Cottbus ein ein Fan-Ehrungen schwänzender Angreifer namens Dimitar Rangelov. Zum ersten Mal im deutschen Fußball aktiv ist einzig Welttorjäger Lucas Barrios, den sich der BVB deshalb mehr kosten ließ als die anderen Neuzugänge zusammen.

Was bringt das?

Nach dem Abschied von Alex Frei steht fest, dass Dortmund ohne einen erwiesenermaßen bundesligatauglichen Angreifer in die neue Saison geht. Die potenziellen Frei-Nachfolger heißen Rangelov und Barrios. Allzu große Hoffnung, dass diese den Schweizer adäquat ersetzen können, sollte man sich nicht machen. Schon im letzten Jahr zeigte sich beim Tausch von Mladen Petric gegen Mohamed Zidane, dass Coach Klopp bei seiner Stürmerwahl nicht unbedingt ein glückliches Händchen hat. Dass es diesmal anders läuft, daraus lässt noch am ehesten Barrios hoffen. Der 24-jährige Argentinier wechselt vom chilenischen Club Colo Colo nach Dortmund, darf sich Welttorjäger nennen und traf bei seinem ersten Pflichtspiel für den BVB sogleich ins Schwarze. Barrios - Spitzname "Panther", 1,89 Meter groß und technisch beschlagen - könnte der Star werden, der Dortmund seit dem Abschied von Tomas Rosicky fehlt - oder der nächste argentinische Angreifer, der sich im BVB-Dress für ein Engagement beim VfL Bochum empfiehlt.

Stürmer Lucas Barrios könnte der zweite werden.

Stürmer Lucas Barrios könnte der zweite werden.

(Foto: dpa)

Die anderen Neuzugänge dienen dazu, den eingespielten Kader aufzufüllen. Dimitar Rangelov dürfte sich mit Mohamed Zidan und Nelson Valdez darum streiten, wer neben Barrios die Chancen vergeben darf. Markus Feulner, dessen bisherige Bundesligagastspiele in München und Köln scheiterten, ist mit 27-Jahren ein Talent im besten Fußballalter - und sieht sich selbst als Sechser mit Offensivqualitäten. Bedarf hat Dortmund auf dieser Position allerdings nur, wenn der etatmäßige Mittelfeldaufräumer und -antreiber Sebastian Kehl verletzt ausfällt, was relativ häufig passiert. Sven Bender (20) und Kevin Großkreutz (21) sind talentierte Ergänzungsspieler.

Wie ist die Stimmung?

Als am Ende der vergangenen Saison das Trainerkarussell auf einmal so richtig in Fahrt kam, malte mancher Borussenfan folgendes Schreckensszenario an die Wand: Jürgen Klopp würde kurzerhand aufspringen, "Tschö mit ö!" oder ähnlichen Schmus rufen und wahlweise an die Elbe oder Isar wechseln. Als Ersatz würde irgendein Trainerleichtgewicht vom Schlage eines Thomas Doll vor dem Signal Iduna Park abgeworfen werden oder Udo Lattek irgendwie aus der Trainergruft entkommen - und die Borussia in eine schwarzgelbe Zukunft voller Mittelmaß führen. Diese Befürchtung kann, Stand 6. August, als unbegründet gelten, die Stimmung also entsprechend gut sein.

Das Problem: Die Mannschaft wurde nicht wirklich verstärkt, sondern vor allem personell breiter aufgestellt. Außerdem schmeckt die neue Wurst nicht. Leute, die es wissen müssen, sprechen nach ersten Tests von einem "Block Fett im Brötchen" - und loben die alte Schalker Wurst.

Wie wollen sie spielen?

Genau so, wie es sich Jürgen Klopp wünscht und wie zum Abschluss der Vorsaison nochmal an der Tür zum internationalen Geschäft geklopft wurde, also: Tempofußball im 4-4-2-System mit Mittelfeldraute. Klopp verlangt von seinem Team schnelles Umschalten bei Balleroberungen und -verlusten sowie permanentes Pressing gegen den Ball, sollte den mal der Gegner haben.

Nicht ausgeschlossen scheint, dass Jürgen Klopp in der zu befürchtenden Stürmernot zeitweilig auf das in Mainz erprobte 4-3-2-1 setzt. Wer dann in den Angriff muss, wird ausgewürfelt.

Wo geht's hin?

Solch bittere Minuten wie am Ende der letzten Saison werden die Dortmunder Fans nicht noch einmal erleben müssen. Dass der BVB erneut bis zum letzten Spieltag die Chance auf einen internationalen Startplatz haben wird, scheint ausgeschlossen. Die Mannschaft ist zwar bestens eingespielt und abgesehen von Sturm und Rechtsverteidigung gibt es auf allen Positionen qualitative Alternativen, aber deshalb nicht wirklich besser als im letzten Jahr. Die in der vergangenen Saison vor sich hin schwankende Konkurrenz hingegen schon. Mit Bremen und Leverkusen und auch Hoffenheim wird wieder zu rechnen sein. Nach dem Absturz der Hertha auf Platz dreizehn (trotz Rückkehr von Dieter Hoeneß am 23. Spieltag als Präsident, Manager und Trainer in Personalunion) wird es nach 20 Unentschieden und zwei Saisonniederlagen diesmal nur zu Platz sieben reichen, immerhin knapp vor Schalke.

Ihr Saisonhighlight werden die BVB-Fans deshalb am 32. Spieltag erleben: Beim Gastspiel in Nürnberg wird Knipser Nelson Valdez sein fünftes Saisontor erzielen und seine Trefferausbeute für den BVB damit auf 15 schrauben - jene Trefferzahl, die der Paraguayer schon für seine erste Saison in Dortmund angekündigt hatte. Wissen Sie gar nicht mehr? War auch schon 2006/07.

Was ist das größte Problem?

Abseits des Platzes die neue Wurst, auf dem Rasen der Verkauf von Alexander Frei. Mit dem Schweizer hat der einzige Spieler den BVB verlassen, der in den vergangenen Spielzeiten konstant als Torschütze und Vorbereiter zu glänzen wusste. In 74 Ligaspielen erzielte der Schweizer 34 Tore und gab Vorlagen zu 16 Treffern. Anekdötchen: Mit 4 Millionen Euro war er 2006 genauso teuer wie Nelson Valdez.

Wer ging, wer kam?

Hin: Lucas Barrios (CSD Colo Colo/4,5 Millionen Euro), Kevin Großkreutz (Rot-Weiss Ahlen), Mats Hummels (Bayern München/4,2 Millionen/war zuvor ausgeliehen), Sven Bender (im Tausch mit Antonio Rukavina), Markus Feulner (FSV Mainz 05), Dimitar Rangelow (FC Energie Cottbus/1 Million), Yasin Öztekin, Marcel Höttecke, Julian Koch, Christopher Kullmann (alle Borussia Dortmund II), Marc Hornschuh (eigene Junioren)

Und weg: Alexander Frei (FC Basel/4,25 Millionen), Kevin-Prince Boateng (Tottenham Hotspur/war ausgeliehen), Markus Brzenska (FC Energie Cottbus/war ausgeliehen/400.000), Young-Pyo Lee (Al Hilal Riad), Giovanni Federico (Arminia Bielefeld/war ausgeliehen), Antonio Rukavina (TSV München 1860/im Tausch mit Sven Bender), Daniel Gordon (Rot-Weiss Oberhausen), Christopher Nöthe (SpVgg Greuther Fürth/war zuvor ausgeliehen/100.000)

Und die anderen?

VfL Wolfsburg
FC Bayern München
VfB Stuttgart
Hertha BSC
Hamburger SV
Borussia Dortmund
TSG Hoffenheim
FC Schalke 04
Bayer 04 Leverkusen
SV Werder Bremen
Hannover 96
1. FC Köln
Eintracht Frankfurt
VfL Bochum
Borussia Mönchengladbach
SC Freiburg
FSV Mainz 05
1. FC Nürnberg

Quelle: ntv.de

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