VfL Wolfsburg Meisterteam mit neuem Meistercoach
07.08.2009, 10:45 Uhr
Prächtige Stimmung: Der neue Trainer, Armin Veh, und Strürmer Grafite.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Was ist neu?
In Wolfsburg haben sie die Monarchie wieder abschaffen müssen, notgedrungen. "König" Felix Magath hat nach zwei Jahren Aufbauarbeit in der Autostadt entschieden, seinen Pfefferminztee fortan anderswo schlürfen zu wollen und sich als Meistercoach nach Gelsenkirchen verabschiedet. Immerhin: Magath ist der einzige Leistungsträger, der dem VfL abhanden gekommen ist. Die Stammmannschaft, die mit einer formidablen Rückrunde (14 Siege, 1 Remis, 2 Niederlagen) zum ersten Titel in der Wolfsburger Vereinsgeschichte gestürmt war, konnte komplett gehalten werden. Um dem neuen Alleinherrscher Armin Veh, der wie Magath als Trainer, Manager und Geschäftsführer agieren wird, den Einstand in Wolfsburg zu versüßen, wurde die ohnehin schon beste Offensive der Liga mit Stürmer Obafemi Martins und den kreativen Mittelfeldleuten Thomas Kahlenberg und Karim Ziani weiter verstärkt. Für die Abwehr kam Linksverteidiger Fabian Johnson von 1860 München.
Was bringt das?
Die Wölfe werden unter Armin Veh nicht mehr so ausrechenbar sein wie in der Meistersaison. Das kann dem Spiel des VfL nur gut tun, schließlich fanden die Gegner – vom Lausitzer Giganten Energie Cottbus mal abgesehen - schon in der Rückrunde kein Mittel gegen die langen Bälle von Mittelfeldregisseur Zvjezdan Misimovic in die Sturmspitze, wo Grafite und Edin Dzeko wahlweise direkt vollstreckten oder sich die Bälle nach Belieben gegenseitig auflegten. Mit dem 24-jährigen Nigerianer Obafemi Martins hat Veh den geforderten dritten Topstürmer bekommen und damit im Angriff ein selbstverschuldetes Luxusproblem.

Sie zaubern schon wieder: Mittelfeldregisseur Zvjezdan Misimovic beim Pokalsieg beim SV Wehen Wiesbaden.
(Foto: dpa)
Im Mittelfeld erhofft man sich vom spielstarken Algerier Ziani und oder dem kreativen Dänen Kahlenberg, die sich der VfL zusammen knapp 9 Millionen Euro kosten ließ, mehr Impulse von der rechten Außenbahn. Auf links dürfte Nationalspieler Christian Gentner gesetzt sein, der in der vergangenen Saison prächtig mit Linksverteidiger Marcel Schäfer harmonierte. Sollte Nationalverteidiger Schäfer mal ausfallen, steht künftig mit Fabian Johnson ein U21-Europameister als Ersatz parat.
Wie wollen sie spielen?
Eigentlich so wie in der Meistersaison, nur ein wenig anders. Heißt konkret: mit einem klassischen 4-4-2 und Mittelfeldraute, aber variablerem Kurzpassspiel als unter Magath . Im Sturm dürfte der 54-Tore-Sturm mit Grafite und Dzeko zunächst gesetzt sein. In Szene gesetzt werden sie wie gehabt von Misimovic sowie den Außen Gentner und Ziani/Kahlenberg. Der Brasilianer Josue räumt als Sechser im Mittelfeld ab, was abzuräumen ist. Die Außenverteidiger Schäfer (links) und Sascha Riether (rechts) sorgen für zusätzlichen Druck aus der Abwehr. Vor Torwart Diego Benaglio ist Weltmeister Andrea Barzagli als Innenverteidiger gesetzt.
Wie ist die Stimmung?
Recht prächtig. Zwar ging der inoffizielle Supercup gegen Nordrivale Werder Bremen im eigenen Stadion verloren, aber an Heim-Pokalpleiten gegen die Schaaf-Elf beginnt man sich in Wolfsburg zu gewöhnen. Ansonsten hat der VfL in den Testspielen und auch in der ersten Pokalrunde gezeigt, dass mit dem Meister wieder zu rechnen sein wird. Coach Veh, der mit Frau und Hund George aus Augsburg nach Niedersachsen übersiedelt, scheut sich nicht, die Erwartungen weiter zu schüren: "Wir wollen ganz oben mitspielen, das ist unser Anspruch." Den Fans gefällt das, wie die rege Nachfrage nach Dauerkarten zeigt. 21.500 Anhänger wollten möglichst alle Heimspiele des Meisters sehen. Bei dieser vereinsinternen Rekordmarke stoppten die "Wölfe" schließlich den Verkauf der Saisontickets. Es passen ja insgesamt nur 30.000 Zuschauer ins Stadion.
Was ist das größte Problem?
Zvjezdan Misimovic, in der Meistersaison mit 20 Vorlagen bester Vorbereiter der Liga, fühlt sich offenbar auch selbst zum Torjäger berufen. Beim 4:1 im Pokal gegen den SV Wehen Wiesbaden bereitete "Zwetschge" nur ein Tor vor und traf selbst doppelt, auch in den Testspielen netzte er fröhlich ein. Wenn es also schlecht läuft für den VfL, dann lauert künftig eine Dreierkette mit Misimovic, Grafite und Dzeko am gegnerischen Strafraum auf Traumpässe aus dem Mittelfeld, die niemand schlägt.
Wo geht's hin?
Das Erreichen des internationalen Geschäfts ist Pflicht für die Wölfe. Die Mannschaft ist eingespielt und gezielt verstärkt worden. Abzuwarten bleibt, wie der VfL die Doppelbelastung aus Meisterschaft und Champions League wegstecken wird. Sorgen bereiten weniger die englischen Wochen, die der VfL aus der Vorsaison gewöhnt ist. Zum Problem könnten vielmehr die zu erwartenden Rückschläge auf internationalem Parkett werden, wenn die Gegner nicht Bochum und Bayern, sondern Barcelona und Chelsea heißen. Das Unternehmen Königsklasse wird auch zu einer Herausforderung für Armin Veh, der in der Champions League noch etwas gutzumachen hat. Nach dem Meistertitel mit dem VfB Stuttgart 2007 geriet die CL-Vorrunde mit 3 von 18 Punkten und 7:15 Toren zu einem peinlichen Gegurke.
Wer kam, wer ging?
Hin: Obafemi Martins (Newcastle United/10,5 Millionen Euro), Karim Ziani (Olympique Marseille/5,0 Millionen), Thomas Kahlenberg (AJ Auxerre/4,0 Millionen), Fabian Johnson (1860 München/1,1 Millionen), Daniel Baier (FC Augsburg/war ausgeliehen), Jonathan Santana (San Lorenzo/war ausgeliehen)
Und weg: Yoshito Okubo (Vissel Kobe/1,5 Millionen), Cédric Makiadi (SC Freiburg/900.000), Caiuby (MSV Duisburg/ausgeliehen), Rick Hoogendorp (SVV Scheveningen), Patrick Platins (Ziel unbekannt), Christopher Lamprecht (Holstein Kiel), Alex, Kamani Hill (beide Vitoria Guimarães), Sergiu Radu (Energie Cottbus), Vlad Munteanu, Mahir Saglik, Alexander Laas (alle VfL Wolfsburg II)
Und die anderen?
VfL Wolfsburg
FC Bayern München
VfB Stuttgart
Hertha BSC
Hamburger SV
Borussia Dortmund
TSG Hoffenheim
FC Schalke 04
Bayer 04 Leverkusen
SV Werder Bremen
Hannover 96
1. FC Köln
Eintracht Frankfurt
VfL Bochum
Borussia Mönchengladbach
SC Freiburg
FSV Mainz 05
1. FC Nürnberg
Quelle: ntv.de