Sport

Hertha BSC Arm und kein bisschen sexy

Was ist neu?

Dieter Hoeneß, der allmächtige Eigenbrötler in der Chefetage, ist von Bord gegangen. Mit Michael Preetz als Geschäftsführer Sport präsentieren sich die Kluboberen wieder als ein Team, das geschlossen die schwierige Aufgabe angeht, die Hertha mit geringen finanziellen Mittel mittelfristig im oberen Bereich der Tabelle zu etablieren.

Trainer Favre blickt sorgenvoll in die Zukunft. Hoffentlich hat Maskottchen Herthinho eine psychologische Ausbildung.

Trainer Favre blickt sorgenvoll in die Zukunft. Hoffentlich hat Maskottchen Herthinho eine psychologische Ausbildung.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Was bringt das?

Ruhe, die Lucien Favre dringend braucht. Der akribische Analytiker – sein Hang zu nächtlichen DVD-Sessions mit Spielen kommender Gegner oder geplanter Neuverpflichtungen ist legendär – kann von der überragenden letzten Saison, in der die Hertha kurzzeitig sogar als ernsthafter Anwärter auf den Titel galt, nicht profitieren. Im Gegenteil.

Weil die Champions League-Qualifikation in den letzten drei Spielen verschenkt wurde, ist kein Geld für den Ersatz der von Bord gegangenen Leistungsträger Simunic, Voronin und Pantelic da. So muss der Schweizer aus den begrenzten personellen Möglichkeiten das Optimum herausholen. Weil er bewiesen hat, dass er dazu in der Lage ist, ist auch im Falle des Misserfolges kein Murren im Verein zu befürchten. Man vertraut dem 51-Jährigen, und er wird es mit guter Arbeit zurückzahlen.

Wie ist die Stimmung?

Misstrauisch. Die Bilder aus der letzten Saison sind noch präsent - das ausverkaufte Olympiastadion im letzten Spiel gegen Schalke 04, euphorische Fans mit der Papp-Meisterschale in der Hand, so etwas wie Fußballbegeisterung in einer Stadt, die sich nie in ihre Hertha verliebt hat. Aber die Befürchtungen sind groß, dass all dies nur ein flüchtiger Moment gewesen sein könnte, und die Hertha sich wieder in eine graue Maus verwandelt. Zudem lastet der harte Kern der Fans in der Ostkurve dem nicht gerade als Mann des Volkes bekannten Favre den Weggang der beliebten Stars Pantelic und Simunic an. Bei einem Misserfolg könnte sich der Unmut also schnell gegen den Trainer richten.

Moment, verweile doch ... hoffentlich haben sich die Hertha-Fans diese Augenblicke gut eingeprägt.

Moment, verweile doch ... hoffentlich haben sich die Hertha-Fans diese Augenblicke gut eingeprägt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Wie wollen sie spielen?

Das Prunkstück des von Favre bevorzugten 4-4-2 ist die Doppelsechs mit dem torgefährlichen Cicero und dem Riesentalent Gojko Kacar. Rechtsaußen Ebert ist ein schlampiges Genie, liefert aber immer zuverlässig verwertbare Bälle für den Sturm. Dort scheint nur Favres Lieblingsschüler Raffael als hängende Spitze gesetzt. Davor hat Wichniarek zwar einen Startvorteil, aber die jungen Domovchiyski, als Joker in der letzten Saison drei Mal erfolgreich, und Chermiti bekommen sicher ihre Chancen.

Vor dem sicheren Torhüter Drobny ist der Platz neben Kapitän Friedrich in der Innenverteidigung noch zu vergeben, auf außen muss wohl Marc Stein links Neuzugang Janker weichen. Rechts soll Piszczek mit seinem Vorwärtsdrang für Wirbel sorgen.

Was ist das größte Problem?

Mit dem Weggang von Josip Simunic hat die Hertha an Stabilität in der Abwehr verloren. Er fungierte als Staubsauger für die vielen Flanken, die aufgrund der schwachen Außenverteidigung in den Strafraum segelten. Seine Ruhe und Übersicht im Spielaufbau wird gerade angesichts der hohen Fehlpassquote der jungen Spieler fehlen. Fraglich ist auch, wer die Tore machen soll. Wegen der klammen Vereinskassen durfte Favre nur wenig investieren, und so musste er mit dem Kauf des alternden Artur Wichniarek, der schon einmal grandios in Berlin gescheitert ist, ein hohes Risiko gehen.

Wo geht’s hin?

Bonjour Tristesse. Die Hertha wird nicht noch einmal so überraschen können, wie in der vergangenen Spielzeit. Während die Konkurrenz teils massiv investiert hat, müssen die Berliner kleine Brötchen – pardon, Schrippen – backen, und so bleibt den Hauptstädtern nur ein bescheidener Platz zwischen acht und zwölf.

Hin: Artur Wichniarek (Arminia Bielefeld/700.000 Euro), Nemanja Pejcinovic (FK Rad Belgrad/ausgeliehen), Christoph Janker (1899 Hoffenheim), Fanol Perdedaj (eigene Junioren)

Und weg: Josip Simunic (1899 Hoffenheim/7 Millionen), Rodnei (1. FC Kaiserslautern/ausgeliehen), André Lima (Botafogo Rio de Janeiro/ausgeliehen), Andrej Woronin (FC Liverpool/war ausgeliehen), Christian Fiedler (Karriereende), Marko Pantelic, Sofian Chahed, Marko Babic (alle Ziel unbekannt)

Und die anderen?

VfL Wolfsburg
FC Bayern München
VfB Stuttgart
Hertha BSC
Hamburger SV
Borussia Dortmund
TSG Hoffenheim
FC Schalke 04
Bayer 04 Leverkusen
SV Werder Bremen
Hannover 96
1. FC Köln
Eintracht Frankfurt
VfL Bochum
Borussia Mönchengladbach
SC Freiburg
FSV Mainz 05
1. FC Nürnberg

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen