Eintracht Frankfurt Raus aus dem Mittelmaß?
07.08.2009, 09:53 Uhr
Aufregender Typ? Michael Skibbe.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Was ist neu?
Der Trainer. Die Fans in Frankfurt fanden Friedhelm Funkel zu langweilig, taten das lautstark kund – bis die Vereinsführung schließlich einknickte und Funkel beurlaubte. Jetzt trainiert Michael Skibbe die Mannschaft. Ob der ein aufregenderer Typ ist, sei dahingestellt. Jedenfalls verspricht er den in Frankfurt seit jeher ungeduldigen Fans das, was sie hören wollen: offensiven, attraktiven Fußball, mehr Spektakel.
Was bringt das?
Die Frage, wie er das mit dem Kader schaffen will. Der in der Vorbereitung verletzte griechische Stürmer Ioannis Amanatidis bringt die Sache auf den Punkt: "Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, ist alles für den Arsch", zitiert ihn die "Frankfurter Rundschau". Das Team, das die vergangene Saison auf Platz 13 beendete, ist im Kern zusammengeblieben. Mit Maik Franz (27), dem bundesweit beliebten Innenverteidiger aus Karlsruhe, und Selim Teber, in Hoffenheim aussortierter Mittelfeldspieler, hat der Klub sinnvolle Ergänzungen geholt. Aber ob sie auch wirkliche Verstärkungen sind? Und da ist da noch Ralf Fährmann. Der 20-jährige Ex-Schalker gilt als eines der hoffnungsvollsten Torwarttalente des Landes – und hat sich im Trainingslager erst einmal die Hand gebrochen. Nun ist Oka Nikolov (35) die Nummer eins. Auf der anderen Seite hat mit Michael Fink (27) ein Führungsspieler den Verein verlassen. Er kickt jetzt mit Besiktas Instanbul in der Champions League.
Wie ist die Stimmung?
Durchwachsen. Die Freude darüber, dass Funkel weg ist, ist auch bei den Fans einer gewissen Ernüchterung gewichen. Auch sie dürften erkannt haben, dass es für die Eintracht nie und nimmer für die internationalen Plätze reichen dürfte. Das liegt an spielerischen Qualität der Mannschaft. Die fehlt nämlich. Und am Geld. Das fehlt auch. Die Wirtschaftskrise bringt den Klub aus der Bankenstadt um seine Einnahmen. Manager Heribert Bruchhagen, der starke Mann der Eintracht, beklagt, dass die Verkäufe der teuren Plätze im Stadion um etwas 20 Prozent zurückgegangen seien. Dennoch lehnt er es vernünftigerweise strikt ab, Schulden zu machen, nur um neue Spieler zu kaufen.
Wie wollen sie spielen?
Na ja, druckvoller halt. Während die Eintracht unter Funkel eher abwartend gespielt hat, fordert Skibbe von seiner Mannschaft Pressing. Das funktioniert aber nicht so ohne weiteres, die teilweise sehr mäßigen Testspiele haben das gezeigt. Da hat Skibbe fast alles ausprobiert, was es so gibt: von 4-4-2 über 4-1-4-1 bis zum 4-2-3-1. Wenn es die Personallage irgendwie zulässt, sollen es aber schon zwei Stürmer sein. Aber nur, wenn Amanatidis und der ebenfalls verletzte Tscheche Martin Fenin (22) rechtzeitig wieder fit sind. Sonst bleibt nur der Grieche Niko Liberopoulos (34), der in der vergangenen Saison neunmal traf.
Was ist das größte Problem?
Caio, 23-jähriger Problem-Brasilianer im offensiven Mittelfeld. Er kam im Januar 2008 für vier Millionen Euro von SE Palmeiras an den Main, spielte nur 21-mal und erzielte dabei zwei Tore. Er soll ein Spieler mit besonderen Fähigkeiten sein – er zeigt es nur zu selten und tigert bei Freundschaftsspielen bisweilen arg leidenschaftslos über den Rasen. Dennoch ist er bei den Fans überaus beliebt – wie das so ist mit Hoffnungsträgern. Skibbe aber hat nach der Vorbereitung eingesehen: "Caio ist kein Kaká." Sonst würde er ja auch nicht in Frankfurt spielen.
Wo geht’s hin?
Das wird eng. Das mit dem attraktiven Fußball. Und das mit Michael Skibbes ehrgeizigem Ziel, den zehnten Tabellenplatz zu erreichen. Dabei ist Platz zehn genau das Mittelmaß, das die Zuschauer nicht mehr wollen. In den vergangenen vier Spielzeiten nach dem Wiederaufstieg 2005 belegte die Eintracht die Plätze 14, 14, 9 und 13. Es könnte gut sein, dass sich die Fans am Ende der Saison den alten Trainer wieder zurückwünschen. Denn Friedhelm Funkel hat eines geschafft: Er ist mit der Eintracht nie abgestiegen.
Wer ging, wer kam?
Hin: Maik Franz (Karlsruher SC/700.000), Pirmin Schwegler (Bayer Leverkusen/750.000), Ralf Fährmann (FC Schalke 04), Selim Teber (1899 Hoffenheim), Marcel Heller (MSV Duisburg/war ausgeliehen), Cenk Tosun, Sebastian Jung, Marcos Alvarez (alle eigene Junioren), Juvhel Tsoumou (Eintracht Frankfurt II)
Und weg: Michael Fink (Besiktas Istanbul), Junichi Inamoto (Stade Rennes), Kreso Ljubicic (Hajduk Split), Alexander Krük (VfL Osnabrück), Leonard Kweuke (FC Energie Cottbus/war ausgeliehen)
Und die anderen?
VfL Wolfsburg
FC Bayern München
VfB Stuttgart
Hertha BSC
Hamburger SV
Borussia Dortmund
TSG Hoffenheim
FC Schalke 04
Bayer 04 Leverkusen
SV Werder Bremen
Hannover 96
1. FC Köln
Eintracht Frankfurt
VfL Bochum
Borussia Mönchengladbach
SC Freiburg
FSV Mainz 05
1. FC Nürnberg
Quelle: ntv.de