Hamilton holt in Formel-1-WM auf Verstappen begrenzt selbstverschuldeten Schaden
21.11.2021, 16:28 Uhr
In den ersten Runden arbeitete sich Verstappen von Startplatz sieben nach vorn.
(Foto: imago images/Motorsport Images)
Mit der Strafversetzung kurz vor Rennbeginn droht Max Verstappen bei der Formel-1-Premiere in Katar größeres Unheil. Der WM-Spitzenreiter aber löst sein Problem schnell und nachhaltig. Trotzdem verkürzt Lewis Hamilton seinen Rückstand weiter. Fernando Alonso steht erstmals seit 2014 auf Podium.
Mit seinem neuen demonstrativen Regenbogen-Helm hat Lewis Hamilton die Formel-1-Premiere im umstrittenen Emirat Katar gewonnen und dank einer erneuten Machtdemonstration seine Aufholjagd im erbitterten WM-Kampf fortgesetzt. Der siebenmalige Weltmeister fuhr einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg in seinem Mercedes ein. Hamilton verwies auf dem Losail International Circuit den vor dem Start strafversetzten Max Verstappen im Red Bull mit deutlichem Vorsprung auf den zweiten Platz.
"Wir haben diese Punkte heute gebraucht. Es war wirklich ein hartes Jahr bisher. Zwei Siege nacheinander sind ein großer Schritt nach vorne", sagte Hamilton: "Ich fühle mich fit wie noch nie vor den letzten zwei Rennen." Verstappen erklärte: "Am Ende auf dem zweiten Platz zu sein und die beste Runde gefahren zu haben, ist sehr schön. Wir wissen, dass es schwer wird bis zum Ende."
Dank einer letztlich starken Rennvorstellung und der schnellsten Runde verteidigte Verstappen zumindest seine WM-Führung. Vor dem nächsten viel diskutierten Rennen in zwei Wochen in Saudi-Arabien und dem Finale am 12. Dezember in Abu Dhabi schrumpfte der Vorsprung aber auf nur noch acht Punkte. Dritter wurde beim 102. Grand-Prix-Sieg nach der 102. Grand-Prix-Pole von Hamilton sensationell der zweifache Weltmeister Fernando Alonso mit 40 Jahren im Alpine. Sebastian Vettel holte im Aston Martin einen Punkt als Zehnter. Mick Schumacher wurde im Haas 16.
Flaggen sind verantwortlich für Verstappens Strafe
Verstappen betrieb gegen einen rechtzeitig zur entscheidenden WM-Phase wieder erstarkten Hamilton maximale Schadensbegrenzung, nachdem die Stimmung beim ehemaligen Branchenführer schon mächtig im Keller gewesen war. Zunächst verpasste Sergio Perez im zweiten Wagen die Top Ten in der Qualifikation und fehlte als taktischer Gehilfe im Kampf gegen die Silberpfeile als letztlich Vierter. Und dann bekam Verstappen knapp zwei Stunden vor dem Rennstart auch noch eine Strafe von fünf Positionen nach Missachtung - wenn auch fälschlich - doppelt geschwenkter Gelber Flaggen in der K.o.-Ausscheidung. Startrang sieben statt zwei direkt neben Pole-Hamilton.
"Es hätte nicht schlimmer kommen können", wütete Red Bulls Teamchef Christian Horner. "Es ist unglaublich. Wir haben einen Milliardensport" und der Internationale Automobil-Verband habe die Stewards nicht im Griff. Die Signalleuchten entlang des Kurses hatten keine Gefahr angezeigt, dafür aber einer der Streckenposten selbstständig doppelt gewunken. Sehen und beachten müssen hätte Verstappen das trotzdem, denn Fahnen und Lichtsignale sind laut Reglement gleichermaßen gültig.
Also stand nicht Verstappen, sondern Pierre Gasly im Schwester-Team von Red Bull (Alpha Tauri) neben Hamilton. Dahinter Alonso und Lando Norris im McLaren, weil Bottas auch zurückmusste, allerdings nur drei Plätze wegen der Missachtung einfach geschwenkter Gelber Flaggen.
Hamilton und Verstappen kann niemand folgen
Hamilton behauptete souverän seine Pole, während Alonso sich an Gasly vorbeischob und knallhart gegen Raketenstarter Verstappen hielt. Der Niederländer preschte unter anderem an Bottas vorbei, der bis auf Rang elf zunächst zurückfiel, und machte weiter Druck, er schnappte sich Gasly und dann auch Alonso.
Schadensbegrenzung nach nicht mal einem Zehntel des Rennens optimiert, der Rückstand auf Hamilton: vier Sekunden. Den solle er auch halten, bekam der Brite vom Mercedes-Kommandostand gefunkt. Und so passierte erstmal wenig. Wie frappierend die Hamilton-Dominanz eine Woche nach seinem famosen Sieg in São Paulo war, zeigte das Zeitentableau: Vor dem ersten Boxenstopp lag Alonso auf Platz drei über eine halbe Minute zurück. Und so konnte der Superstar, der mit seinem neuen Helmdesign die LGBTQIA+-Community auf der Arabischen Halbinsel unterstützen will, entspannt auf den Reifenwechsel von Verstappen reagieren. Er selbst wollte zwar gar nicht und haderte, die Box holte ihn aber rein. An der Reihenfolge änderte es nichts.
Welche Risiken eine Einstopp-Strategie hatte, zeigte sich bei Bottas, der mit einem platten linken Vorderrad durch den Kies und Funken schlagend zurück über die Strecke Richtung Box dümpelte und letztlich ausschied. Auch beim zweiten Reifenwechsel kam zuerst Verstappen rein, Hamilton konnte reagieren. Nun wurde es nur noch spannend, wer sich den einen Punkt für die schnellste Rennrunde sichern würde. Als Fahrer des Tages durfte sich anschließend Fernando Alonso feiern lassen, der völlig überraschend und zum ersten Mal seit der Saison 2014, damals noch im Ferrari, an der Siegerehrung teilnehmen durfte.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa