"Harter Kampf" im EM-Halbfinale Führt Popps Stürmer-Gen das DFB-Team ins Finale?

Popp könnte gegen Frankreich gemeinsam mit Brand stürmen.

Popp könnte gegen Frankreich gemeinsam mit Brand stürmen.

(Foto: IMAGO/Michaela Merk)

Der coronabedingte Ausfall von Klara Bühl zwingt das deutsche Team vor dem EM-Halbfinale zum Umbau im Sturm. Kapitänin Alexandra Popp ist gegen Frankreich aber gesetzt, sie könnte ihren Rekord ausbauen. Vorab erhält die 31-Jährige viel Lob von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.

"Warum soll sie nicht auch ein fünftes Mal treffen?", fragte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mit einem Grinsen auf der Abschlusspressekonferenz vor dem Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft gegen Frankreich. Gemeint ist Kapitänin Alexandra Popp, mit Treffern in vier aufeinanderfolgenden EM-Spielen hat sie bereits einen Rekord aufgestellt, am Abend in Milton Keynes (21 Uhr/ZDF, DAZN und im ntv.de-Liveticker) könnte ein weiteres Tor von ihr den so ersehnten Einzug ins Finale im Wembley-Stadion perfekt machen.

"Ich glaube, die Leistung von Alexandra Popp bei diesem Turnier spricht einfach für sich. Sie spricht eine Sprache, die Alexandra Popp, seit sie Fußball spielt, auszeichnet: immer die Bereitschaft zu haben, an und über die Grenze zu gehen, alles zu geben", lobte Voss-Tecklenburg. Dass die 31-Jährige überhaupt in England dabei ist, ist nicht selbstverständlich. Noch nie hatte sie an einer EM teilnehmen können, war immer verletzt - und auch diesmal hätte der Fluch beinahe angehalten. Tatsächlich hat sie die Corona-Pandemie davor bewahrt. Hätte die EM, wie geplant im vergangenen Jahr stattgefunden, hätte sie mit einer schweren Knieverletzung schon wieder zuschauen müssen. So kämpfte sie sich rechtzeitig zurück. Den nächsten Schock - Corona-Infektion im Vorbereitungstrainingslager - überwand sie rechtzeitig vor Turnierstart.

Nun ist sie also fürs Toreschießen zuständig, auch das ist nicht selbstverständlich. Beim VfL Wolfsburg spielt sie meist im Mittelfeld, doch Voss-Tecklenburg sieht in ihr die Stürmerin, die sie einst war. "Der Plan mit ihr auf der Neuner-Position, das war ein gemeinschaftlicher Prozess, den vor allem Alex sehr beschäftigt hat." Sie habe nach ihrer langen Verletzungspause sehr an ihrer Fitness arbeiten müssen. "Es war toll, zu sehen, wie Alex für diese Momente gearbeitet hat."

Umbau wegen Corona nötig

Es hat sich ausgezahlt, vier Tore in vier Spielen sprechen für sich. Im Auftaktspiel gegen Dänemark kam Popp noch von der Bank für Lea Schüller, ehe sie das Tor zum 4:0 erzielte. In den weiteren Spielen stand sie bereits wieder in der Startelf - auch, weil Schüller positiv auf Corona getestet worden war. "Dass sie so schnell ihr Stürmer-Gen, das in ihr schlummert, wiedergefunden hat, war schön zu sehen", so die Bundestrainerin. "Sie ist eine unserer ganz wichtigen Führungsspielerinnen. Wir hoffen natürlich, dass sie ihre kleine Serie beibehält."

Ein großes Lob verteilte sie auch an Schüller, die ihre Rolle als Ersatzspielerin nun voll annehme: "Sie ist fantastisch im Training." Zugleich sei auch klar: "Es kann der Moment kommen, wo man beide braucht - entweder nacheinander oder miteinander." Gegen Frankreich wird es aber zwangsläufig erst einmal auf einer anderen Position zum Umbau der Startelf kommen: Klara Bühl fällt wegen eines positiven Corona-Tests aus, die linke Angriffsseite muss neu besetzt werden. Vermutlich mit Toptalent Jule Brand, der mit 19 Jahren Jüngsten im deutschen Kader. Bislang war sie bei diesem Turnier nur zu Kurzeinsätzen gekommen. Zwar wollte sich Voss-Tecklenburg nicht öffentlich darauf festlegen, betonte lieber, sie hätten "so viel Qualität im Kader", doch im Abschlusstraining streifte sich Brand anschließend bei einer Übung das Leibchen der Startelf-Spielerinnen über.

Der Ausfall Bühls "hat uns stiller gemacht", bekannte Voss-Tecklenburg. Da die Bayern-Spielerin keine Symptome habe, hätte niemand mit der Nachricht gerechnet. "Positiv und trotzdem positiv", schrieb Bühl umgehend bei Instagram. Ihre Teamkolleginnen wollen nun für sie spielen. "Wir werden versuchen, für sie zu gewinnen", betonte Lena Oberdorf.

Ein Versprechen auch an die Fans

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Mit dem fünften Sieg in Folge würde das DFB-Team ins Finale der EM einziehen, erstmals seit dem Olympiasieg 2016 stünde Deutschland wieder in einem Endspiel. "Es war immer unser Anspruch, diesen Titel zu gewinnen", sagte Sophia Kleinherne im ntv/RTL-Interview. Und das, obwohl die Stimmung im Land vor dem Turnier gar nicht hoffnungsvoll war. Intern sah das immer anders aus: "Den großen Druck machen wir uns selbst." Der Weg in Richtung Titel führt jetzt über Frankreich. Voss-Tecklenburg erwartet ein "absolutes Spiel auf Augenhöhe", gegen ein Team, das noch nie ein EM-Halbfinale erreicht hatte, obwohl sie immer zu den Mitfavoritinnen zählen. Auch Frankreichs Kapitänin Wendie Renard erwartet einen "harten Kampf". "Spiele gegen Deutschland sind immer toll, das sind die Duelle, für die wir spielen."

"Jede Mannschaft wird versuchen, die andere zu Fehlern zu zwingen", prophezeite Voss-Tecklenburg. Jedes Team werde dem anderen sein Spiel aufzwingen wollen. "Wenn wir die Zweikämpfe annehmen, können wir sie ärgern, denn das mögen sie nicht", diesen Tipp habe Frankreich-Insiderin Sara Däbritz ihnen gegeben, erzählte Oberdorf. Voss-Tecklenburg gab noch ein Versprechen: "Egal wie das Ergebnis aussieht, wir werden vom Platz gehen können und sagen, wir haben alles gegeben."

Quelle: ntv.de

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