EM staunt über Regen-Hagel-Schlacht Nordirland siegt historisch gegen Ukraine
16.06.2016, 19:52 Uhr
6. Minute der Nachspielzeit, zweites Tor: Nordirlands Niall McGinn (4.v.l.) dreht jubelnd ab.
(Foto: REUTERS)
Einer gähnend langweiligen ersten Halbzeit lässt die nordirische Nationalmannschaft eine historische folgen. Die Briten gewinnen die Regel-Hagel-Schlacht gegen die Ukraine und fordern nun die DFB-Elf.
Nordirland feiert nach einer Wasser-Hagel-Schlacht seinen ersten EM-Sieg - doch vor dem Einzug in die K.o.-Runde wartet auf den Debütanten die Herkules-Aufgabe gegen Deutschland. Nach einem historischen 2:0 (0:0) gegen die Ukraine braucht die "Green and White Army" im letzten Gruppenspiel gegen den Weltmeister wahrscheinlich einen Punkt, um den Traum vom Einzug ins Achtelfinale am Leben zu erhalten. Die Nordiren ließen sich auch von einer zweiminütigen Unterbrechung wegen eines heftigen Hagelschauers nicht aufhalten.
Dass sie träumen dürfen, verdanken die Nordiren Gareth McAuley und Niall McGinn. Acht Minuten, ehe Schiedsrichter Pavel Kralovec aus Tschechien die Spieler wegen des Hagels kurz in den Kabinengang schickte, erzielte der Mittelfeldspieler im Starkregen einen geschichtsträchtigen Treffer (49.): Es war das erste Tor für Nordirland bei einem großen Turnier seit der WM 1986 in Mexiko. McGinn setzte den Schlusspunkt (90.+6). Der Regen hörte erst Mitte der zweiten Halbzeit auf.
"Wenn es so kommt, dass wir Deutschland schlagen müssen, werden wir uns darauf vorbereiten", hatte Michael O'Neill, Trainer des EM-Debütanten, in weiser Voraussicht bereits angekündigt. Den Ukrainern verhagelte nach dem 0:2 im ersten Gruppenspiel gegen England nicht nur der Gegentreffer die Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale: Der Regen hatte auf dem Rasen im Stade de Lyon Pfützen entstehen lassen, die ein sauberes Passspiel stellenweise verhinderten.
Siegpflicht für die Ukraine
Die Ukrainer müssen nun zum Abschluss gegen Polen gewinnen, um noch eine kleine Chance aufs Weiterkommen zu haben. Passend zum Wetter plätscherte das Spiel vor 51.043 Zuschauern zunächst vor sich hin. Ein erster Aufreger war ein Handspiel McAuleys im Strafraum (9.), das der tschechische Schiedsrichter bei seinem ersten EM-Einsatz ungeahndet ließ. Ansonsten probierte es die Ukraine erneut vornehmlich über ihre starke Flügelzange Jewgeni Konopljanka und Andrej Jarmolenko. Für das Duo war es allerdings alles andere als einfach: Die Nordiren verteidigten sehr variabel, im Extremfall mit sechs Mann auf einer Linie.
Platz gab es wenig - das "Alles-oder-nichts-Spiel" begann zäh. Die Offensive der Nordiren war eine halbe Stunde nicht vorhanden. Das lag nicht nur an der spielzerstörenden Ausrichtung, sondern auch am Fehlen von Kyle Lafferty. Der 28-Jährige, siebenmaliger Torschütze in der Qualifikation, saß zunächst auf der Bank. Die Fans der Nordiren standen in der 24. Minute. Sie hatten sich zu Ehren des 24-jährigen Darren Rodgers erhoben, der in der Nacht auf Montag an der Promenade von Nizza von einem Geländer in den Tod gestürzt war. Ein bewegender Moment.
Kurz darauf hatte Craig Cathcart (34.) mit einem Kopfball die bis dahin beste Chance des Spiels, noch vor der Pause brachte Steven Davis den ukrainischen Torwart Andrej Pjatow aus spitzem Winkel erneut in Verlegenheit (41.). Aber insgesamt war die erste Halbzeit mit das schlechteste, was bei dieser EM bislang zu sehen war.
Nach der Pause wurde es besser, zunächst mal wegen der Nordiren: Nach einem Freistoß köpfte McAuley ein. Danach mussten die Nordiren die Führung gegen aufkommende Ukrainer mit aller Kraft verteidigen. Das klappte gut, aber nicht unbedingt, weil sie so gut verteidigten, sondern weil dem Gegner schlicht nichts einzufallen schien. Die Ukraine hatte keine einzige zwingende Torchance. In der letzten Minute der Nachspielzeit erzielten die Nordiren einen weiteren Treffer – und fordern am Dienstag die DFB-Elf für einen Einzug ins Achtelfinale.
Quelle: ntv.de, rpe/sid