Fußball-WM

Messi, Mbappé und Marokko Der Sieger dieser Weltmeisterschaft heißt Paris-Katar

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Schlüsselfiguren: Nicolas Sarkozy (l.) und Nasser al-Khelaifi (r.) bei einem Spiel von PSG im November 2022.

(Foto: picture alliance / abaca)

Das Finale der Fußball-WM in Katar ist auch die Geschichte von Lionel Messi und Kylian Mbappé. Dem alten und dem vielleicht neuen König des Weltfußballs. Beide spielen gemeinsam bei Paris Saint-Germain, dem Klub, der Katars Macht im europäischen Fußball auch nach der WM zementieren soll.

Was für eine Weltmeisterschaft für Katar. Das umstrittene Turnier hätte für das kleine Golf-Emirat nicht besser laufen können. Wenn am Sonntag der Weltpokal im Goldglitzerregen in die schwüle Abendluft des Lusail Icon Stadiums in die Höhe gestemmt werden wird, kann sich das Emirat nicht nur mit einem Weltmeister schmücken. Es wird ebenfalls den anderen Superstar des Turniers zu seinen Reihen zählen. Und natürlich den Torschützenkönig. Wenn nicht Julian Álvarez oder Olivier Giroud auf dumme Ideen kommen und ihren jeweils vier Turniertoren noch weitere hinzufügen.

Das Duell Lionel Messi gegen Kylian Mbappé fasziniert und elektrisiert die Massen. Kann der größte Fußballer aller Zeiten seine Karriere in seinem letzten WM-Spiel, dem 26. seiner Karriere, im WM-Finale ultimativ krönen und den Goldpokal 36 Jahre nach Diego Maradona zurück nach Argentinien bringen? Oder wird der Franzose, einer seiner möglichen Nachfolger, mit nur 23 Jahre seinen zweiten Titel gewinnen, sich mit einem seiner unwiderstehlichen Läufe zum Torschützenkönig des Turniers erheben und nebenbei Frankreich einen historischen Triumph ermöglichen?

Seit 60 Jahren hat keine Nationen einen WM-Titel verteidigen können. Letztmals gelang das Pelés Brasilien, das 1958 in Schweden und vier Jahre später in Chile triumphierte. Nur Argentinien 1990 und Brasilien 1998 hatten dazu überhaupt die Möglichkeit, beide verloren ihre Finalspiele, ließen die Titelverteidigung zum Fluch werden, der in den Jahren 2010, 2014 und 2018 den jeweiligen Sieger des letzten Turniers in der Vorrunde eliminierte. Erst Frankreich – mit einem unglaublichen Mbappé und seiner Armee an fantastischen Zulieferern aus den anderen Gewerken Sturm, Mittelfeld und Verteidigung – gelang es 2022, den Fluch zu besiegen.

Die Schlüsselrolle von Paris Saint-Germain

Messi und Mbappé verbuchen beide fünf Tore, sie sind die Spieler des Turniers. Einer wird jubeln, der andere trauern und wenn alles vorbei ist, werden sie am 28. Dezember erneut gemeinsam auf dem Platz stehen und Paris Saint-Germain, den eigentlichen Gewinner des Turniers, vertreten. Der milliardenschwere Klub aus der französischen Hauptstadt ist einer der großen Gewinner der WM und somit auch der Staat Katar.

Dem gehört seit der Übernahme durch die "Qatar Sports Investment Group" im Jahr 2011 der Traditionsklub. Und der hat sich seither unter dem allmächtigen Boss Nasser al-Khelaifi zu einem der Macht-Instrumente des Emirats im Weltfußball entwickelte. PSG, das ist der Widerhaken Katars im europäischen Klubfußball. Al-Khelaifi ist mittlerweile Vorsitzender der ECA, der europäischen Klubkommission, er sitzt im Exekutivkomitee der UEFA und ist ebenfalls der CEO der beIN Media Group, die mit dem Kauf von Übertragungsrechten für frisches Geld für den Fußball sorgt. Der mächtige Katarer war eine Schlüsselfigur im Kampf der UEFA gegen die abtrünnigen Klubs der Super League.

WM-Finalist Frankreich spielte auch bei der Ursünde der FIFA, der Vergabe der WM an Katar, eine zumindest umstrittene Rolle. Es geht um ein Mittagessen des damaligen UEFA-Präsidenten und bei der Vergabe stimmberechtigten Michel Platini mit dem früheren französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und Hamad bin Khalifa Al Thani, Katars damaligen Emir, im November 2010 im Elysee-Palast, der Residenz des französischen Präsidenten. Sarkozy hatte bereits direkt nach seinem Einzug in den Palast enge Verbindungen nach Katar aufgebaut. Die französische Wirtschaft ist seither eng mit Kater verwoben. Am 23. November 2010 saß Sarkozy nun gemeinsam mit den Entscheidungsträgern zu Tisch. Was damals genau passierte, konnte nie in Erfahrung gebracht werden.

Jedoch schwenkte Platini, der bis dahin für die USA war, auf den Katar-Kurs ein. "Katar hat gewonnen, aufgrund höchster politischer Interventionen von französischer Seite. Das weiß man, das ist bewiesen. Sarkozy und Platini haben das gemacht", behauptete Ex-FIFA-Boss Sepp Blatter vor einiger Zeit. Mit der Entscheidung für Katar war der Weg in den französischen Fußball geebnet, der durch die folgende Übernahme von Paris Saint-Germain und die lukrativen TV-Verträge von beIn Sports einen Aufschwung erfuhr und jetzt beim WM-Finale neue Höhe erklimmen wird.

Die Weltöffentlichkeit als Schutzschild

"Katars Milliardenprojekt versinkt im Persischen Golf" schrieb diese Seite vor einigen Wochen nach dem vorzeitigen Aus der Nationalmannschaft des Emirats und ließ dabei doch die wahrscheinlich wichtigste Komponente des Projekts außer Acht. Katar ging es bei dieser WM nie um ein erfolgreiches Abschneiden der eigenen Nationalmannschaft. Es ging dem Land der Al Thanis, der Herrscherfamilie, nie um Anerkennung im Westen. Das Turnier selbst sollte nach innen wirken, in die arabische Welt, mit der Katar noch vor wenigen Jahren im Clinch lag. Bereits die dann erfolgreiche Bewerbung für die WM hatte genau das zum Ziel.

Die Scheinwerfer der Weltöffentlichkeit waren der Schutzschild für Katar, das sich so auch durch die Krise der Jahre 2017 bis 2021 hangeln konnte. Damals brachen Saudi-Arabien, die Vereinigen Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten die diplomatischen Beziehungen zum Emirat ab. Das Land sollte isoliert werden. Alle Anbindungen zur Halbinsel wurden gekappt, Qatar Airways die Überflugs- und Landerechte entzogen. Dass es zu keiner militärischen Eskalation kam, hing, verkürzt gesagt, auch mit der nun zu Ende gehenden WM zusammen.

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Diese verstärkte in den vergangen vier Wochen die panarabische Gemeinschaft. Saudi-Kronprinz Mohammed bin Salman war nicht nur beim Eröffnungsspiel ein gern gesehener Gast, sondern zeigte sich auch sonst im Stadion. Nach dem ersten Hype um Saudi-Arabien versammelten sich die Fans in Katar hinter Marokko, dem Land am anderen Ende der arabischen Region. Auch gut für Paris Saint-Germain: Mit Achraf Hakimi spielt der Star der Löwen von Atlas ebenfalls in der französischen Hauptstadt. Die Fäden dieser WM laufen in Paris-Katar zusammen.

Die Fans feierten den Lauf der Mannschaft von Walid Regragui. In den Straßen von Doha und in der restlichen arabischen Welt. Die Fans Marokkos stammten aus Palästina, Ägypten, dem Libanon und wohnten in Doha, Kuwait oder Jeddah. Die vorzeitigen Abgesänge zum jähen Ende des arabischen Traums, wie auch auf dieser Seite, liefen ins Leere. Der "Arab World Cup", wie er liebevoll genannt wurde, hatte eine unglaubliche Verlängerung erfahren. Der "Qatar World Cup" endet erst am Sonntag. Nur der Sieger steht schon fest: Katar. Auch dank der Aushängeschilder Lionel Messi und Kylian Mbappé.

Quelle: ntv.de

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