Kölns Slapstick hilft Hertha BSC Auf einmal ist RB Leipzig wieder Bayern-Jäger
12.11.2022, 17:34 Uhr
André Silva frohlockt, der SV Werder ist in dieser Szene am Boden: RB Leipzig gewinnt das letzte Spiel vor der WM-Pause.
(Foto: picture alliance/dpa)
RB Leipzig arbeitet sich weiter nach oben: Am 15. Spieltag der Fußball-Bundesliga steht der siebte Sieg in den zehn Spielen unter Marco Rose. Und nach einem miesen Saisonstart kommt sogar der Spitzenreiter wieder in Sichtweite. Im Keller gelingt Hertha BSC ein befreiender Sieg. Auch, weil der 1. FC Köln dabei kräftig hilft.
SV Werder Bremen - RB Leipzig 1:2 (0:1)
RB Leipzig setzt seinen Erfolgslauf fort. Die Sachsen feierten vor der Winterpause den sechsten Pflichtspielsieg in Serie und fügten Werder Bremen in der Fußball-Bundesliga die nächste Niederlage in der Englischen Woche zu. Bei den Hanseaten gewannen die Leipziger am Samstagnachmittag mit 2:1 (1:0). Der Pokalsieger bestätigte in einem temporeichen, aber ausgeglichenen Spiel seine exzellente Form. Der Klub gewann seit dem Amtsantritt von Trainer Marco Rose die zwölfte von 16 Partien.
Vor dem Spiel zwischen dem SC Freiburg und Union Berlin und der Partie von Eintracht Frankfurt am Sonntag rückten die Sachsen auf den zweiten Tabellenrang vor. Beide Teams zählen derzeit zu den torgefährlichsten Mannschaften der Liga. Der Leipziger Christopher Nkunku (12 Treffer) und Bremens Niclas Füllkrug (10), der am Donnerstag in den WM-Kader der deutschen Nationalmannschaft berufen wurde, gehören derzeit zu den besten Schützen der Liga.
Aber weder der französische WM-Teilnehmer Nkunku noch Füllkrug sorgten vor 41 500 Zuschauern im Weserstadion für einen Treffer. Mit der ersten großen Chance erzielte Leipzigs Angreifer André Silva (13. Minute) die Leipziger Führung, indem er im Strafraum ohne Gegenwehr traf. Christian Groß (57.) glich mit einem abgefälschten Schuss von der Strafraumgrenze aus. Xaver Schlager (71.) brachte die Sachsen wieder in Führung und sorgte für den Endstand.
Füllkrug war nach einer Rückenprellung in die Startelf der Hanseaten zurückgekehrt. Der Angreifer fiel mit einer guten Zweikampfquote auf, aber kam kaum zu aussichtsreichen Toraktionen. Der 29-Jährige scheiterte mit seiner ersten Möglichkeit (22.) frei vor dem insgesamt starken RB-Torwart Janis Blaswich und verpasste den Ausgleich. Nkunku kam erst spät in Fahrt und hatte mehrmals das mögliche 2:0 für die Gäste auf dem Fuß (45.+1/52.). Insbesondere in den Schlussminuten dürfte einigen französischen Fans der Atem gestockt haben, als der Angreifer zweimal gefoult wurde und er kurz auf dem Boden liegen blieb.
Am Dienstag hatte Werder mit 1:6 bei Bayern München verloren. Die Bremer waren größtenteils ebenbürtig. Sie kämpften gegen den Rückstand an, scheiterten aber oft an der starken Leipziger Abwehr oder Torwart Blaswich.
TSG Hoffenheim - VfL Wolfsburg 1:2 (1:1)
Mit dem vierten Sieg in Serie hat sich der VfL Wolfsburg als Europa-League-Kandidat in die lange Winter- und WM-Pause verabschiedet. Die Mannschaft von Trainer Nico Kovac landete in einer zerfahrenen Partie der Fußball-Bundesliga ein glückliches 2:1 (1:1) bei der TSG 1899 Hoffenheim. Vor nur 18.014 Zuschauern im Stadion von Sinsheim brachte Christoph Baumgarter (42. Minute) die Hausherren in Führung. Ein Eigentor von Ozan Kabak (45. +5) sowie ein Treffer von Ridle Baku (56.) stürzten die Kraichgauer noch tiefer in die Krise.
Die nun seit neun Pflichtspielen unbesiegten Wolfsburger distanzierten mit diesem Erfolg Hoffenheim in der Tabelle auf fünf Punkte. Unter Chefcoach André Breitenreiter gelang der erneut enttäuschenden TSG in den vergangenen neun Partien nur ein Sieg bei Schlusslicht Schalke 04. Zudem war es das fünfte Heimspie nacheinander ohne einen Dreier.
Während die Wolfsburger auf ihren einstigen WM-Kandidaten Lukas Nmecha (Knieverletzung) verzichten mussten, lief Hoffenheims Rekord-Torjäger Andrej Kramaric diesmal von Anfang an auf, blieb aber wirkungslos. Der Kroate, in den vergangenen Wochen öfter angeschlagen, ist nach derzeitigem Stand der einzige Katar-Kicker der TSG.
Nach nur gut zehn Minuten musste bei den Wolfsburgern Angreifer Omar Marmoush angeschlagen vom Platz. Die Hoffenheimer entwickelten zunächst mehr Druck: Baumgartner per Kopf, Angelo Stiller mit einem 20-Meter-Schuss und Georginio Rutter ebenfalls per Kopf forderten den Ex-Hoffenheimer Koen Casteels im VfL-Tor mächtig. . Beide Teams leisteten sich immer wieder unnötige Ballverluste.
Erstmals richtig gefährlich für TSG-Keeper Oliver Baumann wurde es nach 39 Minuten, als Nmecha aus vielversprechender Position den Ball nicht richtig traf. Machtlos war kurz danach Casteels beim Kopfballtreffer von Baumgartner zum 1:0 nach einer kurzen Ecke. Der Hallo-Wach-Effekt trat bei den Wolfsburgern fast unmittelbar ein: Arnold flankte, Sebastian Bornauw köpfte aus zehn Metern, Baumann wehrte nach vorne ab und Kabak drückt den Abpraller ins eigene Netz. Der Treffer hielt auch dem Videobeweis stand.
Wesentlich munterer, aber auch nicht hochklassig präsentierten sich die beiden Kontrahenten nach der Pause. Baku düpierte die TSG-Abwehr, sein Kullerschuss reichte zum Führungstreffer für die Niedersachsen. Die anrennenden TSG-Profis haderten noch mit dem Schiedsrichtergespann um Daniel Schlager und den Videoassistenten, da ein Einsteigen von Paulo Otavio gegen Georginio Rutter in der 71. Minute nicht geahndet oder wenigstens überprüft wurde.
Bayer Leverkusen - VfB Stuttgart 2:0 (1:0)
Schwacher Saisonstart, erfolgreiches Finish: Bayer Leverkusen hat nach langer und bedenklicher Talfahrt zurück auf Erfolgskurs gefunden. Beim 2:0 (1:0) über den VfB Stuttgart gelang dem Team von Trainer Xabi Alonso der dritte Bundesliga-Sieg in Serie. Dank der Treffer von Moussa Diaby (30. Minute) und Jonathan Tah (82.) blieb der Werkself vor 30.210 Zuschauern in der ausverkauften BayArena ein weiterer Rückschlag erspart. Dagegen überwintern die Schwaben in der Nähe zur Abstiegszone und blieben auch im 17. Auswärtsspiel nacheinander in der Fußball-Bundesliga und damit im gesamten Kalenderjahr 2022 in der Fremde ohne Sieg. Mit dem Auftritt seines Teams in Leverkusen konnte Trainer Michael Wimmer nur bedingt weitere Argumente für eine VfB-Zukunft als Cheftrainer sammeln.
Beflügelt von den jüngsten Erfolgen gegen Union Berlin (5:0) und in Köln (2:1) übernahm die Werkself von Beginn das Kommando. Doch gegen die gut gestaffelte Gäste-Abwehr fiel das Herausspielen von Torchancen zunächst schwer. Zudem zeigten die Schwaben wenig Bereitschaft, sich auf die Defensivaufgaben zu beschränken und versuchten, mit ruhigem und sicherem Spielaufbau das gefürchtete Umschaltspiel der Leverkusener zu unterbinden. Diese Taktik von Wimmer, unter dessen Regie der VfB bisher immerhin vier von sechs Pflichtspielen gewonnen hatte, machte sich zunächst bezahlt.
Doch mit zunehmender Spielzeit entwickelten die Leverkusener bei ihrer Suche nach freien Räumen mehr Fantasie. Schon bei Schüssen von Diaby (28.) und Nadiem Amiri (29.) knapp neben das Tor schien die Führung nahe. Wenig später war es dann geschehen. Einen beherzten Antritt vorbei an zwei Gegenspielern schoss der schnelle Diaby mit einem Schuss aus 18 Metern ab, der von Waldemar Anton unglücklich ins eigene Netz abgefälscht wurde.
Gleichwohl behielten die Gäste die Ruhe, näherten sich aber bei allem Ballbesitz zu selten dem gegnerischen Tor an. Deshalb ging die Halbzeitführung der Leverkusener in Ordnung. Zumal Kerem Demirbay (44.) kurz zuvor bei einem Freistoß das Außennetz traf. Nach Wiederanpfiff sank der Unterhaltungswert der Partie. Zwar bemühte sich Stuttgart redlich um den Ausgleichstreffer, ging dabei aber zu ideenlos vor. Und weil auch die Gastgeber ihr großes Offensivpotenzial zu selten erkennen ließen, entwickelte sich ein Spiel zwischen den Strafräumen mit nur wenigen Torraumszenen. Erst als Jeremie Frimpong (63.) nach einem sehenswerten Konter aus kurzer Distanz die Latte traf, wurde es auf den Tribünen wieder etwas lauter.
Es passte zum schwindenden Niveau der Partie, dass ein Standard das zweite Tor einleitete. Nach Ecke von Demirbay und einer Kopfballverlängerung war Abwehrspieler Tah aus kurzer Distanz zur Stelle und sorgte mit dem 2:0 für die Entscheidung. Damit verbuchte Bayer in den vier Bundesliga-Heimspielen unter Xabi Alonso zehn von zwölf möglichen Punkten und erzielte 13 Treffer.
Hertha BSC - 1. FC Köln 2:0 (1:0)
Hertha BSC hat die Sorgen über die sportliche Situation mit einem Sieg über den 1. FC Köln ein wenig gelindert. Nach zuvor fünf vergeblichen Anläufen in der Liga konnten die Berliner mit dem 2:0 (1:0) erstmals wieder drei Punkte gegen die Rheinländer verbuchen. In einer munteren und mitunter auch zerfahrenen Partie brachte Wilfried Kanga die Gastgeber vor 60.827 Zuschauern im Berliner Olympiastadion in der neunten Minute in Führung. Neun Minuten nach dem Seitenwechsel erhöhte Marco Richter auf 2:0. Hertha geht mit 14 Punkten in die WM-Pause, die nunmehr seit fünf Spielen sieglosen Kölner haben drei Zähler mehr auf dem Konto.
Hertha-Trainer Sandro Schwarz hatte am Samstag zwei Änderungen im Vergleich zum 1:2 beim VfB Stuttgart vorgenommen und Kanga statt Davie Selke sowie Ivan Sunjic für Suat Serdar in die Startelf beordert. Kölns Trainer Steffen Baumgart konnte wieder auf Timo Hübers zurückgreifen und gab auch dem Ex-Herthaner Ondrej Duda, der bereits in der Vorsaison beim 3:1 für die Kölner getroffen hatte, das Startelf-Mandat. Empfangen wurden beide Mannschaften mit einem 20 Meter langen Plakat in der Ostkurve, mit dem die Hertha-Fans zum Boykott der WM in Katar aufriefen.
Hertha erwischte einen Blitzstart. Nach einer genauen Flanke von Kapitän Marvin Plattenhardt ließ Kanga mit seinem Kopfball Kölns Schlussmann Marvin Schwäbe keine Chance. Nach seinem zweiten Saisontreffer sank der 24-Jährige in die Knie und hob dankend die Finger gen Himmel.
Die Freude über die Führung hätte fünf Minuten später verstummen müssen, doch schaffte es Sargis Adamyan nach einer Hereingabe von Linton Maina, den Ball aus drei Metern freistehend vor dem leeren Tor auf die Latte zu setzen. In der 25. Minute schob Maina aus 14 Metern den Ball an Hertha-Torhüter Oliver Christensen vorbei, aber auch knapp am Tor. Auf der anderen Seite verpasste Kanga drei Minuten später nur knapp seinen zweiten Treffer, als er nur das Außennetz traf. Kurz vor dem Seitenwechsel scheiterte dann noch Sunjic aus 15 Metern an Schwäbe. Hertha hatte kurz darauf Glück, dass Mainas Treffer wegen Abseits nicht anerkannt wurde.
Auch den zweiten Durchgang eröffnete Hertha mit einem frühen Tor. Lukebakio tankte sich in den Kölner Strafraum und passte in die Mitte, wo Schwäbe mit dem Fuß abwehrte. Allerdings kam der Ball genau zu Richter, der den Ball hoch im Kölner Kasten platzierte (54.). Anschließend spielte sich das Geschehen hauptsächlich zwischen den Strafräumen ab. Marc Oliver Kempf prüfte zehn Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit noch einmal Schwäbe, von Köln kam nichts mehr.
FC Augsburg - VfL Bochum 0:1 (0:0)
Christopher Antwi-Adjei hat die Auswärtsmisere des VfL Bochum in der Fußball-Bundesliga beendet. Der 28-Jährige ließ die Ruhrpott-Elf beim 1:0 (0:0) gegen den FC Augsburg über die ersten Auswärtspunkte der Saison jubeln. Die Bochumer rückten durch den Sieg bis auf zwei Zähler an den FCA heran, der durch den verschossenen Handelfmeter von Mergim Berisha zwei Minuten nach dem Bochumer Tor die Riesenchance auf ein Unentschieden vergab (60.).
Vor 28.011 Zuschauern, von denen ein Teil mit einem großen Banner zum WM-Boykott aufrief, ging es in der WWK Arena rustikal und ohne spielerische Glanzpunkte zur Sache. Viele lange Bälle, reichlich technische Fehler, dafür wenig Torchancen oder lange Ballbesitzphasen - ein Fußball-Leckerbissen war das nicht. Die packende Schlussoffensive der nie aufsteckenden Augsburger mit dem mitstürmenden Torhüter Rafal Gikiewicz war zwar druckvoll, aber nicht von Erfolg gekrönt. Auch weil Bochum sich mit gleicher Leidenschaft dagegenstemmte.
Die besseren Aktionen vor dem Tor verbuchten insgesamt die Bochumer. Den Hauptanteil daran hatte der herausragende Antwi-Adjei. Der 28-Jährige scheiterte mit einem abgefälschten Schuss an FCA-Keeper Gikiewicz (13.), traf den Außenpfosten (14.), verstolperte alleine vor Gikiewicz (23.) und legte perfekt für Simon Zoller auf (45.+2). Zollers Ball verfehlte das Tor nur ganz knapp.
Keineswegs überraschend war es auch Antwi-Adjei, der Trainer Thomas Letsch an der Seitenlinie über die Führung jubeln ließ. Nach einem Lupfer des ehemaligen Augsburgers Konstantinos Stafylidis prallte der Ball zwischen ihm und dem gut den Winkel verkürzenden Gikiewicz hin und her - und lag dann im Tor. Nach Handspiel von Zoller gab es fast im Gegenzug die Top-Möglichkeit für den FCA, doch Berisha brachte den Strafstoß nicht im Tor von Elfmeterentschärfer Manuel Riemann unter. Als WM-Kandidat für die Auswahl Ghanas gilt Antwi-Adjei nicht.
Im Normalfall wäre der Augsburger Carlos Gruezo bei der Nominierung Ecuadors am Montag dagegen im WM-Kader der Südamerikaner. Doch der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler wurde nach einer halben Stunde verletzt ausgewechselt. Beim Weg vom Rasen zog sich Gruezo das Trikot über das Gesicht, wurde von Teamkollegen und Verantwortlichen getröstet. FCA-Außenverteidiger Robert Gumny, der für Polens WM-Team nominiert ist, überzeugte im intensiven Kellerduell. Der früh für den verletzten Kapitän Jeffrey Gouweleeuw eingewechselte Schweizer Ruben Vargas kam erst nach Anpassungsproblemen besser ins Spiel. Er darf sich bei der WM auf das Duell gegen Brasilien freuen.
Quelle: ntv.de, ter/dpa