Wolfsburg bestraft Hertha spät BVB wird ganz früh böse ausgebremst
21.08.2021, 17:29 Uhr
Erling Haaland trifft ein ganzes Bundesligaspiel nicht. Statistisch ist das mindestens unwahrscheinlich - passiert ist es trotzdem.
(Foto: imago images/Jan Huebner)
Am 2. Spieltag der Fußball-Bundesliga kassiert Borussia Dortmund nach einem rauschhaften Saisonauftakt einen herben Dämpfer. Die Aufsteiger dagegen punkten erstmals. Und Hertha BSC leistet sich einen kuriosen Elfmeterstreit und verliert ganz spät.
SC Freiburg - Borussia Dortmund 2:1 (1:0)
Auf dem erhofften Weg zu mehr Konstanz hat Borussia Dortmund früh einen Rückschlag kassiert. Der Pokalsieger um Erling Haaland und Marco Reus musste sich am Samstag beim SC Freiburg 1:2 (0:1) geschlagen geben und steckte nach der Supercup-Niederlage gegen den FC Bayern die nächste Ernüchterung ein. Mit einem sehenswert direkt verwandelten Freistoß sorgte Vincenzo Grifo (6. Minute) früh für Jubel bei der großen Mehrheit der 10.100 Zuschauer. Roland Sallai schockte die Dortmunder zu Beginn der zweiten Hälfte (53.). Für den BVB traf Freiburgs Yannik Keitel per Eigentor (59.).
An den Offensivwirbel vom 5:2 zum Auftakt in der Fußball-Bundesliga gegen Frankfurt kamen die dominanten Dortmunder nicht heran. Nach zuvor übergreifend acht Liga-Siegen kassierten die Westfalen eine Niederlage und verpassten einen Vereinsrekord. Schwankungen und Punktverluste bei vermeintlichen Außenseitern, zuletzt regelmäßig erlebt, sollten mit dem neuen Trainer Marco Rose eigentlich der Vergangenheit angehören.
Früh musste der Champions-League-Teilnehmer einem Rückstand hinterherrennen. SC-Kapitän Christian Günter hatte noch vor dem Anpfiff Applaus erhalten - und zwar bei der Durchsage, dass er mit seinem 237. Bundesligaspiel zum Freiburger Rekordspieler aufsteigt. Bei der ersten Torszene der Gastgeber stand Günter dann zwar ebenfalls zum Freistoß bereit. Es war aber der italienische Nationalspieler Grifo, der mit seinem famosen Schuss an den Innenpfosten aus rund 25 Metern BVB-Torhüter Gregor Kobel keine Chance ließ und für "Oh wie ist das schön"-Gesänge der Fans sorgte. BVB-Rechtsverteidiger Felix Passlack hatte zuvor Lucas Höler gefoult.
Zum Auftakt der Abschiedstournee im Dreisamstadion waren erstmals seit September in Freiburg wieder Zuschauer zugelassen, Mitte Oktober soll der Umzug in das neue Stadion erfolgen. Und die Freiburger Fans sahen, wie die Defensive der Gastgeber die Räume geschickt eng machte, die Dortmunder aber auch zu ideenlos blieben. Glück hatte der SC, als Jude Bellingham nach rund einer halben Stunde per Kopf nur den Pfosten traf. Der 18-Jährige hatte zuvor bereits den Ausgleich verpasst (11.). Als Startelf-Debütant Donyell Malen Angriffskollege Haaland einsetzen wollte, kam die Freiburger Abwehr noch dazwischen (28.). Auf der Gegenseite hätten Nico Schlotterbeck mit dem Kopf (30.) und Wooyeong Jeong (32.) sogar erhöhen können.
Gäste-Trainer Marco Rose reagierte vor der Pause und brachte den zuletzt angeschlagenen Raphael Guerreiro für Nico Schulz. Guerreiro zählte wie die deutschen Nationalspieler Mats Hummels, Emre Can und Julian Brandt zu den Rückkehrern, die die Personallage entspannten. Für einen Startelfeinsatz hatte es aber noch bei keinem gereicht. Direkt nach dem Seitenwechsel ließ Roland Sallai die große Chance ungenutzt. Wenige Minuten später machte er es besser: Die Dortmunder verloren in der Offensive den Ball - und dann ging es auf der Gegenseite schnell, die Flanke von Jeong legte Höler auf Sallai ab.
Die Freude über das 2:0 währte jedoch nur kurz: Die Hereingabe von Passlack sollte Bellingham erreichen, doch Freiburgs Mittelfeldspieler Keitel bugsierte den Ball über die eigene Linie. Angriffswucht Haaland blieb diesmal erfolglos - bei seiner guten Gelegenheit zum Ausgleich schoss der Stürmer überhastet über das Tor (68.). So feierten die Badener am Ende ihren zweiten Bundesliga-Heimsieg gegen den BVB nacheinander.
Hertha BSC - VfL Wolfsburg 1:2 (0:0)
Hertha BSC hat einen erneuten Fehlstart hingelegt, der VfL Wolfsburg darf sich zumindest für einen Tag über die Tabellenführung freuen. Die Berliner unterlagen den Niedersachsen durch einen späten Treffer des eingewechselten Lukas Nmecha (88. Minute) mit 1:2 (0:0). Vor 18.241 Zuschauern im Berliner Olympiastadion hatte der agile Dodi Lukebakio nach einer Stunde per Elfmeter Hertha in Führung gebracht, Ridle Baku besorgte nach 73 Minuten den Ausgleich für die Gäste. Hertha blieb damit zum fünften Mal in Folge in einem Heimspiel gegen Wolfsburg sieglos und ist als einziges Team noch ohne Punkte - und am kommenden Spieltag geht es zum Meister Bayern München. Die Wolfsburger empfangen mit der optimalen Ausbeute von sechs Zählern RB Leipzig.
Beide Mannschaften begannen die Partie mit viel Schwung. Nach sechs Minuten traf Wolfsburgs Maxence Lacroix mit einem Kopfball nur den Außenpfosten, Hertha-Schlussmann Alexander Schwolow wäre aber zur Stelle gewesen. Sechs Minuten später setzte Dodi Lukebakio zu einem Solo an, seine Hereingabe war aber eine sichere Sache für Wolfsburgs Koen Casteels.
Mehr Schwierigkeiten bereitete Wolfsburgs Top-Torjäger Wout Weghorst (17.) dem Berliner Torhüter mit einem schönen Flugkopfball, den Schwolow gerade noch so zur Ecke klärte. Bei sommerlichen Temperaturen versandete die Begegnung dann zumeist im Mittelfeld. Nach dem Seitenwechsel erhöhten beide Mannschaften das Tempo. Zunächst schoss Weghorst (46.) aus kurzer Distanz den Ball über das Tor, auf der Gegenseite scheiterte der kurz vor dem Seitenwechsel für den angeschlagenen Kevin-Prince Boateng eingewechselte Stevan Jovetic an VfL-Keeper Koen Casteels (49.).
Die Gastgeber trauten sich jetzt häufiger in den gegnerischen Strafraum. Belohnt wurde der Mut mit dem 1:0 nach einer Stunde. Der ehemalige Herthaner John Anthony Brooks hatte den quirligen Lukebakio im Strafraum gefoult. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck entschied nach Videobeweis auf Strafstoß, den Lukebakio selbst sicher verwandelte. Dem Treffer war eine Diskussion des späteren Torschützen mit Sturmpartner Davie Selke vorausgegangen - zwischenzeitlich hatten beide Angreifer der Hertha einen Ball in der Hand, um den Elfmeter auszuführen. Schließlich setzte sich der zuvor gefoulte Lukebakio durch und traf. 13 Minuten später ließ Baku mit einem trockenen Schuss ins kurze Eck Herthas Schwolow nicht gut aussehen. Hertha wirkte nach dem Ausgleich bissiger, doch Nmecha verdarb mit seinem späten Treffer den Berlinern die Hoffnung auf den ersten Punkt.
Eintracht Frankfurt - FC Augsburg 0:0
Europapokal-Starter Eintracht Frankfurt muss weiter auf das erste Erfolgserlebnis unter dem neuen Trainer Oliver Glasner warten. Die Hessen kamen trotz klarer Überlegenheit nicht über ein 0:0 gegen den FC Augsburg hinaus und haben auch im dritten Pflichtspiel unter dem Nachfolger von Adi Hütter nicht gewonnen - nach dem 0:2 in Mannheim und dem 2:5 in Dortmund gab es vor 22.000 Zuschauern aber immerhin das erste Remis der Saison. Augsburg zeigte sich eine Woche nach dem bitteren 0:4 gegen Hoffenheim zwar etwas verbessert, ist aber in der Liga noch sieg- und torlos.
Die erste gute Chance hatte Stürmer Rafael Borré, der im letzten Moment geblockt wurde (19.). Die bemerkenswerteste Szene der Anfangsphase war so ein Zusammenstoß von Hinteregger mit Augsburgs Florian Niederlechner, der danach mit einer Verletzung am Kopf ausgewechselt werden musste. Von Beginn an hatte der FCA schon auf Kapitän Jeffrey Gouweleeuw verzichten müssen, für den das Spiel nach Adduktorenproblemen zu früh kam. Erst nach einer halben Stunde nahm die Eintracht bei der Rückkehr der Fans Fahrt auf. Zunächst kam Ajdin Hrustic (31.) nach einem Zweikampf im Strafraum zu Fall, doch das war Referee Harm Osmers und dem Kölner Videokeller zu wenig. Danach hätte Milan-Verpflichtung Jens Petter Hauge bei gleich zwei Schusschancen (38./41.) die so sehr ersehnte und zu diesem Zeitpunkt auch verdiente Führung erzielen können, doch der Norweger scheiterte beide Male am starken Keeper Rafal Gikiewicz.
Auch nach dem Wechsel waren die Hessen das deutlich aktivere Team, Augsburg beschränkte sich fast ausschließlich aufs Verteidigen. Die nächsten Chancen von Filip Kostic (Schuss nach Konter) und Jesper Lindström (Freistoß aus 18 Metern) vereitelte erneut Gikiewicz, der zu einer Ein-Mann-Mauer gegen alle Bemühungen der Frankfurter wurde. So blieb es bis zum Schluss, der Pole parierte einige Gelegenheiten und rettete dem Team von Trainer Markus Weinzierl einen glücklichen Zähler.
VfL Bochum - FSV Mainz 05 2:0 (1:0)
Der VfL Bochum hat nach über 4000 Tagen den ersten Sieg in der Fußball-Bundesliga gefeiert. Der Aufsteiger gewann das Heimspiel gegen Leipzig-Bezwinger FSV Mainz 05 mit 2:0 (1:0) und belohnte sich nach dem 0:1 in Wolfsburg zum Saisonauftakt mit den ersten drei Punkten.
Die Tore zum ersten Bundesliga-Sieg seit dem 2:1 gegen TSG Hoffenheim am 13. Februar 2010 erzielten Gerrit Holtmann nach einem spektakulären Solo (21. Minute) und der erst eine Woche zuvor verpflichteten Sebastian Polter (56.). Für Mainz war die erste Pleite im siebten Bundesliga-Duell mit Bochum eine Ernüchterung nach dem 1:0 gegen RB Leipzig.
Bochumer Fans hatten einen Tag vor dem Spiel die Zufahrtsstraßen zum Stadion mit hunderten blau-weißen Dreiecksfähnchen beflaggt. Im Stadion herrschte bei den Bochumer Anhängern unter den 12.548 Zuschauern im nicht ganz ausverkauften Stadion (13.500 erlaubt) Schützenfeststimmung, die Herbert-Grönemeyer-Hymne Bochum wurde aus vollen Kehlen geschmettert.
Die Gastgeber belohnten ihre Anhänger mit einem tollen Auftritt von Beginn an. Holtmann, einer von vier Neuen in der Startelf, sorgte für das Highlight, als er Mitte der gegnerischen Hälfte sein Tänzchen zum Tor startet. Fünf Gegenspieler ließ er geschickt stehen, war plötzlich alleine vor Mainz-Keeper Zentner und tunnelte diesen zur Führung.
Der ohrenbetäubende Jubel war kaum verklungen, als Simon Zoller nach einer Ecke von Milos Pantovic per Volleyschuss zum vermeintlichen 2:0 traf (30.). Der Videoassistent signalisierte Schiedsrichter Patrick Ittrich (Hamburg), dass bei der Ballannahme eine Handberührung dabei war - das Tor wurde richtigerweise nicht anerkannt. Die Gäste aus Mainz wurden erst kurz vor der Pause erstmals richtig gefährlich. Niklas Tauer scheiterte nach einem Bochumer Fehler im Strafraum alleinstehend an Bochums Torhüter Manuel Riemann (42.).
Zur zweiten Hälfte brachte Mainz-Trainer in Jeremiah St. Juste, Jean-Paul Boetius und Dominik Kohr drei der sechs Spieler, die kurzfristig aus der Quarantäne in den Kader gerückt waren. Doch in die ersten erfolglosen Bemühungen der Gäste hinein fiel das 2:0 durch Polter, der nach einer Flanke von Simon Zoller in die lange Ecke köpfte. Bo Svensson zog danach die weiteren personellen Optionen mit EM-Teilnehmer Adam Szalai und Kevin Stöger, zuletzt ebenfalls in Quarantäne. Die beiden hatten nacheinander die Riesenmöglichkeit zum Anschluss, doch Stöger scheiterte zuerst am überragenden Bochumer Keeper Riemann, und Szalai verfehlte haarscharf das Tor (beides 80.). Ansonsten warfen sich die VfL-Spieler erfolgreich mit Verve in jede Aktion der Gäste.
Greuther Fürth - Arminia Bielefeld 1:1 (0:1)
Das quälende Warten der SpVgg Greuther Fürth auf ihren ersten Heimsieg geht weiter. Der Aufsteiger aus Franken belohnte sich beim 1:1 (0:1) gegen eine passive Arminia aus Bielefeld aber immerhin mit dem ersten Punkt dieser Saison. Trotz Überzahl in der Schlussphase nach Gelb-Rot gegen Alessandro Schöpf (68.) verpassten die überlegenen Fürther auch in ihrem 18. Versuch den ersten Heimerfolg in Deutschlands Eliteklasse. In ihrer zuvor einzigen Erstligasaison 2012/13 hatte es für die Franken im eigenen Stadion in 17 Partien nur zu vier Unentschieden gereicht.
Die Fürther betrieben eine Woche nach dem 1:5 beim VfB Stuttgart vor 5890 Zuschauern den deutlich höheren Aufwand. Mehr als der Ausgleich durch Kapitän Branimir Hrgota (50. Handelfmeter) nach Video-Beweis sprang aber nicht heraus. In einer robusten Partie hatte Fabian Klos (45.) die agileren Hausherren bestraft. Für die Arminia um den früheren Fürther Trainer Frank Kramer war es das zweite Remis der Saison.
Schon wenige Minuten vor dem Anpfiff war Fürths Coach Stefan Leitl zum Wechseln gezwungen. Gideon Jung verletzte sich beim Aufwärmen und musste mit bandagiertem rechten Knie in die Kabine. Für ihn beorderte Leitl Justin Hoogma in die Innenverteidigung, die in Durchgang eins mit der bis auf das Tor komplett harmlosen Arminia kaum Probleme hatte.
Die Fürther dagegen traten nach der Schweigeminute für den vor einer Woche verstorbenen früheren Weltklassestürmer Gerd Müller bissig auf. Keinen Ball gaben die Fürther bei der ersehnten Fanrückkehr in den Ronhof verloren - offensiv fehlte es aber an Präzision und Timing. Da half es auch nichts, dass Leitl neben Kapitän Hrgota und Havard Nielsen in Dickson Abiama einen dritten nominellen Stürmer aufgeboten hatte. Abiama (43.) hatte die Mega-Chance zur Führung, als er alleine vor Bielefelds Torwart Stefan Ortega auftauchte und aus rund 13 Metern kläglich nach links verzog.
Die Arminia bestrafte das sofort. Eine Flanke von Cedric Brunner flog lange durch den Strafraum des abwartenden Keepers Sascha Burchert. Er blieb auf der Linie und musste nach dem Kopfball von Klos hinter sich greifen. Es war der erste Ball auf das gegnerische Tor der Gäste. Abiama leitete kurz nach dem Wechsel den verdienten Ausgleich ein. Der 22-Jährige scheiterte erst noch am rechten Innenpfosten, anschließend bekam aber Bielefelds Manuel Prietl den Ball an den deutlich abgespreizten Arm. Nach Prüfung durch den Videoassistenten trat Hrgota zum Strafstoß an und versenkte. Die Fürther waren aber nun nachlässig, Burchert lenkte einen Schuss von Bryan Lasme (57.) gerade noch an die Latte.
Quelle: ntv.de, ter/dpa