So läuft der 25. Spieltag Der FC Bayern entlädt seine Löw-Wut
08.03.2019, 15:35 Uhr
Thomas Müller und seine abgesägten Bayern-Kollegen wollen dem Bundestrainer beweisen, dass sie immer noch auf Top-Niveau spielen.
(Foto: imago/ULMER Pressebildagentur)
Der arme VfL Wolfsburg: Wieder mal muss das Labbadia-Team in der Bundesliga die Wut des FC Bayern aushalten. Ob's für die Münchener sogar zur Tabellenführung reicht? Nun, das liegt an der Push-Intensität, die der BVB in sich spürt.
Wie läuft's beim FC Bayern?
Die Münchner sind etwas irritiert. Was erlaube der Bundestrainer der Fußball-Nationalelf, dass er per Spontanbesuch dreimal "bayrische Weltklasse" für Deutschland außer Dienst stellt? Und das auch noch zu einem Zeitpunkt, wo sich nun wirklich niemand für die deutsche Nationalmannschaft interessiert. Außer natürlich Joachim Löw. Geht man so mit verdienten Spielern um? Das sind doch auch Menschen! Mit einer Würde! Steht doch sogar in Artikel eins des Grundgesetzes! Beim FC Bayern würde das so niemand (mehr) sagen, aber als fragwürdig darf man die Entscheidung des Bundestrainers wohl noch brandmarken - oder nicht? Freilich, gibt ja Meinungsfreiheit. Sogar klubintern. Während die Führungskräfte Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidzic ihre Irritationen über den Zeitpunkt der Entscheidung in direkten Zusammenhang mit einem möglichen Fokusverlust in den kommenden, wichtigen Spielen setzen, möchte Präsident Uli Hoeneß seinen Senf noch für den perfekten Zeitpunkt (!!!) im Glas zu lassen.

Fußball-Bundestrainer Joachim Löw streicht die drei langjährigen Nationalmannschaftsspieler Thomas Müller, Jérôme Boateng und Mats Hummels aus der DFB-Elf. Macht er damit alles richtig?
Und Trainer Niko Kovac? Der hängt das Thema überraschend klein. Er glaubt nämlich nicht, dass Löw's radikales Servus bei den Spontanrasierten für negative mentale Einschläge sorgt. Die seien ohnehin bereits verarbeitet und sowohl Mats Hummels, Jérôme Boateng als auch der stinkwütende Thomas Müller "wieder total klar." Und so eine brutale Endgültigkeit die wirke schließlich auch vor allem motivierend: "Wenn der Druck sehr hoch ist, von außen und intrinsisch, dann sind sie zu Höchstleistungen imstande." Und wann nicht jetzt, ist intrinsisch schon mal höherer Druck aufm Kessel? Also: die Löw-Wut entladen! Zunächst an diesem 25. Spieltag der Bundesliga gegen den, und jetzt Obacht, VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr im Liveticker bei ntv.de) - ein bizarres Déjà-vu ploppt da in unserer Erinnerung auf: Erst öffentliche Wut (damals auf Gott und die Medien-Welt), dann Liga-Alltag gegen den VfL. Und wie wir unserer Vorschau für den 8. Spieltag entnehmen, hatten die Münchener Mitte der Hinrunde sehr ähnliche Probleme zu lösen. Wir zitieren:
"Zu beweisen aus Bayern-Sicht wäre nämlich mindestens Folgendes: [...] (3) Mats Hummels wird nicht nur aus Dankbarkeit aufgestellt, (4) Jérôme Boateng ist ein fitter und cleverer Zweikämpfer [...]."
Nun, um des Bundestrainers überraschende Radikalität faktisch untermauert abzustrafen, braucht's nun ein stärkeres Argumentationspfund als noch am 20. Oktober 2018 - nur einen Tag nach der nicht weniger radikalen Pressevernichtungskonferenz der Münchener Alphatiere - in der Volkswagen-Arena. Zwar spielte Mats Hummels beim 3:1-Erfolg - dem ersten Sieg nach vier Spielen - durch und das auch gut, er bereitete unter anderem das 1:0 durch Robert Lewandowski vor und gewann 57 Prozent seiner Zweikämpfe ohne dabei ein Foul gespielt zu haben, dafür aber lümmelten Jérôme Boateng und Thomas Müller 90 Minuten auf der Bank herum. Tipp: Diesmal wird alles besser, 1:0, alle Tore schießt Müller und Hummels sowie Boateng heldengrätschen sich zurück ins DFB-Team.
Bleibt Borussia Dortmund Tabellenführer?
Wenn die Mannschaft das umsetzt, was Lucien Favre sich wünscht, bleibt der BVB nicht nur Tabellenführer, sondern wird auch Deutscher Meister. "Wir kreieren genug Torchancen, um zu gewinnen. Wir müssen nur die individuellen Fehler abstellen", sagt der Coach. Er sagt das mit dem Gleichmut eines Mannes, dessen Mannschaft in dieser Saison schon mehr erreicht hat, als sie eigentlich erreichen wollte. Und das alles was nun noch kommt, einfach bloß ein schnieker Bonus ist. Und natürlich stimmt das alles, aber die Wahrheit macht halt nicht immer glücklich. Sollte der BVB nach diesem Spieltag, es geht daheim gegen den plötzlich wiedererstarkten VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr), nämlich nicht mehr Tabellenführer sein, kann man natürlich "einfach weiter arbeiten".
Aber egal wär's wohl trotzdem keinem Dortmunder. Zwar hatten die Borussen im rasenden Schmelzprozess des Neun-Punkte-Polsters im Duell der demütigsten Demütigkeit mit dem FC Bayern die Meisterschaft zur "riesigen Sensation" und zu "keinem Muss" herabgequatscht, so richtig überzeugend wirkt der Versuch aber nicht. Offenbar selbst intern nicht. Und so ist es nach dem spektakulär-bitteren und emotionalen Champions-League-Aus gegen Tottenham Hottspur nun so, dass sich der BVB wieder ernst nimmt im Titelrennen - therapiert von der Liebe und Anerkennung der eigenen Fans nach der Gala ohne Wunder: "Das gibt uns einen Push in der Meisterschaft", erklärte Zorc am Dienstagabend. Tipp: 4:0, alle Tore schießen die Noch-Nationalspieler Marco Reus (immerhin schon 29) und Mario Götze (gerade noch umbruchvertretbare 26).
Befreit sich der FC Schalke 04 aus der Krise?
Die Trainingswoche war gut..., ach lassen wir den Mist. Sie mögen es nicht lesen. Wir mögen es nicht mehr lesen, Domenico Tedesco mag es erst recht nicht mehr lesen.
Lesen wir doch einfach alle das, was der Kollege Dominik Möller geschrieben hat, da steht nämlich alles drin. Außer das Bremens Nuri Sahin aufgrund von Magen-Darm-Beschwerden für das Heimspiel am Abend ab 20.30 Uhr ausfällt und für ihn Felix Beijmo in den Kader aufrückt. Der Verteidiger stand bisher einmal im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf im Aufgebot des SVW. So jetzt wissen Sie Bescheid, Tipp: 1:1.
Was ist sonst noch so los?
RB Leipzig - FC Augsburg: Wenn man mal irgendwann auf die Saison 2018/2019 zurück schauen wird, könnte der 24. Spieltag ins Auge springen: Da hat der kleine FC Augsburg den großen BVB geschlagen und die Bayern damit (vielleicht) doch noch zum Meister gemacht haben. Und dann kratzt man sich verwundert am Kopf, dass sich eben diese tapferen Meistermacher am Ende für ihre mühsam erkämpften Bonuspunkte doch nichts kaufen konnten - und abstiegen. Alles Blödsinn? Fakt ist: Dem FC Augsburg ist mit dem Heimsieg gegen den Tabellenführer kein Befreiungsschlag im Abstiegskampf gelungen, sondern ein kleiner Teilsieg. Der VfB Stuttgart hat sich jüngst selbst wieder Leben eingehaucht und sitzt der Mannschaft von Manuel Baum im Nacken. Davon sind "die Spieler subjektiv natürlich nicht begeistert", wie Ralf Rangnick in seiner unverwechselbaren Ralf-Rangnick-Art sagte (und die Situation eines Bayern-Trios meinte). Der RB-Trainer wird sich das Spiel des Underdogs gegen den BVB sicher als Blaupause genommen haben, um ein paar Schwachstellen im Augsburger Defensivkonzept auszumachen. Klar ist: So ungeschickt, wie sich die Schwarz-Gelben gegen die Igeltaktik des Bundesliga-15. angestellt haben, kann man das als Spitzenteam nicht noch einmal tun. Deshalb der Tipp: 3:0.
SC Freiburg - Hertha BSC (beide Samstag, 15.30 Uhr): Achtung, Christian Streich, verstecken Sie das Tafelsilber und schicken Sie die Katze zu den Nachbarn, denn Herthas Trainer Pal Dardai will sich in Ihrem Wohnzimmer ordentlich daneben benehmen - und zwar mit Ansage: "Wir gehen dorthin, um zu gewinnen. Wir werden nicht der angenehme, sondern der freche Gast sein. Das ist das Wichtigste: Geh hin, sei frech, sei mutig! Du musst alles investieren, dann hast du eine schöne Zeit." Der Gastgeber erwartet die vorlauten Großstädter mit Gelassenheit: "Ich habe das Gefühl, dass die Jungs sehr motiviert sind und am Samstag ein weiteres Mal zeigen wollen, dass sie richtig gut Fußball spielen können", sagte SC-Coach und Hausherr Streich zum Abschluss der Trainingswoche. Tipp: Der Wille zu gutem Fußball sollte immer belohnt werden, 1:1.

Beweis: Fröhlich wirkte Dieter Hecking noch nie, wenn er 0:1 zurücklag.
(Foto: imago sportfotodienst)
1. FSV Mainz 05 - Borussia Mönchengladbach (Samstag, 18.30 Uhr): "Es war eine herausragende Stimmung mit den Leuten in der Stadt. Wir haben viele fröhliche Gesichter gesehen. Das hat den Jungs auch gutgetan." Der Mainzer Trainer Sandro Schwarz schwelgte nicht etwa in Erinnerung an das lockere 3:0 im jüngsten Heimspiel gegen Schalke, sondern an den Rosenmontagszug. Fröhliche Gesichter soll es auch im Stadion geben - auch (oder gerade), weil es ja zumindest tabellarisch um nichts mehr geht. Das könnte doch zum entspannten Fußballspielen einladen. Ganz anders sieht die Lage bei der Borussia aus, die Mönchengladbacher haben mächtig Druck: Platz drei hat RB Leipzig übernommen, und von hinten drängen furiose Frankfurter mit drei Punkten Rückstand, dazu bringt sich Leverkusen langsam in Schlagdistanz. Ob Gladbach die 1:5-Klatsche gegen die Bayern schon aus den Knochen geschüttelt hat? "Wenn du 0:1 nach zwei Minuten hintenliegst, ist das nicht das, was man sich gegen Bayern vorstellt. Es gab allerdings Schläfrigkeiten bei uns, die nicht zu erklären sind", gab Trainer Dieter Hecking Einblicke in seine Gedankenwelt, ließ aber offen, gegen welchen Bundesligisten ein Rückstand nach zwei Minuten zu seinen Vorstellungen passt. Tipp: Zumindest in Mainz wird Hecking sich mit dieser Frage nicht auseinander setzen müssen, sondern darf sich früh Gedanken darüber machen, wie er mal wieder ein Heimspiel gewinnen möchte, 0:2.
TSG Hoffenheim - 1. FC Nürnberg (Sonntag, 15.30 Uhr): Schlechte Nachrichten von Sepp Herberger für Julian Nagelsmann. Wie der ehemalige Bundestrainer einst verkündete, dauert ein Spiel 90 Minuten. Dafür fehlt einem Teil der Belegschaft der TSG Hoffenheim leider die Zeit - oder mindestens die Luft: "Es werden einige Spieler im Kader stehen, die nur 20, 30 Minuten spielen können." Gegen Nürnberg, trotz Hannover weiter Tabellenschlusslicht, könnte eine knappe halbe Stunde mit der vollen Kapelle aber auch schon reichen. Den bisher letzten Auswärtspunkt gab es für die Franken am zehnten Spieltag beim 2:2 in Augsburg, ein Auswärtsspiel gewonnen hat haben sie in der Bundesliga zuletzt am 20. Februar - 2014, 3:1 in Berlin. Tipp: Es fehlt zu viel Phantasie, um etwas anderes als einen Heimsieg zu prognostizieren - auch, wenn zwei Hoffenheimer überraschend nach einer halben Stunde etwas Besseres vorhaben sollten. 3:0.
Hannover 96 - Bayer 04 Leverkusen (Sonntag, 18 Uhr): Leichtes Spiel für Leverkusen bei Hannover 96, denn deren "aktuelle Mannschaft ist kaputt, schlecht zusammengestellt und gescheitert" - sagte 96-Präsident Martin Kind nach dem 1:5 in Stuttgart, wo man sich tatsächlich als eher abrisswürdig denn als sanierungsbedürftig präsentierte. Sein Trainer Thomas Doll widerspricht: "Ich weiß, dass ich eine Mannschaft habe, die nicht kaputt ist und die immer noch brennt." Mit Bayer Leverkusen kommt eine Mannschaft, die dafür sorgen wird, dass sich der kleine Funke Hoffnung auf den Klassenerhalt schnell zu einem veritablen sportlichen Flächenbrand auswachsen wird. Denn woraus Doll und auch Manager Horst Heldt ("haben uns noch nicht abgeschrieben") ihre Hoffnung ziehen, blieb mit Blick auf nur drei Rückrundenpunkten und 4:20 Toren eher im Vagen. Tipp: Apropos "im Vagen": Die Werkself wird brennende Niedersachsen überrollen, 0:4.
Fortuna Düsseldorf - Eintracht Frankfurt (Montag, 20.30 Uhr): Sportlich ist bei Fortuna Düsseldorf nach dem lockeren 4:0 auf Schalke und schon 13 Rückrundenpunkten natürlich alles im Lot. Aber da keiner in Frieden leben kann, wenn es dem Nachbarn nicht gefällt, gibt es halt woanders Ärger: "Das gehört sich einfach nicht", schimpfte Trainer Friedhelm Funkel unter der Woche in der "Rheinischen Post" und meint damit den Umzug des Drittligisten KFC Uerdingen in die Arena der Fortuna. Die Krefelder wollen 2019/2020 in der Landeshauptstadt spielen, da das Grotenburg-Stadion umgebaut wird. Funkel stört dabei "am meisten, dass unsere Vereinsführung überhaupt nicht informiert worden ist." Ob der Aufsteiger den Champions-League-Aspiranten Eintracht Frankfurt, ein weiterer Ex-Verein des Trainerroutiniers, gastfreundlicher empfängt? Wir vermuten: Nein! Die Eintracht muss nicht mit rheinländischer Gastlichkeit rechnen, 1:1.
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Die aktuelle Mannschaft ist kaputt, schlecht zusammengestellt und gescheitert."
Hannovers Präsident Martin Kind hält aktuell offenbar nicht viel von dem Kader seines Klubs.
Quelle: ntv.de