Topstürmer verzweifelt gesucht Einer wird beim FC Bayern schmerzlich vermisst
20.04.2023, 08:09 Uhr
Einer wie Haaland soll es schon bitte sein beim FC Bayern. Dumm nur, dass es sein Kaliber nicht so eben auf dem Markt gibt.
(Foto: dpa)
Geknipst wird beim FC Bayern schon länger nicht mehr regelmäßig. Dem deutschen Fußball-Rekordmeister geht das Stürmer-Gen ab, seitdem Robert Lewandowski den Klub verlassen hat. Ein Nachfolger wird verzweifelt gesucht, das gibt nun auch die Führungsetage zu Protokoll.
Gleich nach dem Champions-League-Aus sah sich die Vereinsführung des FC Bayern München um Vorstandschef Oliver Kahn mit der Stürmer-Debatte konfrontiert, die nach dem zweiten verspielten Saison-Titel an Dynamik gewinnt. Zumal in dem mit 0:3 und 1:1 klar verlorenen Viertelfinal-Duell mit Manchester City der in Hin- und Rückspiel für den englischen Fußball-Meister treffende Norweger Erling Haaland das Manko eines fehlenden Top-Neuners im Münchner Team überdeutlich offenbarte. Die Bayern hatten ihren Top-Torjäger Robert Lewandowski vor der Saison zum FC Barcelona ziehen lassen.
Den Polen hatte der Klub auch mit dem Werben um Haaland vertrieben, er fühlte sich nicht mehr wertgeschätzt. Notlösung ist seitdem Eric Maxim Choupo-Moting, der in dieser Saison wettbewerbsübergreifend in 29 Spielen 17 Tore geschossen und vier vorbereitet hat. Im Gegensatz zu Haaland, der in 41 Spielen schon 48 Mal traf und sechs weitere Tore auflegte, maximal eine mittelmäßige Quote.
Neuner-Suche auch eine Preisfrage
"Wir haben im Vorfeld der Saison alles versucht, die Neun nachzubesetzen, auch mit einer Neun, die wir ja heute gesehen haben, nur leider nicht bei uns", sagte Kahn am Mittwochabend mit direktem Bezug auf Haaland. Der 22-Jährige war im vergangenen Sommer für 75 Millionen Euro von Borussia Dortmund zu Man City gewechselt.
"Diese Position ist nicht so einfach nachzubesetzen. Man kann nicht einfach irgendwo eine Nummer neun wie Robert Lewandowski finden", argumentierte Kahn. Das sei auch eine Preisfrage. "Wie viele Neuner gibt es auf dem Niveau von Robert Lewandowski? Da gibt es nicht viele. Und wenn, ist das in Preisregionen, die extrem hoch sind", sagte Kahn.
Dabei werden einige Namen gehandelt: der englische Kapitän Harry Kane aus Tottenham, der frühere Wolfsburger Victor Osimhen, der aktuell bei SSC Neapel reüssiert, Frankfurts Vize-Weltmeister Randal Kolo Muani oder neuerdings der junge Däne Rasmus Höjlund aus Bergamo.
Bayern-Boss will einen, "der sofort einschlägt"
Sportvorstand Hasan Salihamidžić als verantwortlicher Kaderplaner sieht die Münchner Offensive weiterhin als top besetzt an. "Wir haben acht Offensivspieler, die Weltklasse sind, für vier Positionen", sagte er über Personalien wie Thomas Müller, Jamal Musiala, Sadio Mané, Kingsley Coman, Leroy Sané, Serge Gnabry und den hoch veranlagten, aber noch nicht überzeugenden Mathys Tel. Und doch: Man werde die Kaderzusammenstellung "jetzt neu überdenken, klar". Man werde das Thema in den kommenden Wochen auch mit Trainer Thomas Tuchel diskutieren. "Die finanziellen Sachen werden wir dann auch entscheiden." Namen von Kandidaten mochte Salihamidžić nicht diskutieren, sondern die Lage zunächst "in Ruhe analysieren".
Über Müller sagte Tuchel übrigens schon vor der Partie: "Wir haben keinen, der so schlau, mutig und schlitzohrig ist in der Box." Ein Lob als Tadel für die anderen. Und doch musste das Bayern-Urgestein wie im Hinspiel auch im Rückspiel gegen Man City zunächst auf der Bank Platz nehmen, erst in der 72. Minute wurde er für Musiala eingewechselt. "Ich erwarte das komplett gleiche Spiel, deshalb steht Thomas Müller nicht in der Startelf", hatte Tuchel vor Anpfiff bei DAZN gesagt. "Die Charakteristik ist ihm nicht auf den Leib geschneidert. Er hat andere Qualitäten. In allen anderen Konstellationen hätte er gespielt, ich hatte aber das Gefühl, gegen Man City ist kein Thomas Müller-Spiel."
Auch Vereinspräsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer räumte eine aktuelle Leerstelle ein. "Das war sicherlich offensichtlich, dass wir einfach im Moment zu wenig Tore machen, dass wir den Stürmer, der dann die Dinger vorne reinhaut, nicht haben", sagte der 68-Jährige. "Wenn Sie mir den nennen können, der sofort einschlägt, dann würden wir den sofort kaufen", sagte er in der Allianz Arena zu den Reportern. Man werde die Mannschaft zur kommenden Saison "so verstärken, dass wir wieder um die Champions League und wieder um den Titel mitspielen können", versicherte Hainer. Die Lösung dürfte schwierig und teuer werden. Immerhin sei, erklärte der Präsident, das noch "ein bisschen Geld auf dem Festgeldkonto".
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid