Fußball

Europa sucht neuen Fifa-Boss FA-Chef: Blatter wird im Gefängnis landen

Wie gefährlich werden die Ermittlungen gegen die Fifa dem Noch-Präsidenten Joseph Blatter.

Wie gefährlich werden die Ermittlungen gegen die Fifa dem Noch-Präsidenten Joseph Blatter.

(Foto: REUTERS)

Die Uefa sucht nach einem geeigneten Kandidaten für das Amt des Fifa-Präsidenten. Franz Beckenbauer will nicht, hat aber die gleiche Idee wie DFB-Chef Niersbach. Der englische Verbandschef sagt zugleich: Blatter sitzt bald hinter Gittern.

Franz Beckenbauer hat eine Kandidatur für das Amt des Fifa-Präsidenten kategorisch ausgeschlossen. "Das kommt überhaupt nicht infrage. Ich bin vor einigen Jahren aus allen Ämtern ausgetreten, um mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen", sagte das frühere Fifa-Exekutivkomitee-Mitglied. "Man muss das System ändern, ich weiß nicht wie, aber es muss einen Schlüssel geben", sagte Beckenbauer.

Der Chef des englischen Fußball-Verbandes ist indes sicher, dass der höchst umstrittene Noch-Präsident Joseph S. Blatter im Zuge des Fifa-Skandals im Gefängnis landen wird. Die Frage, ob er darauf Geld setzen würde, beantwortete Geschäftsführer Greg Dyke im Gespräch mit dem Guardian klar mit "Ja". Blatter sei nach seiner Ankündigung, als Fifa-Präsident abzutreten, "tot". "Es ist vorbei. Er wird weg vom Fenster sein, und das innerhalb von Monaten", sagte der 68-Jährige. Berichte, England könne im Falle eines Entzugs für Russland oder Katar als WM-Gastgeber einspringen, bezeichnete er als unrealistisch: "Wir werden die WM 2018 nicht hier haben - und die WM 2022 auch nicht."

Niersbach ein Kandidat

Europa drückt in Sachen Blatter-Nachfolge aufs Tempo: Nach dem schwachen Auftritt der Europäischen Fußball-Union (Uefa) beim "Fifa-Beben" wollen die Europäer bei der Suche nach ihrem Erben für Blatter dieses Mal alles richtig machen. Auch DFB-Chef Wolfgang Niersbach ist ein möglicher Kandidat. Der vermeintliche Geheimfavorit, der als einer der wenigen Funktionäre völlig unbelastet in die Gespräche rund um das Champions-League-Finale in der deutschen Hauptstadt geht, hält sich aber bislang deutlich zurück.

In einem Punkt sind sich aber alle einig: Blatter muss so schnell wie möglich weg und ein starker Uefa-Kandidat. "Normalerweise müsste man sagen, dass es einen sofortigen Rücktritt gibt", sagte Niersbach: "Die Rücktrittsankündigung ist eine Zwischenlösung - für mich ist das keine Lösung." Das komplizierte Wahl-Prozedere müsse weitaus schneller über die Bühne gehen. Laut den Statuten ist die Ablösung Blatters in vier Monaten möglich - Stand jetzt soll aber erst zwischen Dezember 2015 und März 2016 gewählt werden.

Wer dann antritt, ist auch einige Tage nach dem völlig überraschenden Schritt des Fifa-Bosses völlig offen. Täglich melden sich neue Interessenten für den Platz auf dem Weltfußball-Thron. Die "Big Player" Platini und der ebenfalls in Berlin weilende kuwaitische Scheich Ahmad al Sabah sagten aber eben: Nichts. Deshalb ist Berlin seit Freitag die Zentrale der Blatter-Gegner. Aus Südkorea flog eigens der Auto-Milliardär Chung Mong-Joon für Gespräche mit der Uefa ein. "Ich werde mit dem Uefa-Präsidenten über den Stand der Dinge sprechen - und darüber, was nun zu tun ist", sagte der frühere Fifa-Vizepräsident vor seiner Abreise aus Seoul: "Wir erleben gerade extrem schwere Zeiten bei der Fifa."

Viele glauben an Platini

Laut Niersbach wäre Platini beim Kongress in Zürich der "ideale Übergang gewesen, den die Fifa gebraucht hätte". Die entscheidende Vereinbarung dazu hatte Blatter mit seiner erneuten Kandidatur über den Haufen geworfen. Nun werden die Karten neu gemischt - und auch der "Kaiser" glaubt an Platini. "Wenn einer eine Chance hat, Nachfolger von Sepp Blatter zu werden, dann ist es er", sagte Franz Beckenbauer.

Der Weltverband, der wegen seiner Zahlung von fünf Millionen Euro "Schweigegeld" an den irischen Verband weiter in Bedrängnis geraten ist, steckt in einer tiefen Krise. Der Job an der Spitze ist undankbar, allein ein neuer Präsident kann die Fifa nicht reformieren. Die 209 Verbände zu einen ist fast unmöglich, offenbar speziell als Europäer. "Im Rest der Fußballwelt gibt es einen Groll gegen das arrogante angelsächsisch-skandinavische Europa", sagte der frühere Fifa-Funktionär Jérôme Champagne, der auch erneut versuchen könnte, bei der Wahl anzutreten.

Quelle: ntv.de, rpe/sid/dpa

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