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6 Dinge, gelernt am 16. Spieltag FC Bayern Globetrotters, rätselhafter BVB

Harlem Globetrotters der Bundesliga: Der FC Bayern München feiert seinen Sieg gegen Freiburg.

Harlem Globetrotters der Bundesliga: Der FC Bayern München feiert seinen Sieg gegen Freiburg.

(Foto: dpa)

Während der FC Bayern auf attraktive Weise die Fußball-Bundesliga stinklangweilig macht, spielen sich anderswo Dramen ab. In Frankfurt, wo das Spektakel selbst Trainer Schaaf beunruhigt. Und beim BVB, wo ein Pünktchen Hoffnung glimmt.

1. Dortmund hat eine brutal gute Mannschaft

"Ein Pünktchen Hoffnung" titelte der "Kicker" nach dem Spiel der Dortmunder Borussia gegen den VfL Wolfsburg. Das ist nach dem attraktiven 2:2 durchaus treffend formuliert. Dieses Remis ist für die Dortmunder aber dennoch nichts Halbes und nichts Ganzes. Und vor allem: Sie stehen auch nach diesem 16. Spieltag immer noch auf dem 16. Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga. Hinterher war viel von einem Lebenszeichen die Rede, das der BVB in der Partie gegen den Tabellenzweiten gesendet habe. Und in der Tat zeigte sich die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp im Vergleich zur Niederlage in Berlin am vergangenen Wochenende von ihrer besseren Seite. Sie wollte den Sieg, das war ihr deutlich anzumerken. Nur: Es hat wieder nicht geklappt, obwohl die Dortmunder durch Pierre-Emerick Aubameyang und Ciro Immobile zweimal in Führung gegangen war.

"Wenn wir so spielen, wie Borussia spielen kann, mit dem Messer zwischen den Zähnen, dann können wir jedem wehtun": Ciro Immobile.

"Wenn wir so spielen, wie Borussia spielen kann, mit dem Messer zwischen den Zähnen, dann können wir jedem wehtun": Ciro Immobile.

(Foto: REUTERS)

"Wir haben es sehr ordentlich gemacht. Die Leistung war in vielen Bereichen positiv. Wir hätten den Sieg gerne nach Hause gebracht, aber es ist kein Wunschkonzert. Am Ende ist es nicht das Ergebnis wie gewünscht", sagte Klopp. Besonders Immobile hatte es ihm angetan, der endlich das lieferte, was sie sich von ihm versprochen hatten, als sie ihn im Sommer für knapp 20 Millionen Euro vom FC Turin holten. Es ist bezeichnend für die Misere des BVB, dass zum Ende der Hinrunde einer so ausdrücklich für etwas gelobt wird, das eigentlich zu seinen Kernkompetenzen gehören sollte: Tore schießen und vorbereiten. "Es war ohne Zweifel sein bestes Spiel. Wir haben seine Laufwege ein wenig verändert", schwärmte Klopp und attestierte dem 24 Jahre alten Angreifer "sensationell" aufgespielt zu haben. Ansonsten aber bleibt der BVB das große Rätsel dieser Liga. Spieltag für Spieltag bescheinigen die gegnerischen Trainer ihrem Kollegen Klopp, was für eine großartige Mannschaft er da beisammen habe. Frei nach dem Motto: Krise? Welche Krise? Auch Wolfsburgs Dieter Hecking setzte nach der Partie am Mittwochabend im Westfalenstadion zu diesem leicht vergifteten Lob an, als Klopp ihm ins Wort fiel: "Sag's nicht." Er kann es nicht mehr hören. Schließlich sei das "kein unverdienter Punktgewinn" für die Gäste gewesen. "Wolfsburg hat einfach brutale Qualität." Und so bleibt am Ende nicht mehr als ein Pünktchen Hoffnung.

2. Die Bayern sind die Harlem Globetrotters der Liga

Karl-Heinz Rummenigge hat ihn ja schon am Wochenende geadelt. Der Vorstandschef des FC Bayern München behauptete erst, Arjen Robben sei der beste Spieler der Welt, ein Lob, das er dann flugs um eine Nuance relativierte. Ihm war wohl eingefallen, dass Manuel Neuer, der Torwart der Münchner, im Januar vielleicht zum Weltfußballer des Jahres gekürt werden kann. Also korrigierte er sich: "Der beste Feldspieler." Rummenigge mag das alles im Blick haben, wir können das ehrlich gesagt nicht beurteilen, ob nicht irgendwo in den Weiten Südamerikas oder anderswo auf der Welt, zum Beispiel in Spanien bei Real Madrid oder dem FC Barcelona einer spielt, der noch ein kleines bisschen besser ist als dieser Robben.

Es lässt sich aber ohne ernsthafte Zweifel konstatieren, dass der niederländische Nationalspieler einen gehörigen Teil dazu beigetragen hat, dass sich der FC Bayern immer mehr zu den Harlem Globetrotters der Bundesliga entwickelt, die ihren Wirkungsbereich längst weltweit ausgedehnt haben und dabei auf durchaus schön anzusehende Weise Show mit gnadenloser Professionalität paaren. Da passt Robben prima rein, in seiner Heimat haben sie ihn just zum Sportler des Jahres gewählt. Gegen Freiburg gelang ihm am Dienstagabend mit einem veritablen Hechtkopfball das Führungstor, sein 100. in der 184. Partie für den FC Bayern Globetrotters, sein neunter Treffer in dieser Saison. Hinzu kommen zwölf Vorlagen, damit ist der Flügelstürmer der effektivste Spieler der Liga. Seitdem er nicht mehr ständig verletzt ist, ist er konstant einer der Besten in seinem Team. Die "Süddeutsche Zeitung" formulierte es so: "Robben ist zum Prototypen dessen geworden, was man mannschaftsdienlich nennt, und gleichzeitig auch als Solist wertvoll wie nie. Er ist der beste Robben, dem der FCB je hatte - also seit Sommer 2009." Wenn sich also jemand fragt, warum der Titelkampf längst keiner mehr ist - der kann sich auch bei Arjen Robben bedanken.

3. Wenigstens der Abstiegskampf ist spannend

Apropos Langeweile: In Dortmund werden sie das nicht gerne hören; aber auch sie wissen: Die Tatsache, dass der BVB den drittletzten Platz der Tabelle belegt, ist neben den entrückten Bayern quasi der Attraktionsgegenpol am anderen Ende dieser höchsten deutschen Spielklasse. Über was reden die Menschen denn? Über die immense Fallhöhe und darüber, wie es mit den Dortmundern weitergeht. Und wie geht es weiter? Sie kämpfen gegen den Abstieg. Am Samstag geht es am letzten Spieltag dieser Hinrunde zum SV Werder nach Bremen, der nach dem 1:4 bei Borussia Mönchengladbach Letzter ist. Wer sich die Tabelle anschaut, der erkennt, dass spätestens mit dem 1. FC Köln auf Platz zehn die Zone der Mannschaften beginnt, die sich ernsthaft Sorgen machen müssen. Und anders als in der Vergangenheit ist in dieser Spielzeit keine Mannschaft dabei, die abgeschlagen am Ende des Tableaus steht. Die Bremer und die Kölner trennen gerade einmal fünf Punkte. Und mittendrin: Borussia Dortmund. Zumindest einer aber weiß, was nun erforderlich ist. "Du musst bereit sein, alles zu tun, um da unten rauszukommen. Kämpfen, rennen, beißen - in dieser Situation ist es wurscht, wie du spielst. Hauptsache, du gewinnst." Das sagt Horst Hrubesch. Der Trainer der deutschen U-21-Nationalelf hängt "mit Leib und Seele" als ehemaliger Hamburger Torjäger am HSV, der auf Platz 14 rangiert. "Schauen Sie sich doch Dortmund an, wie die sich quälen!". Langweilig ist das zumindest nicht.

4. Es lebe die Tabelle im Kopf!

Es deutet einiges darauf hin, dass alle Fußballfreunde in diesem Land, die es nicht mit dem FC Bayern halten, zwei Tabellen parat haben. Eine, in der die Münchner mit großem Abstand auf Platz eins stehen. Und eine gedachte, in der die Bayern nicht vorkommen und die Bundesliga nur 17 Mannschaften hat. Denn dann wird die Sache nahezu dramatisch.  Der VfL Wolfsburg ist Spitzenreiter, dahinter folgen Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen auf den weiteren Champions-League-Plätzen sowie der FC Schalke 04. Ein astreiner Titelvierkampf also - wobei Leverkusen wahrscheinlich auch in dieser Konstellation nur Zweiter werden würde. Aber auch mit der tatsächlichen Tabelle sind diese Mannschaften zufrieden, Meister werden wollen sie eh nicht.

Regulär im Tor: Stefan Kießling.

Regulär im Tor: Stefan Kießling.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Und so können die Wolfsburger mit dem in Dortmund ergatterten Punkt ebenso gut leben wie die Bayer-Elf, die dank eines - anders als beim Phantomtor vor 14 Monaten - regulären Treffers von Stefan Kießling in der Rhein-Neckar-Arena zu Sinsheim die TSG Hoffenheim besiegte. Trainer Roger Schmidt war dann nach einer sehr guten Partie auch voll des Lobes für seinen Angreifer: "Ich freue mich für Stefan, besonders weil er damals einen monatelangen Spießrutenlauf durchgemacht hat". Den hat der Gladbacher Max Kruse zwar nicht hinter sich. Aber er hatte bis zu seinem Tor in der Partie gegen Werder Bremen am Mittwochabend seit sieben Spielen nicht mehr getroffen. Nun verwandelte er nach einer guten halben Stunde einen Elfmeter und legte damit den Grundstein zum 4:1-Sieg, der die Borussia auf Platz drei klettern ließ. Dem Vernehmen nach hatte Kruse allerdings nicht allzu sehr mit seiner Erfolglosigkeit gehadert. "Warum? Das bringt mir nichts. Ich lebe im Moment", philosophierte er. "Ich gucke nicht, was vorher war, ich gucke nicht, was kommen kann." Ein Motto, dass gut zu den Schalkern passt. Die überzeugten beim Sieg in Paderborn weniger durch erfrischenden Fußball als durch gnadenlose Effektivität. "Wir kriechen auf den letzten Prozenten. Die vielen Verletzen und Englischen Wochen haben uns ausgepowert", räumte Torhüter Ralf Fährmann nach dem schwer erkämpften 2:1 beim starken Aufsteiger ein. "Wenn wir am Samstag noch gegen den Hamburger SV gewinnen, sind wir im Soll." Und stets dran denken: In der gedachten Tabelle könnten die Gelsenkirchener sogar noch Deutscher Meister werden.

5. Frankfurt ist das neue Hoffenheim

Kommen wir zu Eintracht Frankfurt. Neben dem FC Bayern und der Dortmunder Borussia mausert sich das Team von Trainer Thomas Schaaf - und das ist nicht mehr der SV Werder! - zur dritten Attraktion dieser Liga. Es scheint so, als würden die Frankfurter, die mit einem Torverhältnis von 33:33 auf Rang neun der Tabelle stehen, den Job übernehmen, den in der vergangenen Saison die TSG Hoffenheim als amtlich zertifizierter Spektakellieferant innehatte.

Viele Tore, Drama und jede Menge Spannung gefällig? Dann einfach mal ein Spiel der Eintracht schauen. Doch selbst einen Stoiker wie Schaaf nahm das spektakuläre 4:4 am Mittwoch gegen die Berliner Hertha mit. "Es macht einfach unheimlich viel Spaß, aber es kostet auch Nerven", sagte der sichtlich mitgenommene Trainer nach einem denkwürdigen Spiel. Mit 0:3 und 2:4 lag die Eintracht schon zurück. Doch dann kam Alex Meier und sorgte mit einem Doppelschlag in der Nachspielzeit noch für den Ausgleich. Meier ist nun mit zwölf Treffern noch vor einem gewissen Arjen Robben bester Torschütze der Liga. Und sagte hinterher: "Ich war heute eigentlich richtig schlecht." Nur einer war mit diesem Ergebnis nicht ganz so glücklich. Torhüter Timo Hildebrandt, der sein 300. Ligaspiel bestritt, hat nun in zwei Partien für Frankfurt sieben Mal hinter sich greifen müssen. "Ich hätte es mir gerne etwas ruhiger gewünscht."

6. Hrgota gibt sein Debüt

Zum Abschluss noch etwas für die Freunde der gepflegten Statistik: Der Schwede Branimir Hrgota hat an diesem Mittwoch gegen den SV Werder Bremen sein 53. Bundesligaspiel für Borussia Mönchengladbach absolviert und dabei sein erstes Bundesligator in dieser Saison erzielt. Das ist aller Ehren, aber noch keine Meldung wert. Aber: Es war tatsächlich das erste Mal, dass Hrgota dank Trainer Lucien Favre die komplette Spielzeit auf dem Rasen verbringen durfte. Eine Premiere, die Beachtung verdient, weil er in der Wertung "Die meisten Bundesligaeinsätze ohne komplettes Spiel" einsam an der Spitze steht. Die 52 unvollständigen Partien sind, wie es scheint, ein Rekord für die Ewigkeit. Zumal auf Platz zwei ein gewisser Paschalis Seretis steht, der zwischen 1993 und 1997 beim SC Freiburg 36 Mal ein- oder ausgewechselt wurde.

Quelle: ntv.de

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