Fußball

Wenn der Weltmeister daneben greift FC Bayern patzt - nicht nur wegen Neuer

Ein gebrauchter Abend: Manuel Neuer, FC Bayern München.

Ein gebrauchter Abend: Manuel Neuer, FC Bayern München.

(Foto: imago/Plusphoto)

Manuel Neuer macht einen Fehler - und die Fußballer des FC Bayern verlieren ihr Bundesligaspiel gegen Mönchengladbach. Doch ganz so einfach ist es nicht. Das weiß auch Trainer Josep Guardiola. Seine Münchner haben ganz andere Probleme.

Und da war es wieder, das Mönchengladbach-Trauma. Eine halbe Stunde hatten sie in München gegeneinander gespielt in dieser letzten Bundesligapartie des 26. Spieltags, die Fußballer der Gladbacher Borussia und die des FC Bayern, als Raffael auf das Tor der Münchner schoss. Nicht besonders hart, nicht sehr platziert, der Ball flog direkt auf Torhüter Manuel Neuer zu. Er hatte die Finger noch dran - und ließ ihn durch. Gladbach führte mit 1:0, in der zweiten Halbzeit schoss Rafael nach 77 Minuten dann noch ein Tor, und die Bayern hatten ihr erstes Heimspiel seit dem 12. April 2014 verloren, als sie längst Meister waren und der Gladbacher Namenscousine aus Dortmund mit 0:3 unterlagen.

Raffael hat geschossen. Und Manuel Neuer schaut hinterher.

Raffael hat geschossen. Und Manuel Neuer schaut hinterher.

(Foto: imago/Schiffmann)

An diesem Sonntagabend aber fragte sich alle Welt: Was ist nur los mit Manuel Neuer? Wie kann dem deutschen Nationalspieler, dem Weltmeister, dem mutmaßlich besten Torhüter der Welt so ein Fehler unterlaufen? Und warum patzt er immer gegen die Elf vom Niederrhein? Die Antwort auf die erste Frage ist relativ simpel, auch wenn sie manchen überraschen mag: Auch Manuel Neuer ist ein Mensch, "und keine Maschine, die man nach Belieben aus- und einschalten kann", wie die "Süddeutsche Zeitung" konstatierte. Manuel Neuer selbst kommentierte seinen Patzer gewohnt sachlich, obwohl er ja selten einen kommentieren muss. "Mein Fehler war, dass ich den Ball festhalten wollte. Ich wollte den Ball nicht nach vorne abklatschen lassen." Viel mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Außer vielleicht: "Wir sind immer gewarnt. Wir wissen, was wir für Ziele haben und blicken optimistisch nach vorne."

Und warum stets Gladbach? Das wissen wir auch nicht, Manuel Neuer dürfte da ebenfalls im Dunkeln tappen. Allerdings ist die Relevanz dieser Frage von eher untergeordneter Wichtigkeit, eine - zugegeben interessante - statistische Koinzidenz bei einem, der in seinem Berufsleben nicht viel falsch macht. 2010 und 2011 patzte er als Schalker, zum Auftakt seiner ersten Saison für den FC Bayern im August 2011 beim 0:1 gegen die Borussia - und nun eben in seiner 120. Partie für die Münchner. Und das an entscheidender Stelle. Auch beim zweiten Treffer sah Manuel Neuer nicht gut aus. Und doch ist es so, wie es Trainer Josep Guardiola hinterher sagte: "Wir haben nicht wegen Manu verloren, sondern weil wir Probleme beim Angreifen hatten."

"Haben Fußball gespielt und gute Lösungen gefunden"

In der Tat war es so, dass die Niederlage des immer noch souveränen Spitzenreiters aus München - zehn Punkte sind es auf den Zweitplatzierten VfL Wolfsburg - nicht nur überraschend war, sondern auch völlig verdient. Zwar pflegten die Bayern auch in dieser Partie ihren dominanten Ballbesitzfußball. Allein, es fehlte, vor allem nach dem Ausfall Arjen Robbens, die Kreativität gegen defensiv hervorragend aufgestellte Mönchengladbacher, die mit diesem Coup ihren dritten Tabellenplatz vor den Leverkusenern verteidigten und gestärkter denn je in Richtung Champions League steuern. "Das war ein Big Point. Wir haben die ganze Rückrunde schon konstant gespielt. Die drei Punkte in München tun schon gut, zumal nicht viele damit gerechnet haben", sagte Sportdirektor Max Eberl. Mittelfeldspieler Patrick Herrmann, der die Vorlage zum 1:0 gab, befand: "Wir haben Nadelstiche gesetzt und die Tore gemacht."

Nur Trainer Lucien Favre stapelte ein wenig tiefer: "Wir haben Fußball gespielt und gute Lösungen gefunden. Es war aber nur ein Spiel, drei Punkte, und es ist schon wieder vorbei." Und: "Wir wollen weiter punkten, Spiel für Spiel." Dabei hatte seine Borussia doch die Schwachstellen des bisweilen als unverwundbar scheinenden FC Bayern offengelegt und ausgenutzt. Gegen die gewohnt hoch verteidigenden Münchner führten zwei blitzsaubere Konter zum Sieg. Dabei hatte sich Guardiolas Mannschaft doch nach dem 1:4 zum Rückrundenauftakt in Wolfsburg geschworen, dass ihnen das so schnell nicht wieder passiert. Kontrolle lautete das oberste Ziel. Kontrolle über den Gegner, vor allem aber Korntrolle über dessen Konter. Der am Sonntag nach 70 Minuten für Mario Götze eingewechselte Philipp Lahm hatte es vor Wochen im "Kicker" auf den Punkt gebracht: "Es geht darum, wie sich die Mannschaft und einzelne Spieler bei Ballverlust verhalten. Bei der Art, wie wir verteidigen, mit schnellen Balleroberungen, sind wir anfällig, wenn wir es nicht korrekt machen."

Die Probleme, die gegen Wolfsburg aufgetreten seien, hätten sie wieder im Griff, hatte der Kapitän versichert. Wirklich? Gegen Mönchengladbach jedenfalls hat das nicht funktioniert, auch wenn Bastian Schweinsteiger, der mit Xabi Alonso im defensiven Mittelfeld agierte, zu Protokoll gab: "Der Trainer hat seine Philosophie und die verfolgen wir. Wir haben oft gut gespielt, auch wenn wir hoch verteidigt haben." Und Guardiola ergänzte: "Es ist nicht einfach gegen eine Mannschaft, die mit elf Mann im eigenen Strafraum steht. Wir haben es nicht geschafft, diese Defensive zu knacken." Genau. Sie sind halt keine Maschinen. Genauso wenig wie ihr Torhüter Manuel Neuer.

Quelle: ntv.de

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