Fußball

So läuft das Wunder von Highbury FC Bayern will von Arroganz nichts wissen

Ihnen ist der Einzug ins Viertelfinale kaum noch zu nehmen.

Ihnen ist der Einzug ins Viertelfinale kaum noch zu nehmen.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Kann der FC Bayern beim FC Arsenal diesen Vorsprung verspielen? Nein? Fragen sie mal den Trainer. Carlo Ancelotti kennt sich aus mit Fiaskos in der Champions League. Mats Hummels jedenfalls hat sich schon bekleckert.

Worum geht's?

Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef der FC Bayern München AG, stellte erst einmal klar, worum es nicht geht: "Wir machen keinen Betriebsausflug." Warum sagte er das? Weil seine Fußballer das Hinspiel dieses Achtelfinals in der Champions League vor drei Wochen mit 5:1 gewonnen hatte. Diese Weißwurst ist also gelutscht, das Viertelfinale schon vor dem Rückspiel so gut wie gebucht. Und die sechseinhalb Millionen Euro Prämie von der Uefa sind gut wie auf dem Konto.

Voraussichtliche Mannschaftsaufstellungen

FC Arsenal - FC Bayern, 20.45 Uhr

Arsenal Football Club: Ospina - Bellerin, Mustafi, Koscielny, Gibbs - Ramsey, Xhaka - Walcott, Iwobi, Sanchez - Giroud. - Trainer: Wenger
FC Bayern München: Neuer - Rafinha, Martínez, Hummels, Alaba - Alonso, Vidal - Robben, Thiago, Ribéry - Lewandowski. - Trainer: Ancelotti
Schiedsrichter: Anastasios Sidiropoulos (Griechenland)

Das sieht im Grunde auch Rummenigge so, der sich große Mühe gab, nicht allzu arrogant zu wirken: "Die Tür ist auf, aber wir müssen jetzt noch seriös und respektvoll durchgehen." Und so wies auch Flügelspieler Franck Ribéry, derzeit einer der High-Performer der Münchner, pflichtgemäß darauf hin: "Du weißt, was im Fußball passieren kann." Nämlich alles, wollte er damit sagen. Aber: "Wir sind Profis, wir haben viel Erfahrung." Ribéry ist auch der, der daran glaubt, der FC Bayern könne in dieser Saison - wie vor vier Jahren - die Meisterschaft, den DFB-Pokal und die Champions League gewinnen. Der "Bild"-Zeitung hatte er gesagt: "Langsam beginnt man daran zu denken, klar. Ich habe das gleiche Gefühl wie 2013."

Wie ist die Ausgangslage?

Kommt drauf an, für wen. In der europäischen Königsklasse hat jedenfalls noch nie eine Mannschaft ein 1:5 aus dem Hinspiel noch wettgemacht. Allerdings hat die Borussia aus Mönchengladbach vor 32 Jahren im Achtelfinale des Uefa-Cups solch' einen Vorsprung noch verspielt. Im Hinspiel vor 65.000 Zuschauern im Düsseldorfer Rheinstadion hatte das Team von Trainer Jupp Heynckes am 27. November 1985 dem nasskalten Wetter getrotzt, sich in einen Rausch gespielt und Real Madrid mit 5:1 geschlagen. Das Rückspiel am 11. Dezember allerdings geriet für die Gladbacher zum Fiasko, die Königlichen siegten mit 4:0 und feierten das Wunder von Bernabéu.

Bleibt die Frage: Gelingt Arsenal heute die große Überraschung? Nein. Schon deshalb nicht, weil das Spiel im Emirates Stadium stattfindet, in das der Klub im Sommer 2006 umgezogen war. Das Wunder vom Emirates - wie klingt das denn? Geht gar nicht. Über das Wunder von Highbury hätte man ja noch reden können.

Wie ist der FC Bayern drauf?

Seit dem Hinspiel bestens. Dieser wuchtigste Sieg seit Carlo Ancelotti die Münchner trainiert war der Beginn einer für den FC Bayern wunderbaren Rückkehr zu alter Dominanz. Und so sieht der Coach auch kein Problem darin, das eigentlich nichts mehr passieren kann: "Nein, die Spieler sind alle motiviert. Wir müssen an unsere Form anknüpfen und dann werden wir erfolgreich sein." Und klar, der Gegner werde sein Heil in der Offensive suchen. "Wir müssen vorsichtig sein, wollen aber nicht unseren Stil ändern." Aber es sei ja so: "Wir haben genug Qualität dafür, dasselbe Spiel wie in München noch einmal abzuliefern."

Auch Ribérys Franck, nach seiner Verletzungspause wie erwähnt blendend in Form, trägt sein Selbstbewusstsein ungeniert nach außen: "Ich denke Arsenal wird direkt voll attackieren. Wenn wir nicht konzentriert sind kann viel passieren. Aber wenn wir spielen wie wir im Moment drauf sind wird es gut laufen." Und der Müllerthomas, dem Ancelotti nicht versprechen wollte, dass der spielt, gab in der Pressekonferenz am frühen Montagabend zu Protokoll: Wir müssen uns auf das Handwerkliche und auf das Fußballerische konzentrieren. Wir wollen morgen gewinnen. Wir wissen, dass Arsenal zuhause noch einmal alles versuchen wird. Aber wir haben genug Erfahrung in unseren Reihen. Wir werden von der Einstellung und Intensität nichts anbrennen lassen."

Und dann hat Mats Hummels noch am Tag vor dem Spiel, als er vor dem Stadion in den Mannschaftsbus steigen wollte, einen Becher Kaffee fallen lassen und sich dabei seinen schönen Anzug bekleckert - worüber sich der Kollege Müller prächtig amüsierte. Kurzum: Beim FC Bayern sind sie allerbestens gelaunt.

Was macht der Arsenal FC so?

Die Zuschauer im Norden Londons glauben nur noch bedingt an ihre Mannschaft. Besagtes Emirates mit seinen für 60.260 Plätzen ist zwar eigentlich ausverkauft. Doch von wegen: Die Hoffnung stirbt zuletzt und so. Wie die englische "Sun" berichtete, hatten Tausende direkt nach dem Hinspiel versucht, ihre Eintrittskarte wieder loszuwerden. Also nicht wundern, wenn heute Abend im Fernsehen einige freie Plätze zu sehen sind. Auch innerhalb des Teams gibt's ein wenig Ärger. Trainer Arsène Wenger hatte am Wochenende im Topspiel der Premier League beim FC Liverpool Alexis Sánchez erst einmal auf der Bank gelassen - seinen besten Spieler. Arsenal verlor mit 1:3 und die fast schon traditionelle Kritik an Wenger, seit 1996 im Amt, erreicht neue Höhepunkte.

Immerhin - noch reden Trainer Wenger und Spieler Sánchez miteinander.

Immerhin - noch reden Trainer Wenger und Spieler Sánchez miteinander.

(Foto: REUTERS)

Zudem soll es, das berichteten englische Medien, zum Bruch zwischen Wenger und Sanchez gekommen sein. Angeblich will der Chilene den Klub nach dieser Saison verlassen. Viele sagen, dass der Trainer das auch tun wird. Und Wenger? Sagt, dass alles in Ordnung sei. Also fast, bis auf das Ergebnis des Hinspiels halt: "Es ist keine ideale Situation, aber wir werden uns selbst eine Chance geben." Per Mertesacker gab sich da etwas kämpferischer: "Ich erwarte viel von uns. Wir können die Saison noch zum Guten wenden, aber dafür müssen wir alles geben und als Team besser funktionieren." Das sei zuletzt nicht immer so gewesen: "Wir haben bei mehreren Gelegenheiten gezeigt, dass wir nicht bereit für den Kampf waren. Das will ich morgen von der Mannschaft sehen: Dass wir bereit sind für den Kampf, bereit, die Herausforderung anzunehmen."

War sonst noch was?

Eins noch: Wenn einer weiß, wie man mit einer Fußballmannschaft scheinbar beruhigende Vorsprünge verspielt, dann ist es Carlo Ancelotti. Deshalb würde er auch niemals von einem beruhigenden Vorsprung sprechen, selbst jetzt nicht. 2004 gewann er mit dem AC Mailand das Viertelfinal-Hinspiel in der Königsklasse mit 4:1 gegen Deportivo La Coruña. Das Rückspiel in Spanien verlor sein Team dann mit 0:4. Das ist bis heute der Königsklassenrekord für den höchsten verspielten Vorsprung.

Und ein Jahr später kam dann alles noch viel schlimmer. Im Finale gegen den FC Liverpool führten Ancelotti und Milan am 25. Mai 2005 zur Pause mit 3:0 - scheinbar uneinholbar. Doch dann schossen die Engländer zwischen der 54. und 60. Minute drei Tore und gewannen dieses epische Endspiel schließlich im Elfmeterschießen. Das 3:3 erzielte Xabi Alonso, der ja nun beim FC Bayern unter Vertrag ist. "Sechs Minuten des Wahnsinns", nannte es Ancelotti damals. Doch Rummenigge vertraut ihm: "Carlo wird das so machen, dass wir kein La Coruña oder Istanbul erleben werden." Und was sagt Ancelotti? "Ich glaube, wir müssen gar nicht so viel nachdenken. Wir müssen nur daran denken, was wir auf dem Platz machen wollen und dann versuchen, das umzusetzen."

Quelle: ntv.de

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