6 Dinge, gelernt am 28. Spieltag "Franz" Ribéry macht's wie "Schapapapa"
04.04.2016, 13:10 Uhr
Wei einst der "Schapapapa": Franck Ribéry und sein Tor gegen Frankfurt.
(Foto: imago/ActionPictures)
Mario Götze spielt von Anfang an, das interessiert aber plötzlich niemanden mehr. Warum? Weil Franck Ribéry Erstaunliches vollbringt. Darmstadt will die Spielzeit verkürzen und Mainz gewinnt wahrscheinlich die Champions League.
1. Ribéryyyyyy sticht Götze aus
Tja, schon verrückt, was? Mario Götze steht in der Startformation des FC Bayern München. Er spielt gegen Eintracht Frankfurt (1:0) aber so durchschnittlich, dass kaum jemand Lust hat, darüber zu reden. Wir auch nicht. Stattdessen feiert München französisch. Und wir feiern mit. Im Mittelpunkt unserer kollektiven Jubelorgie: Franck Ribéry. Der fummelte sich am Samstag durch die Reihen der biederen Gäste, dass es eine wahre Pracht war. Ganz nach der Devise: "So lange mein Körper sagt, ich kann laufen, werde ich laufen." Wie lange das sein werde? Nun, da hält es Sportsfreund Ribéry mit Franz Beckenbauer: "Schau'n mer mal."
Und wo wir gerade bei der durch die WM-Affäre tüchtig angezählte bajuwarische Lichtgestalt sind. Für die hatte der 32 Jahre alte Franzose in der 20. Minute ein ganz besonderes Schmankerl parat. Fast so schön wie einst des Kaisers Liebling, der "Schapapapa" – in Fußball-Fachkreisen auch Jean-Pierre Papin genannt - hämmerte sein Landsmann Ribéry den Ball um kurz vor 16 Uhr per Seitenfallzieher in den Kasten der Frankfurter. Von sich selbst überrascht, erklärte Bayerns Außenstürmer später: "So ein Tor habe ich nicht oft in meiner Karriere geschossen. Ich bin sehr glücklich." Ob das auch für Mario Götze gilt? Wissen wir nicht. Hat er nichts zu gesagt. Aber: Er hat das Tor vorbereitet. Das ist doch auch was, auch wenn niemand drüber spricht.
2. Infantino glaubt an Mainzer Champions-League-Sieg
Nein, nicht schon wieder, liebe Fifa. Gerade erst habt ihr doch erklärt, mit all den schäbigen Dingen aus der Blatter-Ära aufzuhören. Und jetzt das: "Wenn ich Fifa-Präsident werden kann, kannst du die Champions League gewinnen." Das hat Gianni Infantino zu seinem Landsmann Martin Schmidt gesagt. Der ist Trainer des FSV Mainz 05. Woher wir diese vertrauliche Information haben? Nun, aus dem ZDF-Sportstudio. Wie das funktionieren soll? Nun, das wissen wir nicht. Zumindest rein sportlich – und nur darum geht es der Fifa ja jetzt nach der fortschreitenden Selbstreinigung - müssen wir dem Boss des Weltverbands allerdings leider widersprechen. Denn auf absehbare Zeit ist der Schweizer Schmidt mit Mainz einem Trainingslager auf dem Mars näher als dem Gewinn der europäischen Königsklasse, die Anreise soll ja nur 39 Tage dauern. Was - bitte mäßigen Sie jetzt Ihre potenzielle Aufregung über die Anmaßung des Autoren - NICHT an der sportlichen Qualität des Klubs liegt, der nach dem 4:2-Erfolg gegen Augsburg zu Recht von einer Rückkehr in die Europa League träumt, und erst recht NICHT an der Arbeit des Trainers. Aber dass ein Verein wie Mainz, auch wenn er die Bayern mal "dahoam" schlägt, in den kommenden Jahren zum Schrecken von Barcelona, Real Madrid oder Milliarden-Pimps wie Manchester City und Paris St. Germain wird, daran glauben wohl selbst die euphorischsten Fassenachts-Narren nicht.
Die Quiz-Elf zum 28. Spieltag Welchen Rekord knackt der FC Bayern am 28. Bundesliga-Spieltag gegen Eintracht Frankfurt? Welche Bestmarke baut Werder Bremen aus? Warum ist Hannovers Edgar Prib der größte Pechvogel der Ligageschichte? Und wem macht Darmstadts Sandro Wagner Druck? Die Quiz-Elf härtetestet Sie. 3. Sandro Wagner will die Spielzeit verkürzen
Die rettende Idee kam Stürmer Sandro Wagner direkt nach dem Schlusspfiff. Zuvor hatten seine Darmstädter 2:2 gegen den VfB Stuttgart gespielt. Kein gutes, kein schlechtes, ein einfach nur ärgerliches Ergebnis. Warum? Weil die "Lilien" mal wieder in der Nachspielzeit ein Tor kassierten. Genauer gesagt zwei, die kurz vor der Pause aus dem 1:0 ein 1:2 machten. Und weil die Darmstädter Halbzeiten offenbar immer exakt nach 45 Minuten abhaken, will Wagner nun einen Brief schreiben. Adressat: die Deutsche Fußball-Liga. "Wir sollten den Antrag stellen, nur noch zweimal 40 Minuten zu spielen. Dann hätten wir die nötigen Punkte schnell zusammen", sagt der Stürmer. Halb im Scherz, halb aus Frust hat Wagner damit das Darmstädter Dilemma dieser Saison kurz und bündig zusammengefasst. Gegen Wolfsburg, Bremen und Augsburg vergaben die "Lilien" den Sieg kurz vor dem Schlusspfiff, ließen sechs Punkte liegen. Statt 35 Zählern und wenig Abstiegssorgen hat die Mannschaft von Dirk Schuster nun 29 Zähler und große Abstiegssorgen. Unterkriegen is' aber nicht: "Das spielt in unseren Köpfen keine Rolle", sagte Torwart Christian Mathenia. "Wir glauben hier alle an unser großes Ziel. Die Spieler, die Trainer - alle!"
4. Hannover, ach, Hannover …
Was für eine turbulente Woche liegt hinter Hannover 96. Kurz vor dem 28. Spieltag pestete Trainer Thomas Schaaf gegen seine eigene Truppe und erklärte, seine Unzufriedenheit habe den Status "Bis zum Gehtnichtmehr" erreicht. Das klingt gar nicht gut. Und bevor sich da etwas Ungutes chronisch verfestigt, hat der Verein nach getaner Arbeit – 0:3-Niederlage gegen den Hamburger SV - am 28. Spieltag den Knoten der Unzufriedenheit durchschlagen und den fast schon bemitleidenswerten Trainer von seiner belastenden Aufgabe entbunden. Was das bringt? Sportlich freilich nichts mehr. Hannover spielt nächste Saison in der 2. Fußball-Bundesliga. Alles andere wäre eine noch größere Sensation als der immer wahrscheinlicher werdende Titelgewinn von Leicester City in der englischen Premier League. Nun, was der Trainerrauswurf da noch bringt, versucht der ebenfalls bedenklich wackelnde 96-Geschäftsführer Martin Bader so zu erklären: "Nach der zehnten Niederlage im elften Spiel sind wir daher zu dem Entschluss gekommen, dass wir so die Saison nicht beenden wollen und versuchen mit dem Wechsel auf der Trainerposition noch einmal einen neuen Impuls zu geben. Wohl wissend, dass der Klassenerhalt bei zehn Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz nur noch sehr theoretisch möglich ist." Dabei, das betont Bader, sei der "Thomas seiner Arbeit immer sehr akribisch und zielorientiert nachgegangen. Er hat zusammen mit seinem Trainerteam alle Möglichkeiten ausgeschöpft, positive Ergebnisse mit der Mannschaft zu erzielen. Das ist leider nicht gelungen." Ach, Hannover …
5. Schalke und die Anziehungskraft der Krise
Kaum ist das Thema Krise auf Schalke mal abgehakt, stolpert der Klub in die nächste Krise. Diesmal beweisen die "Königsblauen" ihr Talent fürs Drama in Ingolstadt. Dort sollte doch eigentlich weiter am Projekt direkte Qualifikation für die Champions League gearbeitet werden. Doch nach dem 0:3 wird aber lieber über den Trainer diskutiert. Der heißt (noch) André Breitenreiter und schimpfte nach dem Spiel: "Nach dem Elfmeter (Anmerk. d. Red: das 0:1 in der 29 Minute) haben wir alles vermissen lassen, Biss, Herz, Einstellung zum Spiel. Ingolstadt hat es uns vorgelebt. Man muss in jedem Spiel an die Grenzen gehen, alles einbringen, das ist uns nicht gelungen." Etwas knackiger formulierte Keeper Ralf Fährmann, als einziger immun gegen Krisen, was da in Bayern passiert ist. "Das war Käse. Wir hätten in den entscheidenden Situationen mehr wie Männer auftreten müssen." Wir fassen zusammen: Schalke verliert, droht erneut die Qualifikation für die Champions League zu verpassen, die Fans sind wütend, die Mannschaft verunsichert und der Trainer in der Kritik. Macht im Gesamtergebnis: KRISE. Und was hilft (außer in Hannover) gegen Krisen? Richtig: Ein neuer Trainer. Und der könnte Markus Weinzierl heißen und aus Augsburg kommen. Bereits in der vergangenen Saison, vor der Pro-Breitenreiter-Entscheidung, war FCA-Coach auf Schalke im Gespräch. Er ist es offenbar geblieben, wie die Kollegen der "Bild"-Zeitung berichten. Und nachdem der Brauseklub aus Leipzig sein Interesse an Weinzierl aufgegeben hat, wäre der Weg frei.
6. Wird's jetzt hart für die Hertha?
Lange sah es so aus, als könnte sich Hertha BSC Berlin in aller Seelenruhe in die Champions League schwofen. Zu schnarchig dümpelte die Konkurrenz aus Leverkusen und Gladbach durch die Liga. Doch damit ist jetzt Schluss. Mit 5:0 wurde der Hauptstadtklub bei der Borussia vom Niederrhein an die Wand geklatscht. Eine Hallo-wach-Pille für Pal Dardai und seine Jungs, die haben aus den vergangenen vier Spielen "nur" sechs Punkte geholt und damit die Konkurrenz eingeladen, sich am Rennen um Platz drei wieder ambitioniert zu beteiligen. Trainer Dardai sieht's indes gar nicht so dramatisch, wie es sich liest und sagt: "Das war eine Niederlage zu richtigen Zeit. Besser 0:5 als 0:1, denn jetzt fahren wir nach Hause und werden arbeiten wie die Ameisen." In der Tat scheint ein Einbruch des Überraschungsteams zumindest kurzfristig eher unwahrscheinlich. Schon allein beim Blick auf den kommenden Spieltag: Da kommt Hannover 96.
Quelle: ntv.de