So läuft der 31. Spieltag Guardiola ziellos, Schalke hat Klosterzoff
02.05.2015, 08:37 Uhr
Einmal Berlin muss es sein: Für Josep Guardiola und seinen FC Bayern zählt nach dem geplatzten Triple-Traum nur noch die Champions League.
(Foto: imago/Eibner)
Auch als Couch-Meister muss der FC Bayern weiter an der Bundesliga teilnehmen, was Josep Guardiola relativ lästig ist. Der FC Schalke macht eine Krisen-Auszeit im Kloster - und kriegt sich dort in die Haare. Im Keller regiert das Prinzip Hoffnung.
Wie hoch gewinnt der FC Bayern?
Wenn "schnurzpiepegal" zum Wortschatz von Bayern-Coach Josep Guardiola gehören würde, hätte er es vor dem Gastspiel in Leverkusen (ab 15.30 Uhr im n-tv.de Liveticker) als Antwort auf diese Frage womöglich benutzt. Stattdessen sagte er: "Die Bundesliga ist vorbei. Wir haben sie schon gewonnen. Unser Blick geht auf Mittwoch." Dann wartet im Camp Nou ein besonders reizvolles Rendezvous auf den Katalanen: ein Date mit seiner ersten großen Liebe FC Barcelona. Bayer gegen Bayern, das ist für Guardiola noch nicht mal ein Appetithappen: "Leverkusen spielt um die Champions League. Wir spielen um kein Ziel mehr. Wir haben es erreicht."
Das ist für einen Mann, der von anderen Respekt einfordert, eine durchaus erstaunliche Aussage. Verständlich ist sie allerdings auch, zumal Guardiola pflichthalber noch anfügte: "Wir müssen seriös spielen." Wichtiger als Punkte ist für den Bayern-Coach nach dem Triple-technisch und personell fatalen Pokal-Aus gegen Dortmund, dass die Verletztenliste nicht wächst. Rotation ist das Gebot der Stunde, und davon könnten Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez profitieren. Der Spanier steht nach fast neun Monaten Verletzungspause vor seinem Comeback, der Weltmeister vor einem Startelf-Einsatz: "Basti hat gegen den BVB seine beste Performance in meiner Zeit bei Bayern geboten." Kleiner Schönheitsfehler: Gewonnen haben die Dortmunder.
Einen Spaziergang zu drei wichtigen Punkten im Kampf um die direkte CL-Qualifikation erwarten die Leverkusener nicht, Roger Schmidt ist überzeugt: "Die Bayern werden eine Topmannschaft auf dem Platz haben, egal wie ihr Trainer entscheidet."
Wie läuft die Dortmunder Aufholjagd?
Nach dem Pokal-Wahnsinn in München und dem ausgefallen Wahnsinn in Bielefeld steht fest: Ein Punkt trennt Borussia Dortmund in der Liga noch von Platz 7, der dem BVB zur Europa-League-Qualifikation reichen würde. Tut er das nicht, dann nur deshalb, weil die Dortmunder mit Jürgen Klopp am 31. Mai eine Lasterparade um den Borsigplatz veranstalten, als Pokalsieger. In Europa dabei wären sie dann eh. So formidabel sich die Ausgangslage für die noch am 19. Spieltag auf Rang 18 rangierenden Dortmunder wieder liest, so brisant ist sie auch. Nächster Gegner ist 1899 Hoffenheim, das ebenfalls nach Europa will und momentan Platz 7 belegt. "Das ist ein Sechs-Punkte-Spiel", machte Klopp seine Pokalhelden heiß auf einen Sieg. Hoffenheims Coach Markus Gisdol verzückt diese Ausgangslage: "Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass es noch immer um etwas geht."
Was passiert sonst noch?
In Gladbach beten sie. Dafür, dass der FC Bayern nicht ausschließlich mit D-Jugendspielern in Leverkusen aufläuft. "Bayern wird mit Sicherheit eine Mannschaft aufbieten, die Qualität hat und gegen Leverkusen gewinnen kann", machte sich Borussia-Manager Max Eberl selbst Mut: "Aber was dort passiert, darauf haben wir keinen Einfluss." Was in Berlin passiert, darauf schon. Dort möchten die Gladbacher nach dem Last-Minute-Sieg gegen Wolfsburg den dritten Platz verteidigen. Das könnte klappen, schließlich hat Favre-Schüler Pal Dardai den Klassenerhalt mit den Herthanern praktisch sicher und spielt nur noch um die goldene Ananas. Das gilt auch für den 1. FC Köln, was motivationstechnisch von Vorteil für den Tabellensechsten FC Augsburg sein könnte.
In Wolfsburg streben sie nach dem Triumph der VfL-Frauen das Pokal-Double an. Vorher steht in der Liga ein Schaulaufen in die CL-Ränge auf dem Programm, wirklich ernst wird es nur noch am 33. Spieltag bei der Pokalfinalgeneralprobe gegen Dortmund. Hannovers Trainer Michael Frontzeck macht diese Ausgangslage trotz 14 siegloser Spiele in Serie Hoffnung: "Ich habe die Hoffnung, etwas aus Wolfsburg mitzunehmen."
Und damit nach Bremen, wo es gefühlsduselig wird: Rekordtrainer Thomas Schaaf kehrt zurück. Allerdings hat der Kulttrainerkauz dabei seine neue Liebe im Arm, die Frankfurter Eintracht. Die zelebriert, wie man in Spanien bewundernd feststellt, längst virtuosen "Schaafismo", also spektakulären Offensivfußball ohne jede defensive Absicherung. Das hat der Eintracht in dieser Saison ein beeindruckendes Torverhältnis von 51:59 beschert, kann die Werderaner aber nicht wirklich schocken. Denn dort ist mit Viktor Skripnik seit dem 9. Spieltag ein Schaaf-Wiedergänger am Werk, der die Bremer mit vogelwildem Gekicke noch nach Europa zu führen gedenkt. Bei aller Verehrung für seinen früheren Coach stellte Skripnik deshalb klar: "Thomas ist eine Riesenlegende in Bremen. Aber ich hoffe, die Fans feiern ihn erst nach dem Spiel."
Wo wird es brisant?
Abstiegskampf ist die neue Meisterschaft. Von jenem Quintett, das vier Spieltage vor Saisonende nur drei Punkte trennt, steht der VfB Stuttgarter als Tabellenletzter am schlechtesten da. Ähnlich miserabel sieht es für den SC Paderborn aus, der wie der VfB am vergangenen Spieltag eine 2:0-Führung verspielte - und nun auf die Mannschaft trifft, die in Stuttgart das 0:2 aufholte. Der SC Freiburg empfängt die Ostwestfalen zu einer Reihe von Partien, die laut SC-Trainervulkan Christian Streich "keine unwesentliche Bedeutung" haben. Nach Paderborn geht es für Freiburg gegen Hannover 96 und den Hamburger SV, womit die Breisgauer alle Abstiegskonkurrenten bespielen - und das Überleben selbst in der Hand haben. Das hätte auch Paderborns Coach Andre Breitenreiter gern, mit einem Sieg am 31. Spieltag könnte er zumindest am SC vorbeiziehen möchte. Nur wie? Na So: "Wir müssen nach vorne schauen, klug spielen und die Nerven bewahren."
Nerven bewahren, das zählte in dieser Saison anders als Trainer feuern nicht zu den herausragenden Eigenschaften der HSV. Toreschießen auch nicht. Gegen den FC Augsburg klappte am vergangenen Spieltag beides erstaunlich gut, der Bundesliga-Dino schoss drei Tore und vom letzten Tabellenplatz zwei Ränge nach oben in der Tabelle. Grund genug, Selbstzufriedenheit bei den HSV-Profis zu fürchten. Das tat auch Retter-Trainer Bruno Labbadia, der seine Mannen vor dem Duell mit Europaliga-Aspirant FSV Mainz eindringlich beschwor: "Jetzt ist nicht die Zeit zum Durchschnaufen." Sicher ist sicher.
Für welchen Trainer wird es eng?
Ruhe vor der Krise, die suchte der FC Schalke unter der Woche. Es ging ins Hotel Klosterpforte. Aus der inneren Einkehr vor dem Heimspiel gegen Tabellenschlusslicht VfB Stuttgart mit S04-Jahrhundertrainer Huub Stevens wurde allerdings nichts. Bruder Max und Bruder Dennis, Meyer und Aogo mit Nachnamen, gerieten heftig aneinander, handgreiflich gar. "Sie warfen sich zudem Worte an den Kopf, wie man sie in ihrer Unfeinheit vor den ehrwürdigen Mauern des 800 Jahre alten Klosters Marienfeld in Ostwestfalen selten gehört hat", wusste der Sport-Informations-Dienst. Er wusste überdies zu berichten. Die Angst geht um in Gelsenkirchen, dass nach der Champions League auch noch die Berechtigung zur Teilnahme an der Europaliga verspielt wird.
In ihrer Not setzen die Verantwortlichen auf Androhung knallharter Repressionen. Zehn Tage Straftraining nach Saisonende stellte Bruder Horst in Aussicht, sollte die Saison außerhalb der europäischen Startplätze enden. Außerdem fror der Sportvorstand Prämien ein. Ober-Bruder Clemens erklärte den Saisonendspurt zur "Frage der Ehre". Für Heldt und Trainer-Bruder Roberto di Matteo ist er auch eine Frage des Jobs. "Wir sind alle sehr verstört wegen der letzten Ergebnisse", räumte der Italoschweizer ein. Die Fans auch. Sie riefen nach dem 0:2 in Mainz wenig friedvoll: "Scheiß Millionäre."
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Ich habe früher einmal gegen Hansi gespielt. Ich glaube, ich habe ihn da nicht gut getroffen." VfB-Coach Huub Stevens über Stuttgarts Aufsichtsratsmitglied Hansi Müller. Der hatte unter der Woche ausgeplaudert, dass Stevens in der neuen Saison durch Alexander Zorniger ersetzt wird - und damit Huub und Klub verärgert.
Quelle: ntv.de