Tuchels überraschende Motivation Hilfe, beim FC Bayern verliert man den Überblick
28.02.2024, 12:01 Uhr
Offenbar nicht mehr unantastbar beim FC Bayern: Leon Goretzka und Joshua Kimmich.
(Foto: IMAGO/eu-images)
Zwei große Entscheidungen hat der FC Bayern getroffen: Der Trainer verlässt den Klub, der neue Macher ist da. Ruhig wird es dadurch nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Die Gerüchte über mögliche Neuzugänge schießen ins Kraut. Und Max Eberl feuert eine heiße Debatte mächtig an.
Nachdem beim FC Bayern ein paar der ganz großen Dinge geklärt sind, ist nun alles offen. Klingt komisch? Ist aber so. Man weiß, dass Trainer Thomas Tuchel am Ende der Saison gehen muss. Sollten sich indes weitere sportliche Rückschläge anhäufen, etwa im Achtelfinale der Champions League (0:1-Rückstand nach dem Hinspiel bei Lazio Rom) könnte eventuell auch früher etwas passieren. Entsprechende Gerüchte halten sich am Markt. Was man auch weiß: Max Eberl ist der neue starke Mann in Sachen Kaderzusammenstellung. Mit dem Sportdirektor Christoph Freund, der nicht degradiert wird, will er die Mannschaft des Rekordmeisters im Sommer neu aufbauen. Mit Stars, aber auch mit nachrückenden Talenten. Jamal Musiala und Mathys Tel gelten als Vorbilder für potenzielle Transfers.
Bevor es aber so richtig zur Sache geht, bevor einige Spieler den Laufpass bekommen, verkauft werden und keine neuen Verträge erhalten - Eric Maxim Choupo-Moting oder Bouna Sarr sind hier die Topkandidaten - und andere angeheuert werden, muss aber erstmal ein neuer Mann für die Seitenlinie her. Xabi Alonso, der Supertrainer von Titelfavorit Bayer Leverkusen, könnte es werden. Zwar betonen sie bei der Werkself, dass der Trainer unbedingt bleiben soll. Aber das Wort reicht nicht, um die Gerüchte verstummen zu lassen. Im Gegenteil: Eberl legt nun noch ein paar Scheite nach, um aus der Glut wieder ein richtiges Feuer zu machen.
Eberl schürt das Trainerfeuer
Der Heimkehrer, der als Fußballer von der Jugend an 15 Jahre für den FC Bayern spielte, es dabei aber nur auf einen Profieinsatz brachte, schwärmte bei seiner offiziellen Vorstellung am Dienstag von den Gesprächen, die er vor knapp drei Jahren mit dem Spanier führte, als er (Eberl) ihn nach Gladbach locken wollte. Eine Beruhigungspille für die ohnehin dauernervösen Transferjournalisten war das freilich nicht. Und dann warf er noch ein weiteres Bröckchen für die ausgehungerten Transfermäulchen hin. Der neue Trainer solle Deutsch oder Englisch sprechen. "Bei Französisch wird es bei mir schon ein bisschen dünner, aber das ist kein Ausschlusskriterium", sagte er - mit Zinédine Zidane im Hinterkopf?
Sowohl Deutsch als auch Englisch beherrscht Erik ten Hag. Den kennen sie in München bereits sehr gut, von 2013 bis 2015 betreute er die zweite Mannschaft des Rekordmeisters. Und wann immer hernach ein Trainer gesucht worden war, ploppte auch sein Name immer mal wieder auf. Aktuell steht er bei Manchester United unter Vertrag - und fortwährend in der Kritik. Sein Verbleib im Sommer ist keineswegs gewiss. In England rufen sie bereits sein Ende aus. Weitere Namen, die nun reingeworfen werden: Sebastian Hoeneß (VfB Stuttgart), Roger Schmidt (Benfica Lissabon), José Mourinho (vereinslos), Antonio Conte (vereinslos), Roberto de Zerbi (Brighton & Hove Albion, auch Kandidat bei Barça) und sogar Marco Rose (RB Leipzig). Es ist wild in München.
"Jeder kann sich für den neuen Trainer zeigen"
Derweil soll Thomas Tuchel die Unklarheit bei der Suche nach seinem Nachfolger genutzt haben, um seine Stars in München für die verbleibende gemeinsame Zeit zu motivieren. So berichtet es die "Bild"-Zeitung. "Es gibt jetzt nicht mehr jede Woche Diskussionen, alle wissen Bescheid. Wir können noch etwas erreichen, wir müssen Siege einfahren. Jeder kann sich schon jetzt für den neuen Trainer zeigen", habe der scheidende Tuchel seinem Team für den Rest der Saison eingeschworen. Und auch den Bossen, wie Jan-Christian Dreesen in der gemeinsamen Unterredung mit Team und Coach zur Trennung im Sommer klargemacht hatte. "Ich habe den Spielern eindringlich gesagt, dass die persönlichen Interessen hinter denen des Klubs und der Mannschaft stehen müssen", verriet er der "Sport Bild". "Das Wichtigste ist der FC Bayern. Die Spieler müssen die Qualität auf den Platz bringen, die sie zweifellos haben, und sie müssen sich an der Ehre gepackt fühlen."
Bei seinem überaus großen Vorhaben, aus dem FC Bayern wieder eine schlagkräftige "Mia san mia"-Familie zu machen, wird Eberl auch vor großen Namen keinen Halt machen. Die Stars, das machte der neue Mann mehr als deutlich, spielen in den drei Monaten bis zum Saisonende (fast) alle auf Bewährung. "Ich will keine Zahl nennen, aber wir werden uns anschauen, wer mitzieht und Bayern München dieses Herz und diese Seele gibt, um unsere Ziele vielleicht noch zu erreichen", sagte Eberl. Wer die beim Neuaufbau dringend benötigten Tugenden "Charakter und Mentalität" vermissen lässt, kann gehen - alter Status hin oder her.
Nur vier Spieler offenbar unantastbar
Nichts scheint mehr in Stein gemeißelt. Joshua Kimmich ist offenbar nicht mehr unantastbar, Leon Goretzka auch nicht. Leroy Sané, Serge Gnabry und Kingsley Coman stehen laut "Bild"-Zeitung ebenfalls unter Beobachtung und um Alphonso Davies verdichten sich die Meldungen, dass er zu Real Madrid wechseln wird. Im Prinzip steht die ganze Mannschaft auf dem Prüfstand. Matthijs de Ligt muss sich demnach beweisen, ebenso Minjae Kim, Dayot Upamecano, Eric Dier und Sacha Boey. Lediglich Manuel Neuer, Thomas Müller, Harry Kane und Jamal Musiala sollen unverhandelbar sein. Wobei es um Youngster Musiala ein wildes Gerücht gibt. Sollte Hansi Flick nämlich Trainer beim FC Barcelona werden, was auch Tuchel werden könnte, soll es das Top-Talent laut "El Nacional" zu den Katalanen ziehen. Herrje, ist das alles kompliziert. Zumal, und jetzt Obacht!, auch Julian Nagelsmann dort Trainer werden könnte, wenn es ihn nicht zurück zum FC Bayern führt? Was nicht ausgeschlossen ist.
So, noch Kapazitäten für Gerüchte? Dann hier entlang: Sollte Davies tatsächlich wechseln, braucht es einen neuen Linksverteidiger. Der französische Nationalspieler Theo Hernández vom AC Mailand könnte es werden. Das behauptet das Portal "calciomercato.com". Problem an der Sache: Der jüngere Bruder von Lucas, ehemals Profi beim FC Bayern, soll 100 Millionen Euro kosten. Günstiger wäre da schon der Schotte Andrew Robertson vom FC Liverpool. Den bringt die "Daily Mail" ins Spiel. Sein Marktwert liegt bei 35 Millionen Euro. Ganz große Dinge sind geklärt und dennoch ist fast alles unklar beim Rekordmeister. Es ist wirklich komisch.
Quelle: ntv.de, tno