WM-Vergaben der Fifa Justiz verfolgt 53 Fälle von Geldwäsche
17.06.2015, 12:32 Uhr
Rund um die Vergaben der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 sind 53 Verdachtsfälle von Geldwäsche registriert worden, wie der Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber mitteilte.
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Bei den umstrittenenen Vergaben der beiden Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar gibt es offenbar einige Unregelmäßigkeiten. Die Schweizer Staatsanwaltschaft geht 53 möglichen Fällen von Geldwäsche nach.
Bei den Ermittlungen der Schweizer Staatsanwaltschaft rund um die Vergaben der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar sind 53 Verdachtsfälle von Geldwäsche registriert worden. Das teilte der Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber auf einer Pressekonferenz in Bern mit. Ob auch die WM-Vergabe 2010 nach Südafrika Bestandteil der Ermittlungen sind, ließ Lauber offen. Die verdächtigen Bankverbindungen seien von der Schweizer Financial Intelligence Unit, der Meldestelle für Geldwäscherei, gemeldet worden. Weitere 104 Bankverbindungen standen schon zuvor im Fokus der Ermittlungen.
Seit den höchst umstrittenen WM-Vergaben an Russland und Katar im Dezember 2010 gibt es zahlreiche Verdächtigungen, dass stimmberechtigte Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees mitunter hohe Geldsummen aus den Veranstalterländern erhalten haben. Diesbezüglich hatte auch schon der inzwischen zurückgetretene Fifa-Chefermittler Michael Garcia einen umfangreichen Bericht verfasst, der vom Weltverband bislang noch nicht veröffentlicht worden war.
"Zeitplan der Fifa ist mir egal"
Der Bundesanwalt gab aus ermittlungstaktischen Gründen keinerlei Details über die Untersuchungen preis. So blieb die Frage nach dem finanziellen Volumen der Bankverbindungen unbeantwortet. Laut Lauber können die Ermittlungen noch "Monate oder Jahre" andauern. Es müssten umfangreiche Datenmengen analysiert werden, einen Zeitplan konnte er nicht geben. "Der Zeitplan der Fifa ist mir völlig egal. Mich interessiert nur das Strafverfahren. Ich mache keine Politik." Die Aufarbeitung der Fälle kann Lauber zufolge möglicherweise erst abgeschlossen werden, wenn die Turniere bereits gespielt worden sind.
Bisher hatte die Fifa eine Neuvergabe der Turniere abgelehnt und lediglich von möglichen Vergehen einzelner Personen gesprochen. Russland und Katar hatten die Anschuldigungen stets zurückgewiesen. Nun könnte aber Bewegung in die Angelegenheit kommen. Bisher seien zehn Personen verhört worden. Lauber schloss nicht aus, dass womöglich auch Präsident Joseph Blatter und Generalsekretär Jérôme Valcke noch befragt werden.
Die Fifa selbst hatte im November 2014 Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Die Untersuchungen beziehen sich derzeit auf die WM-Vergaben 2018 und 2022, könnten aber auch ausgeweitet werden. "Das ist ein dynamischer Prozess. Es könnte in jede Richtung gehen", sagte Lauber. Im Zuge der US-Ermittlungen war eine ominöse Geldzahlung von zehn Millionen Euro von 2010-Gastgeber Südafrika an den CONCACAF-Verband bekanntgeworden. Südafrika hatte Vorwürfe des Stimmenkaufs zurückgewiesen.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid