Ratschläge für WM in Katar Klingbeil: "Der DFB ist politischer Akteur"
08.02.2022, 21:52 Uhr
"Eine Organisation, die bei den Funktionären nur aus Männern besteht, ist nicht mehr zeitgemäß", sagt SPD-Chef Klingbeil.
(Foto: REUTERS)
Was haben die SPD und der DFB gemeinsam? Wenn sie sich in einer Krise befinden, werden Reformen als Bedrohung wahrgenommen, sagt SPD-Chef Klingbeil. Doch genau solche bräuchte es jetzt dringend beim Deutschen Fußball-Bund. Die Sozialdemokraten hätten vorgemacht, wie es geht.
Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil fordert vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) bei der WM in Katar Ende des Jahres eine klare Haltung in Menschenrechtsfragen. "Der DFB ist politischer Akteur. Er (...) kann nicht einfach nur nach Katar fahren, um dort Fußball zu spielen", sagte Klingbeil, Teil der Taskforce Profifußball, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Der Politiker sieht den DFB von Machtkämpfen "gelähmt" und zieht Parallelen zu seiner Partei, die auch erst nach einer Runderneuerung wieder mehr Zugang zu den Menschen gewonnen habe. "Es ist typisch für große Organisationen in der Krise, dass Reformansätze als Bedrohung wahrgenommen werden", sagte Klingbeil. "Doch es ist immer klug, solche Entwicklungen aufzunehmen."
Besonders bei der Führungskultur und der Geschlechtergerechtigkeit sieht er enormen Nachholbedarf. "Die Tatsache, dass Frauen 50 Prozent auf dieser Welt sind, ist im Fußball noch nicht angekommen", urteilte er. "Eine Organisation, die bei den Funktionären nur aus Männern besteht, ist nicht mehr zeitgemäß, die wird nicht überleben."
Katar verweist auf Reformen
Nach Katar wird der SPD-Chef nicht reisen. "Ich werde nicht hinfahren, auch nicht zu Olympia", sagte er, "trotzdem ist das in beiden Fällen ein schwieriger Spagat. Ich halte die Entscheidung, diese beiden großen Sportereignisse nach Katar und China zu vergeben, im Grundsatz für falsch. Aber jetzt, wo sie dort stattfinden, muss man dafür sorgen, dass man die entsprechenden Botschaften sendet."
Mit Blick auf die WM-Endrunde vom 21. November bis 18. Dezember heiße das: "Wir müssen die Situation der Frauen dort thematisieren, auch die Arbeitsbedingungen rund um die Weltmeisterschaft", sagte Klingbeil. "Wenn die Ereignisse nun einmal dort stattfinden, müssen wir auf diese Missstände hinweisen, um damit auch den Druck auf die Regierungen zu erhöhen."
Die WM 2022 war im Jahr 2010 an Katar vergeben worden. Der Ausrichter steht seit Jahren wegen der Menschenrechtslage und infolge von Berichten über Tausende toter Arbeiter auf den Baustellen in dem Emirat in der Kritik. Die Regierung Katars weist diese zurück und verweist auf etliche Reformen.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/sid