Fußball

Bundesliga-Check: FC Bayern Mit Hoeneß menschelt es wieder

Es menschelt wieder beim FC Bayern.

Es menschelt wieder beim FC Bayern.

(Foto: dpa)

Nicht ganz bei sich waren sie bei den Bayern in den Jahren unter Guardiola, meckerten Kritiker. Doch nun kommt der große Zampano wieder und der alte FC Bayern ersteht wieder auf. Mit einem neuen Trainer, der als Spielerflüsterer gilt.

Wir schreiben das Jahr 1 nach Josep Guardiola und der FC Bayern befindet sich auf dem Weg vorwärts in die Vergangenheit. Zum "Mia san mia", zu "mehr Lederhose", wie es Marcel Reif im "Doppelpass" ausdrückte. Und natürlich wollen sie die Champions League gewinnen. Mit einem neuen Trainer, der die Königsklasse schon dreimal gewonnen hat. Und wenn ab November der Patriarch Uli Hoeneß wie in alten Zeiten als Präsident über seinen FC Bayern gebietet, dann werden sie in München wieder ganz bei sich sein. Der Außerirdische ist weg, es menschelt dann wieder beim FC Bayern.

Was gibt’s Neues?

Es wurde eine neue Pforte der Hölle entdeckt, dahinter fand die Teampräsentation des FC Bayern München statt. Nicht einfach nur im Stadion, nein. In einem Studio, auf Englisch, zu verfolgen auf Facebook live. Sicher, die Münchner haben die Globalisierung des Fußballgeschäfts nicht erfunden, sie haben ihr aber ein besonders bizarres Kapitel hinzugefügt. Zwei Moderatoren auf Speed nötigten Thomas Müller, eine Glaskugel zu betatschen, während er die sehr originelle Frage beantwortete, ob er mehr Tore schießen werde als in der Vorsaison. Thomas Müller: "Yes." Gelächter, Applaus, raus in die Allianz-Arena, wo der Stadionsprecher in versetzungsgefährdendem Schulenglisch Fans durch Mini-Spiele leitete und Manuel Neuer zu seinen Golf-Fähigkeiten befragte. Manuel Neuer: "I play tennis." Schlimmer waren auch die Außenwetten bei "Wetten, dass.. ?" nicht. Mats Hummels sollte sich danach in einem Entweder-oder-Spiel zwischen Currywurst oder Weißwurst und Volksmusik oder Techno entscheiden, während die Moderatoren Bierkrüge in der ausgestreckten Hand hielten. Wahrscheinlich hoffte er in diesem Moment, dass ihm der Geist aus der Lampe erscheint und fragt: Wirklich diese Bayern? Oder doch lieber der BVB?

Bald wieder Präsi des FCB?

Bald wieder Präsi des FCB?

(Foto: dpa)

Der Wechsel des Innenverteidigers ließ die Emotionen hochkochen, bei aller leidenschaftlichen Diskussion wurde aber meist vergessen zu erwähnen, wie wichtig der Transfer sportlich sein kann. Dem FC Bayern fehlte in den vergangenen Jahren – auch weil Javi Martinez oft verletzt war – ein Weltklassemann neben Jerome Boateng. Das kann Hummels sein, mit seinem Kopfballtreffer im Pokal deutete der 27-Jährige auch an, dass er für Torgefahr sorgen kann. Während Hummels also eine Lücke füllt, fällt Renato Sanches eher in die Kategorie Perspektivspieler. Klingt verrückt, wenn ein EM-Sieger für 35 Millionen Euro kommt, aber im Mittelfeld hat er mit Thiago Alcantara, Arturo Vidal und Xabi Alonso enorme Konkurrenz.

Auf wen kommt es an?

Es ist ein bisschen so wie in den US-amerikanischen Krimiserien, wenn der Gangsterboss aus dem Gefängnis kommt: Seine Statthalter haben den Laden am Laufen gehalten, nun nimmt der Pate wieder seine Position ein, darf wieder wie ein Übervater überwachen und strafen. Im November wird Uli Hoeneß aller Voraussicht nach das Amt des Vereinspräsidenten übernehmen. Agieren tut er ohnehin wieder wie der Chef – dem "Manager Magazin" gab er jüngst ein Interview, in dem er dem Aufsichtsratsmitglied Martin Winterkorn den Rücken stärkt. Der trägt ja auch nur die Verantwortung für diese eine läppische Schummelei da bei diesem mittelständischen Fahrzeugbauer, da kann er ruhig im Aufsichtsrat tätig bleiben. Übrigens, so ganz nebenbei: Eine gehässige Sache, dass einige Medien jetzt ein Zitat von Hoeneß rauskramen von vor einigen Jahren: "Kriminelle haben im Fußball nichts zu suchen." Jo mei, was hat das schon zu bedeuten? Wir waren mal in München und wir haben da keine Kriminellen gesehen. Da läuft keiner mit Handschellen rum.

Was fehlt?

Im DFB-Pokal gegen Jena schon wieder acht Spieler. Vor allem auf den Außen wird es dünn, Arjen Robben fehlt schon traditionell, Kingsley Coman und Kingsley Coman ebenso. Franck Ribéry wandelte in Jena am Rande der Tätlichkeit, obwohl auch Philipp Lahm dem Franzosen nachdrücklich einen Kurs in Anger-Management empfahl. Trotz alledem: Carlo Ancelotti erachtet die Transferaktivitäten für beendet: "Ich bin glücklich mit diesem Kader. Wir brauchen keine anderen Spieler."

Kann aber auch sein, dass Ancelotti seine Spieler mit dieser Aussage streicheln wollte. Die Menschenführung, daran lassen unzählige Liebesbekundungen von Cristiano Ronaldo keinen Zweifel, zählt ja zu den Stärken des Italieners. Angeblich lässt er die Stars machen, zwingt sie nicht in ein enges Korsett wie Guardiola. Franck Ribéry hat schon öffentlich gemacht, dass er sich wieder geliebt fühlt – nur einen positiven Effekt hatte das noch nicht.

Wie lautet das Saisonziel?

Wen auch immer Matthias Sammer gerade mahnt, er würde beim FC Bayern gebraucht. Irgendjemand muss doch diesem Neuling beibiegen, dass die Meisterschaft der wichtigste Wettbewerb ist. Stattdessen wischt Ancelotti die Liga beiseite. "Für jeden Klub ist die Champions League heutzutage der wichtigste Wettbewerb, nicht mehr die nationalen Ligen. Jeder große Klub will sie gewinnen, weil sie in der Welt des Fußballs ein sehr hohes Ansehen hat. Daher denke ich, dass jede große Mannschaft darauf fokussiert ist, diesen Wettbewerb zu gewinnen", sagte er. Und nebenbei, bleiben da noch ein bisschen Kraft und ein paar Bankspieler übrig, um die lästige Liga zu spielen? Denn immerhin, das weiß auch Ancelotti, "zählt da nur Platz eins." Aber eben nicht so viel wie ein Erfolg in der Champions League.

Die n-tv.de-Prognose

Der FC Bayern München wird am 20. Mai 2017 zum 27. Mal deutscher Meister. Wahrscheinlich eher früher.

Quelle: ntv.de

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