Fußball

So läuft der 30. Spieltag Robben stirbt langsam, Klopp martert

Comeback gegen die Hertha? Arjen Robben.

Comeback gegen die Hertha? Arjen Robben.

(Foto: dpa)

Die Fußball-Bundesliga biegt am 30. Spieltag auf die Zielgerade ein, der FC Bayern kann Meister werden - auf dem Zahnfleisch. Klopp will auf dem Weg nach Europa alte Geister verscheuchen, Dardai hat die Weltformel gefunden, und Stöger einen Stalker.

Wie hoch gewinnen die Bayern?

Schon wieder die Hertha. Vor 13 Monaten feierten Josep Guardiola und sein FC Bayern in Berlin die schnellste Deutsche Meisterschaft der Geschichte - nach 27 Spieltagen. Nun kommen die Hauptstädter am 30. Spieltag der Fußball-Bundesliga nach München, und wieder könnte es das letzte Spiel der Saison als Bald-dann-mal-Meister sein.

Bayern ist Meister, wenn …
  • ... der FCB gewinnt und Wolfsburg nicht gewinnt.
  • ... der FCB unentschieden spielt und Wolfsburg verliert.

So richtig viel Zählbares erwartet Herthas Trainer Pal Dardai nicht, trotz sieben ungeschlagenen Spielen: "Es wird niemanden überraschen, dass wir nicht als Favorit nach München fahren." Alles andere als ein Erfolg der Bayern käme denn auch einer mittleren Sensation gleich, nur: Ein gutes Omen wäre ein Sieg und die frühzeitige Meisterschaft nicht. Im Gegenteil. Den Turbo-Bayern ging vergangene Saison bekanntlich erst der Sprit aus, dann verloren sie auch noch die Reifen, und schließlich verwandelte Real Madrid das Ganze in einen Totalschaden.

"Robben sieht voll belastbar aus."

"Robben sieht voll belastbar aus."

(Foto: dpa)

Noch am Dienstag, 20.45 Uhr, sah es ein wenig so aus, als könnte die Bayern ein ähnliches Schicksal ereilen. 40 Minuten und fünf Tore später hatten sie sich selbst und die Fußballwelt daran erinnert, wie viel Klasse in ihrem Kader steckt. Trotz der vielen Verletzten. "Es wird ja immer gesagt, wir kriechen auf dem Zahnfleisch", flachste Thomas Müller nach der Gala gegen Porto. "Ziemlich gutes Zahnfleisch." Das Lachen wird Müller aber schon gestern wieder vergangen sein - Holger Badstubers ohnehin schon proppenvolle Krankenakte muss um den Eintrag "Rissverletzung im Bereich des vorderen Oberschenkelmuskels im linken Bein" erweitert werden. Drei bis vier Monate Pause, schon wieder. Seit Oktober 2012 blieb Badstuber nie länger als drei Monate ohne Verletzung. Anders Arjen Robben: Der einst als Mann aus Glas verschriene Niederländer hat erstmals seit 2013 wieder mehr als fünf Spiele am Stück verpasst - könnte aber gegen die Hertha schon sein Comeback geben. "Robben sieht voll belastbar aus", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge schon. Wir müssen ihm recht geben: Mit Falten und Dreitagebart sieht der Außenstürmer ein bisschen aus wie Bruce Willis in "Stirb langsam". Und wenn der eins war, dann belastbar.

Wie läuft die Dortmunder Aufholjagd?

Die Borussia hat sich in der Schlussphase der Saison einer Art Kloppogorischem Imperativ unterworfen: Spiele so, dass du nach Europa kommst. Was wäre es auch für eine Pein für all die Fußball-Hipster weltweit, wenn sie den BVB unter Thomas Tuchel unter der Woche nicht sehen können? Und erst für Kevin Großkreutz, der das Europapokal-Lied dann nur noch mit Tränen in den Augen schmettern könnte? Den Dortmundern bieten sich zwei Wege nach Europa. Der eine ist relativ kurz, schon zwei Siege in zwei Spielen reichen. Der Schönheitsfehler: Der erste muss in München gelingen, am Dienstag, im DFB-Pokal. Der andere Weg ist länger, aber nach Lage der Dinge weit weniger kompliziert. In der Liga trennen Dortmund nur zwei Zähler von Platz sieben, der für die Europaliga reichen würde, sollten dann doch die Bayern oder Wolfsburg den Pokal holen.

In dieser wichtigen Ausgangssituation passiert etwas, mit dem Jürgen Klopp selbst wohl nicht mehr gerechnet hatte: "Die Trainingsgruppe ist so groß wie schon lange nicht mehr. Wir haben richtig Auswahl, die wollen wir nutzen." Sogar Marco Reus ist ein Thema, auch Lukas Piszczek trainiert wieder voll mit.  An das Hinspiel hat Klopp noch rege Erinnerungen, die er gerne tilgen würde - damals legte sein Team der Eintracht zwei Treffer auf und versiebte in der Offensive riesige Chancen. "Ich weiß immer noch nicht, wie wir das Spiel verlieren konnten. Die Scharte wollen wir auswetzen." Die Gelegenheit steht günstig, die Eintracht wartet seit vier Spieltagen auf einen Sieg und scheint mit der Saison abgeschlossen zu haben - zumal ja Toptorjäger Alex Meier ausfällt. Der wird in Dortmund übrigens von Nelson Valdez vertreten, der ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein sein 200. Bundesliga-Spiel macht.

Was passiert sonst noch?

Michael Frontzeck also soll Hannover 96 vor dem Abstieg retten. Eine, nun ja, ungewöhnliche Entscheidung. Ein bisschen so, als würde die SPD mit Rudolf Scharping in den Bundestagswahlkampf 2017 gehen. Sportdirektor Dirk Dufner gab eine bemerkenswerte Erklärung, warum der 51-Jährige den Zuschlag für den 5-bis-7-Spiele-Minijob bekam: "Michael Frontzeck hat einen extrem zuversichtlichen Eindruck gemacht." Ah ja. Ungefähr so lautet auch die Begründung von Oma Erika, warum sie dem Teppichverkäufer 300 Euro für einen muffelnden Bettvorleger in die Hand gedrückt hat. "Der junge Mann war so nett."

Hat dann doch nicht geklappt: Peter Neururer.

Hat dann doch nicht geklappt: Peter Neururer.

(Foto: imago/ExSpo)

Aber gut, zugegeben, wir sind ja nur sauer, dass Peter Neururer den Job nicht übernommen hat, obwohl ihm ein "richtig gutes Angebot" von 96 vorlag, wie er uns verraten hat. Apropos alte Recken: Michael Frontzeck hat auffallend oft von Jan Schlaudraff gesprochen in den letzten Tagen. Der hat zwar bislang erst 50 Minuten in vier Spielen absolviert, könnte aber noch wichtig werden, vielleicht sogar schon am Wochenende gegen Hoffenheim: "Ob von Anfang an oder von der Bank, das wird man sehen. Auf jeden Fall weiß ich, wozu er in der Lage ist." Schlaudraff trifft zum ersten Sieg von 96 im Jahr 2015, vielleicht so herrlich wie damals beim Tor des Monats November 2011, der Stadionsprecher feuert Chers "If I could turn back time" ab, und Martin Kind rennt zu den Ultras und brüllt das "Humba Täterä" ins Megafon - es könnte alles richtig schön werden in Hannover.

Der andere HSV hat das mit dem Trainerwechsel ja schon wieder probiert, mit dem Guttenbergschen Ergebnis: Vorerst gescheitert. Aber gegen Augsburg darf es Bruno Labbadia Stand heute nochmal versuchen. Zumindest haben wir im HSV-Intranet, das seit Neuestem öffentlich zugänglich ist, nichts Gegenteiliges gelesen. Der neue Mann hat seine Mannschaft ab sofort auf "Pokalmodus" geschaltet, sagt er. "Jedes Spiel ist ein Endspiel." So richtig zuende gedacht hat Labbadia das aber nicht: Anders als im richtigen Pokal gibt es keine Verlängerung und kein Elfmeterschießen, in das man sich retten könnte, wenn man keine Tore macht. Das hat der HSV seit geschlagenen sechs Spielen nicht geschafft. Aber vielleicht reichen ja auch sechs Unentschieden für den Klassenerhalt.

Wo wird's brisant?

Respekt: Roger Schmidt und Peter Stöger.

Respekt: Roger Schmidt und Peter Stöger.

(Foto: imago/Chai v.d. Laage)

Am Rhein. Da steigt erst das Derby zwischen dem FC und Bayer Leverkusen und dann zum Spieltagsabschluss das Duell zwischen Mönchengladbach und Wolfsburg. Es riecht nach Champions League - und für den Kölner Boulevard auch nach Ärger. In der Hinrunde zofften sich der Kölner Trainer Peter Stöger und Kollege Roger Schmidt nach dem nicht nur in der Höhe unverdienten 5:1 in aller Öffentlichkeit. Zuerst kritisierte Schmidt die defensive Spielweise des Aufsteigers: "So könnte ich nicht Fußball spielen, wie Köln heute gespielt hat", sagte er. "Dann wäre ich kein Trainer." Stöger parierte den Angriff nonchalant. Er wies darauf hin, dass Schmidt auch schon als Trainer von RB Salzburg im Duell mit seiner Austria aus Wien mehr Geld zur Verfügung gehabt hatte: "Aber Respekt gibt es auf dem Transfermarkt eben nicht zu kaufen."

Die notorisch hyperventilierenden Kölner Blätter wärmten die Geschichte nicht einfach nur auf, sondern wollten sie noch einmal richtig anfachen. Die "Bild" schrieb lang und breit über die "Funkstille"; das brisanteste Duell sei das auf der Trainerbank. "1Live" schickte sogar ein Stöger-Double nach Leverkusen und auf die Pressekonferenz des Originals - so unlustig die Aktion, so humorlos die Reaktion von Stöger. Er verließ das Podium wortlos. Während der FC mit einem Sieg einen "riesigen Schritt Richtung Klassenerhalt" (Stöger) machen will, braucht Bayer jeden Punkt im Kampf um Platz drei. Der direkte Konkurrent aus Mönchengladbach empfängt am Sonntag die Wolfsburger, die ihren Eurotrip in Neapel abbrechen mussten. Gladbach ist seit neun Spielen ungeschlagen und trotz des schwachen Auftritts bei der Nullnummer in Frankfurt am vergangenen Wochenende so etwas wie das Team der Stunde. Gewinnen die Borussen gegen Wolfsburg, wären sie auch die Meistermacher.

Für welchen Trainer wird es eng?

In der vergangenen Woche haben wir ja absolute Langeweile prophezeit – und wurden von der Hannoverschen Lesart des Wortes "Jobgarantie" kalt erwischt. Also halten wir uns dieses Mal mit Prognosen zurück und stellen lieber ein paar Fragen: Geht der VfB Stuttgart wirklich mit Huub Stevens durch diese Saison, komme was da wolle? Auch wenn die Schwaben den Showdown gegen den SC Freiburg im eigenen Stadion verlieren? Die Gefahr besteht durchaus, schließlich zeigt sich der Sportclub wie so oft im Frühling fit für den Endspurt, auch wenn es zuletzt ein 2:3 gegen Mainz setzte. Der VfB muss wohl auf den zuletzt starken Daniel Ginczek verzichten. "Wie es momentan aussieht, betragen die Chancen auf einen Einsatz keine 40 Prozent", sagte Stevens.

Und wie sieht es eigentlich in Paderborn aus? Ein Dreier gegen Bremen ist fast Pflicht, sonst - ja was eigentlich? Der Abstieg rückte näher, klar, aber für den Trainer hätte das wohl eher keine Folgen. Paderborn würde mit ihm auch in die Zweite Liga gehen. Die große Frage lautet nur: Kommt Breitenreiter dann mit? Genügend Angebote liegen angeblich auf seinem Tisch. Das Logo von S04 prangt wohl auf keinem der Briefe, das könnte sich aber ändern. Zu gewinnen gibt es für Schalke nämlich nichts, die Champions League geht ohne die Fast-Real-Madrid-Bezwinger in die neue Saison. Zu verlieren aber schon: Rang acht liegt nur fünf Punkte entfernt. In so einer Lage ist die Jobgarantie nicht weit."Ich bin davon überzeugt, dass wir uns für die Europa League qualifizieren. Sollte das nicht der Fall sein, wird Roberto Di Matteo auch in Zukunft natürlich unser Trainer bleiben", hat Sportdirektor Horst Heldt nun der "Sport Bild" gesagt. Und alle wissen, was er meint.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Wir versuchen immer 28 Meter vor dem Tor zu stehen." Willkommen zu "Maßgeschneiderte Defensive dank der Weltformel" mit Herthas Trainer Pal Dardai.

Quelle: ntv.de

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