Kellerkinder feiern große Siege Slapstick-Tor schockt Eintracht Frankfurt
21.12.2024, 17:29 Uhr
Kaua Santos ist der sportliche Unglücksrabe des Tages.
(Foto: IMAGO/Jan Huebner)
Ein kurioses Eigentor ist eine der großen Szenen des 15. Spieltags der Fußball-Bundesliga: Eintracht Frankfurts Torhüter bringt Mainz 05 damit auf die Siegerstraße. Aufsteiger Holstein Kiel feiert einen rauschenden Heimsieg, dem FC St. Pauli gelingt eine kleine Sensation.
Eintracht Frankfurt - 1. FSV Mainz 05 1:3 (0:2)
Nach einem völlig missratenen Auftritt von Torhüter Kaua Santos verabschiedet sich Eintracht Frankfurt mit einer handfesten Ergebniskrise in die Winterpause der Fußball-Bundesliga: Zum Jahresabschluss verlor die SGE das Nachbarschaftsduell gegen den FSV Mainz 05 mit 1:3 (0:2). Damit wartet das Team von Trainer Dino Toppmöller seit nunmehr fünf Pflichtspielen auf einen Sieg.
Santos hatte seiner Mannschaft mit einem Eigentor mit Seltenheitswert einen frühen Rückstand Rückstand beschert (15.), danach war Paul Nebel doppelt für Mainz erfolgreich (27., 58.) - und das, obwohl Nadiem Amiri früh mit Rot vom Platz geflogen war (21.). Die SGE kam nur noch zum 1:3 durch Rasmus Kristensen (75.) - und beendet 2024 nach einer starken zweiten Jahreshälfte dennoch auf Rang drei der Tabelle.
Mainz 05 gelang eine Woche nach dem überraschenden 2:1-Heimsieg gegen Bayern München der nächste Coup gegen ein Topteam der Bundesliga. Von den vergangenen sechs Partien in der Bundesliga haben die Rheinhessen fünf gewonnen – und überwintern dank im Bereich der europäischen Tabellenränge.
Toppmöller hatte vor der Partie das Ziel formuliert, "aus einer sehr guten eine herausragende Hinrunde" zu machen. Die Eintracht verzeichnete rasch einige aussichtsreiche Möglichkeiten, dann wurde es kurios: SGE-Keeper Santos, der kurzfristig den erkrankten Kevin Trapp vertrat, spielte einen Kurzpass auf Ellyes Skhiri, der ihn in Bedrängnis direkt wieder in hohem Bogen Richtung eigenes Tor bugsierte. Von Santos' Unterarm prallte der Ball zunächst an die Latte, erneut an den Arm und schließlich ins Tor - 1:0 für Mainz.
Kurz darauf agierten die Gäste jedoch nur noch zu zehnt, Amiri sah für einen heftigen Tritt auf den Knöchel von Skhiri die Rote Karte (20.). Doch trotz nummerischer und spielerischer Unterlegenheit erhöhten die Rheinhessen kurz darauf: Nebel zog aus 18 Metern ab, Robin Koch fälschte noch unglücklich ab. Die Eintracht blieb bis zur Pause am Drücker, in ihren Offensivaktionen aber glücklos.
Frankfurt kam mit Wut im Bauch aus der Kabine und vergab direkt den nächsten Hochkaräter: Can Uzun traf den Ball aus kurzer Distanz nicht richtig, sodass Robin Zentner im Tor der Mainzer klären konnte (49.). Die 58.000 Fans sahen Einbahnstraßenfußball im Waldstadion - und, passend zu dieser Partie - den nächsten kuriosen Treffer für die Gäste: Nachdem ein Aufbaupass von Kaua Santos zu kurz geraten war, hielt der Brasilianer zunächst gegen Jae-Sung Lee, gegen Nebel war er dann machtlos.
TSG Hoffenheim - Borussia Mönchengladbach 1:2 (0:1)
Borussia Mönchengladbach hat seine Horrorserie zu den Akten gelegt und schielt an Weihnachten Richtung Europacup. Die formstarken Fohlen gewannen beim Jahresabschluss der Fußball-Bundesliga 2:1 (1:0) bei der TSG Hoffenheim. Damit haben die Gladbacher, die nur bei einem der zurückliegenden neun Punktspiele als Verlierer vom Platz gingen, erstmals seit März 2022 zwei Spiele in Folge gewonnen - 25 Anläufe waren dafür nötig.
Philipp Sander mit seinem ersten Bundesligator (23.) und Alassane Plea (61.) trafen für die Borussia, die 24 Punkte auf dem Konto hat. Zu Beginn des neuen Jahres (11. Januar) müssen sich die Gladbacher gegen Bayern München beweisen. Ganz anders als bei den Borussen sieht es bei den Hoffenheimern aus, die sich auch unter ihrem neuen Trainer Christian Ilzer nicht aus der Krise befreien können. Die TSG (14 Zähler) wartet seit sieben Pflichtspielen auf einen Sieg. Daran änderte auch der Treffer von Andrej Kramaric (58.) per Foulelfmeter nichts.
Nach knapp 20 Minuten wurden die Hoffenheimer immer passiver. Das bestraften die Borussen zügig. Sander war nach einer Ecke zur Stelle, Baumann konnten den Schuss nur an den Pfosten lenken - von dort prallte der Ball ins Tor. Drei Minuten später hätte Hack fast erhöht, Baumann klärte in höchster Not.
In der letzten Viertelstunde der ersten Hälfte erhöhten die Hoffenheimer die Schlagzahl und drängten auf den Ausgleich. Es wurde mehrmals brenzlig vor dem Tor des Gladbacher Keepers Moritz Nicolas. TSG-Senkrechtstarter Tom Bischof konnte die beste Chance in dieser Phase nicht nutzen (39.).
Zu Beginn des zweiten Durchgangs beschränkten sich die Gladbacher vornehmlich auf die Verteidigung der knappen Führung. Das ging schief. Nach eine Foul von Joe Scally an Alexander Prass traf Kramaric vom Elfmeterpunkt. Lange freuen konnten sich die Hoffenheimer nicht über den Ausgleich. Plea legte die Schwächen in der TSG-Defensive bei seinem Treffer offen. Kurz vor Schluss verpasste Kramaric (88.) den Ausgleich, Haris Tabakovic (90.+4) vergab eine weitere riesige Chance.
VfB Stuttgart - FC St. Pauli 0:1 (0:1)
Der FC St. Pauli hat sich mit dem perfekten Jahresabschluss überraschend etwas Luft im Abstiegskampf verschafft. Der Aufsteiger setzte sich bei Champions-League-Teilnehmer VfB Stuttgart 1:0 (1:0) durch und feierte im zwölften Anlauf den ersten Pflichtspielerfolg bei den Schwaben. Für den bemühten, aber ideenlosen VfB war es nach vier Siegen am Stück ein unerwarteter Dämpfer beim Kampf um den Wiedereinzug in die Königsklasse.
Johannes Eggestein (21.) traf für die Gäste und hatte das 2:0 auf dem Fuß, scheiterte mit einem Foulelfmeter (53.) aber an Nationaltorhüter Alexander Nübel. Oladapo Afolayan (80.) schoss bei einem Konter an den Pfosten.
Doch das rächte sich nicht mehr für die Paulianer, die vier der fünf vorangegangenen Ligaspiele verloren hatten. Am Ende jubelte ihr Trainer Alexander Blessin, ein gebürtiger Cannstatter und früherer VfB-Profi.
St. Pauli zog sich nach der Halbzeit immer mehr zurück und setzte offensiv nur noch Nadelstiche. Stuttgart aber tat sich weiter schwer, spielte mitunter zu umständlich. Ermedin Demirovic (66.), der mit dem zuletzt so starken Nick Woltemade als Doppelspitze nur bedingt harmonierte, zielte knapp daneben. Enzo Millot (69.) scheiterte mit seinem zu zentralen Schuss an Torwart Nikola Vasilj.
SV Werder Bremen - 1. FC Union Berlin 4:1 (3:1)
Frohes Fest an der Waterkant: Werder Bremen hat zum Jahresabschluss seine Siegesserie furios fortgesetzt und robbt sich weiter an die Europapokalplätze heran. Die Grün-Weißen gewannen am Samstag nach einer offensiv starken Vorstellung mit 4:1 (3:1) gegen Union Berlin. Marco Grüll per Doppelpack (13., 17.), Mitchell Weiser (45.) und Jens Stage (87.) trafen für Bremen. Für Union war das Tor von Andras Schäfer (23.) zu wenig.
Werder hat nun vier Pflichtspielsiege in Serie eingefahren, aus den letzten vier Bundesligapartien holte das Team von Trainer Ole Werner zehn Punkte - und könnte so auf Platz sechs in der Tabelle überwintern. Bo Svensson und seine Berliner stecken dagegen weiter in der Krise und sind seit acht Bundesligaspielen ohne Sieg. Nur einmal hatten die Eisernen eine längere Negativserie: Vor gut einem Jahr waren es noch unter Urs Fischer zehn sieglose Ligapartien in Folge.
"Sie sind eine Mannschaft, die mit allen Wassern gewaschen ist", hatte Werner vor der Partie über Union gesagt. Entsprechend konzentriert und zielstrebig gingen die Grün-Weißen auf den Platz und übernahmen sofort das Kommando. Zunächst traf Marvin Ducksch (8.) nur die Latte, dann wurde Grüll innerhalb von vier Minuten zweimal mustergültig freigespielt. Erst nickte der Österreicher aus kurzer Distanz per Kopf ein, dann traf er wuchtig aus der Distanz. Unions Ersatzkeeper Alexander Schwolow, der für den verletzten Frederik Rönnow einspringen musste, hatte das Nachsehen.
Doch anstatt weiter hellwach zu sein, ruhte sich Werder plötzlich etwas aus, verteidigte zu zaghaft - und Union nutzte die Verschnaufpause durch Schäfer eiskalt aus. Der Anschlusstreffer gab den Berlinern natürlich Auftrieb, die Gäste hielten plötzlich dagegen, während Werder sich wieder fing - und so entwickelte sich vor 42.100 Zuschauern eine sehr unterhaltsame Partie. Weiser versetzte den Berlinern dann nach einer tollen Kombination noch vor der Pause einen weiteren Schlag.
Union wurde nach Wiederanpfiff bei der geplanten Aufholjagd dann zunächst von den eigenen Fans ausgebremst. Die Partie wurde für einige Minuten unterbrochen, weil im Block der Berliner Anhänger Pyrotechnik gezündet wurde. Dichte Rauchwolken waberten durch das Weserstadion. Als alle wieder klarer gucken konnten, suchten beide Teams wieder den Weg nach vorne. Doch am Ende jubelte nur Werder.
Holstein Kiel - FC Augsburg 5:1 (4:1)
Holstein Kiel hat nach unzähligen Rückschlägen ein Ausrufezeichen in der Fußball-Bundesliga gesetzt. Der Aufsteiger feierte vor der Winterpause beim 5:1 (4:1) gegen den FC Augsburg seinen zweiten Saisonsieg im 15. Spiel und schöpft im Kampf um den Klassenerhalt neuen Mut.
Lasse Rosenboom (12.), Phil Harres (32., 35.) und Shuto Machino (39., 90.+1) erzielten die Treffer für die Mannschaft von Trainer Marcel Rapp. Zuletzt hatten die Kieler fünf Niederlagen in Folge kassiert. Alexis Claude-Maurice (5.) hatte die Gäste in Führung gebracht. Trotz des Sieges bleibt Holstein auf einem Abstiegsplatz.
Die Augsburger erwischten einen Traumstart. Samuel Essende entwischte auf der linken Seite seinen Gegenspielern und legte zurück auf Claude-Maurice, der sein viertes Saisontor erzielte.
Doch die Freude über die Führung hielt nicht lange an. Zunächst musste Abwehrspieler Keven Schlotterbeck verletzt ausgewechselt werden, dann nutzte Kiel die dadurch entstandene Unordnung zum Ausgleich. Shuto Machino bereitete vor, Rosenboom traf.
Augsburg schüttelte sich kurz und hatte durch Phillip Tietz die große Chance zur erneuten Führung (22.), doch dann spielten nur noch die Gastgeber. Der starke Machino bereitete auch den zweiten Treffer durch Harres vor, der nur drei Minuten später den Doppelpack schnürte.
Kiel spielte sich in einen kleinen Rausch, fast jeder Schuss saß. Machino krönte seinen glanzvollen Auftritt mit einem verwandelten Freistoß zum 4:1 noch vor der Pause. Augsburg war sichtlich beeindruckt, fast alle Zweikämpfe gingen in dieser Phase an die Gastgeber. Kurz vor der Pause vergaben aber Kristijan Jakic (43.) und Chrislain Matsima (45.+3) gute Möglichkeiten für die bayerischen Schwaben.
Die zweite Halbzeit begann deutlich ruhiger. Kiel konzentrierte sich darauf, defensiv sicher zu stehen. Augsburg war um den Anschluss bemüht, es mangelte dem Team von Trainer Jess Thorup aber an Ideen. Matsima zielte zudem zu ungenau (55.).
Kiel wurde aber immer passiver und igelte sich rund um den eigenen Strafraum ein. Augsburg bestrafte das aber nicht. Im Gegenteil: Machino setzte den Schlusspunkt.
Quelle: ntv.de, ter/sid