So läuft der fünfte Spieltag I Stört S04 die Harmonieparty des FC Bayern?
19.09.2017, 15:55 Uhr
Bajuwarische Herzlichkeit: Thomas Müller, Arjen Robben, Robert Lewandowski und Kingsley Coman.
(Foto: imago/Sven Simon)
Wenn Manuel Neuer nicht verletzt wäre, wäre die Welt des FC Bayern perfekt. Doch auch so haben sie sich in München wieder lieb. Die Schalker allerdings lauern darauf, am fünften Spieltag der Fußball-Bundesliga den Frieden zu stören.
Wie stark kriselt der FC Bayern?
Gar nicht. Natürlich nicht. Nur eine Sache ist nicht so schön: Manuel Neuer, der Kapitän und einer der besten Torhüter der Welt, hatte sich im Training wieder verletzt - wieder am linken Fuß, ein Haarriss. Flugs haben sie ihn operiert und eine Platte in den Fuß eingesetzt. Es geht ihm gut, teilte der FC Bayern mit. Nur mit dem Fußballspielen wird es in diesem Jahr nichts mehr. Es ist ein Jammer. Im März hatte er sich schon einmal einen Haarriss an eben jenem linken Fuß zugezogen, der dann beim Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen Real beim 2:4 im Rückspiel in Madrid am 18. April brach. Am zweiten Spieltag dieser Saison beim 2:0 in Bremen war Neuer zurück. Am vierten Spieltag der Bundesliga nun steht heute wie beim Saisonauftakt Sven Ulreich im Tor, wenn es (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in Gelsenkirchen gegen den FC Schalke 04 geht. Das ist der Klub, bei dem Neuer groß wurde und bis 2011 spielte.
Ansonsten aber ist es so, dass sich die Münchner am Samstag beim mühelosen 4:0 gegen den FSV Mainz 05, wie es die "Süddeutsche Zeitung" formulierte, "demonstrativ mit sich selbst versöhnt" haben. Küsschen hier, Küsschen da - alles wunderbar. Das ging schnell. Oder liegt die neue harmonische Herzlichkeit des FC Bayern nur im Auge der selektiv wahrnehmenden Betrachter? Die Schlagzeilen jedenfalls waren rundweg positiv. Tenor: Geht doch. Das gilt, so ist das im Profifußball, bis zur nächsten Niederlage. Bis dahin zählt, was Carlo Ancelotti über den jüngst doch noch arg unzufriedenen Thomas Müller sagte: "Er hat sehr gut gespielt gegen Mainz, er hat sich fantastisch ohne Ball bewegt. Darum haben wir sehr gut angegriffen."
Überhaupt war der italienische Trainer guter Dinge und reagierte gewohnt gleichmütig auf seine Kritiker. So hatte Arrigo Sacchi, Landsmann und als Ex-Coach vom Fach, beim Zitate-Lieferanten Sport 1 gesagt: "Ich schaue mir alle Spiele der Bayern an. Und ich habe den Eindruck, dass der Enthusiasmus der Mannschaft verloren gegangen ist." Da mag wohl einer partout nicht von der bajuwarischen Harmoniesuppe kosten. Ancelotti jedenfalls konterte: "Ich habe immer noch eine super Leidenschaft. Ich liebe es, zu arbeiten und Lösungen für mein Team zu finden." Und dann erneuerte er sein Versprechen, nach dem Ende der Saison für all die Nörgler ein Fest "mit großartigem Wein und Essen" zu veranstalten und mit ihnen über taktische Details zu plaudern: "Auch Sacchi lade ich zur Party ein." Das gilt bestimmt auch Arjen Robben, der nach dem Sieg gegen Mainz ein Plädoyer für die Kollegen Müller und Franck Ribéry gehalten hatte. Auf Schalke allerdings wird Robben fehlen. Wer nun aber neues Konfliktpotenzial sieht, der täuscht sich. Der Niederländer hat die Grippe. Für Ancelotti heißt das, dass er eine Entscheidung weniger treffen, einen Spieler weniger enttäuschen muss. So könnte Ribéry in die Startelf rücken, was seiner Gemütslage zuträglich wäre - schließlich haben sich alle wieder lieb. Unser Tipp: Der FC Bayern siegt auf Schalke mit 7:0 und in München wird alles noch harmonischer.
Wie harmonisch sind die Schalker?
Die haben nach dem Sieg in Bremen tatsächlich ebenso viele Zähler auf dem Konto wie die Münchner und freuen sich auf Platz vier in der Tabelle ganz harmonisch über den besten Saisonstart seit sechs Jahren. Mittelfeldspieler Leon Goretzka, dem beim SV Werder das Siegtor gelang und den der FC Bayern angeblich seit geraumer Zeit umwirbt, zieht den Schluss: "Wenn du gegen Bayern spielst, musst du mit breiter Brust auftreten. Das können wir jetzt."
Nachdem die Schalker und ihr immer noch neuer Trainer Domencio Tedesco nach dem Sieg gegen RB Leipzig am ersten Spieltag als neuer Deutscher Meister feststanden und nach der Niederlage in Hannover ein Woche drauf als Abstiegskandidat gehandelt wurden, haben sie nun in der Tat die Chance, sich als Partycrasher und damit ansatzweise in oberen Tabellendrittel zu etablieren. Das Problem ist nur, dass sie eigentlich nie gegen den FC Bayern gewinnen, das bisher letzte Mal ist ihnen das am 4. Dezember 2010 gelungen, mithin vor knapp sieben Jahren. Tedesco aber will sich nicht in die Defensive drängen lassen: "Es ist klar, dass du gegen die Bayern Gefahr läufst, streckenweise passiv zu werden. Aber das müssen wir verhindern. Und falls es doch passiert, hoffen wir, dass die Zuschauer uns da rausschreien." Entscheidend sei der Spagat zwischen Zuversicht und Absicherung. Gegen die Bayern sei es "manchmal gefährlich, mit einer gewissen Euphorie auf den Platz zu gehen". Wir sind gespannt. Tipp: Ach, vielleicht gewinnen ja doch die Schalker.
Traut Hasenhüttl seinen Leipzigern?
In Gelsenkirchen spielt der Tabellenvierte gegen den Tabellendritten, das ist wahr. Aber auch in Augsburg findet heute etwas statt, was bei großzügiger Auslegung als Topspiel durchgeht, wenn - ebenfalls ab halb neun - die Rasenballsportler aus Leipzig beim erstaunlich starken FC gastieren. Die Mannschaft von Trainer Manuel Baum hat am Samstag dank zweier traumhaft anmutender Tore von Philipp Max und Caiuby Francisco da Silva in Frankfurt gewonnen und sich auf Rang sieben vorgearbeitet - punktgleich mit RB. Grund genug für Baum, seinen Arbeitgeber herzlich zu loben und gleichzeitig den neureichen Brauseklub zu kritisieren.
Im Gegensatz zu den Sachsen nämlich, die es mit sehr viel Geld von Sponsor Red Bull innerhalb von vier Jahren von der Regionalliga in die Champions League geschafft hatten, habe sich der FCA mit kleinen Schritten in der Bundesliga etabliert: "Wichtig ist nicht von Knall auf Fall, sondern in Ruhe." Das mache ihn stolz. Derweil traut Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl den Seinen nicht so recht über den Weg. Nach dem 2:2 gegen die Mönchengladbacher Borussia hatte er gesagt: "Die erste Halbzeit war wie aus einem Guss. Fast schon beängstigend, was wir da gespielt haben." In Augsburg wird ihm Naby Keita, da der DFB den Offensivspieler für drei Partien gesperrt hat. Keita hatte Gladbachs Christoph Kramer mit gestrecktem Bein fies an der Lippe getroffen und war vom Platz geflogen. Tipp: 0:2.
Was passiert sonst noch?
Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart (18.30 Uhr): Die gute Nachricht ist, dass Christian Gentner sich gemeldet hat: "Es geht mir sehr gut!! Ich habe wie bereits berichtet wurde den ein, oder anderen Bruch im Gesicht aber nichts was nicht wieder zu korrigieren wäre." Fußballspielen kann er erst einmal nicht, aber das ist zweitrangig. Sein Trainer will dennoch "keine kleineren Brötchen backen. Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können." Tipp: 1:0.
VfL Wolfsburg - SV Werder Bremen (20.30 Uhr): Neuer Trainer, neues Glück? Keine Ahnung. Jedenfalls sitzt heute Martin Schmidt auf der Wolfsburger Bank, nachdem Andries Jonker gestern entlassen wurde. Sein Bremer Kollege Alexander Nouri beteuert: "Wir sind auf alles vorbereitet." Er darf sich in Sicherheit wähnen. "Wir haben die Ruhe, und das hat uns immer ausgezeichnet", sagte Sportchef Frank Baumann. "Wir sind überzeugt, dass wir mit unserem Weg, den wir gehen, erfolgreich sein werden." Tipp: 2:1.
Und am Mittwoch spielen dann: 1. FC Köln - Eintracht Frankfurt (18.30 Uhr); 1. FSV Mainz 05 - TSG Hoffenheim, Hamburger SV - Borussia Dortmund, Hertha BSC - TSV Bayer 04 Leverkusen, SC Freiburg - Hannover 96 (alle 20.30 Uhr).
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Viel Glück, Martin Schmidt." Carlo Ancelotti zum Trainerwechsel beim VfL Wolfsburg - dem nächsten Heimspielgegner seines FC Bayern. Tipp: 5:0.
Quelle: ntv.de