"Ego muss draußenbleiben" Tuchel erklärt, wie er den FC Bayern ins Ziel bringen will
07.05.2023, 10:31 Uhr
Tuchel hat beim FC Bayern alle Hände voll zu tun.
(Foto: IMAGO/osnapix)
Der mühsame Sieg bei Werder Bremen verschafft dem FC Bayern nur kurz Erleichterung. Trainer Thomas Tuchel muss sich Kritik wegen Thomas Müller gefallen lassen - und erklärt seinerseits, wie der einzige Titel der Saison gesichert werden soll.
Ein später Gegentreffer, ein harter Kampf - und hinterher viel Erschöpfung, aber auch Jubel und Erleichterung: Beim FC Bayern zeigt sich der Druck überdeutlich nach dem 2:1-Zittersieg bei Werder Bremen. "Die Freude in der Kabine ist riesig, wir haben richtig toll gejubelt", berichtete Führungstorschütze Serge Gnabry (62.) bei Sky: "Wir haben unseren Job erledigt, auch wenn klar ist, dass wir in den letzten Spielen immer unter Druck stehen."
Die Erleichterung im gesamten Münchner Lager war nachvollziehbar. Durch den Pflichtsieg baute der Titelverteidiger seinen Vorsprung auf Verfolger Borussia Dortmund auf vier Punkte aus. Mit einem Heimsieg (17.30 Uhr/DAZN und im ntv.de-Liveticker) gegen den VfL Wolfsburg können die Westfalen den Rückstand aber wieder auf einen Zähler verkürzen.
Es ist der Titelkampf in der Liga, von dem beim FC Bayern alles abhängt. Die Deutsche Meisterschaft muss her, die elfte in Folge. Sonst wäre es die erste titellose Saison seit 2012. Eine Horrorvorstellung für die erfolgsverwöhnten Münchner. Für Trainer Thomas Tuchel könnte der Druck kaum größer sein. Zumal als Verantwortlicher einer Mannschaft, die auch in Bremen Unsicherheiten und Probleme offenbarte. Die Dominanz der Vorjahre fehlt.
"Geht nur um Vertrauen und Zuspruch"
Tuchel ging nach Spielende kaum darauf ein. "Wir sind auf einem guten Weg, die Mannschaft fühlt auch, dass wieder mehr Stabilität besteht. Es geht zurzeit nur noch um Vertrauen und Zuspruch." Seine Mannschaft dominierte zwar die erste halbe Stunde fast nach Belieben. Mit schnellen Ballstafetten und geschickten Positionswechseln drückten die Gäste den SV Werder tief in die eigene Hälfte. Doch sobald der Titelverteidiger in den Strafraum eindringen wollte, gab es Probleme. Die 42.100 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion bejubelten jeden gewonnenen Zweikampf und jedes erfolgreiche Tackling der Bremer.
Nationalspieler Gnabry war bei seinem vorentscheidenden Führungstreffer aus kurzer Distanz nach einer Konfusion im Bremer Strafraum erfolgreich. Zehn Minuten später traf der eingewechselte Leroy Sané aus spitzem Winkel. Niklas Schmidt (87.) konnte für die Hanseaten per Fernschuss kurz nach seiner Einwechslung lediglich verkürzen.
Er werde jetzt "keine neuen Sachen erfinden, wir werden keinen neuen Stil erfinden, wir werden keine neue Grundordnung erfinden", betonte Tuchel. "Das kleine Pflänzchen, das wir uns hier und da holen, das pflegen wir jetzt die Woche und das machen wir Schritt für Schritt. In den letzten drei Spielen gibt es jetzt kein Ego mehr. Das Ego muss draußen bleiben. Jetzt geht es nur noch drum, dass wir es über die Ziellinie bringen, das sind wir uns selber schuldig."
"Ich liebe Thomas Müller"
Gut für Tuchel, dass Thomas Müller sein Ego nicht heraushängen lässt. Der Routinier musste erneut auf der Bank Platz nehmen. Das empört die Experten, allen voran Lothar Matthäus, offenbar mehr als ihn selbst. Erst in der 64. Minute wurde er für Ryan Gravenberch eingewechselt. "Ich liebe Thomas Müller", sagte Tuchel, betonte aber auch: "Das sind zwei Spiele, die er mal von der Bank kommt, und ihr Kollege fragt mich, ob ich das Karriereende einleite. Da sind wir vielleicht auch im Maßhalten am Ziel vorbei." Wie Müller die Entscheidungen hinnehme, "ist es natürlich sensationell", sagte der Trainer. "Ich weiß, dass er eine besondere Rolle einnimmt, und die bekommt er auch von mir. Das wird sich auch nicht immer nur an Spielminuten messen lassen."
Für die Verteidigung der Tabellenführung hat Tuchel an diesem Spieltag alles getan. Drei Partien bleiben noch bis zum ersehnten versöhnlichen Saisonabschluss. "Wir können jetzt verdient zwei Tage durchatmen, dann geht wieder der Steigerungslauf los bis zum Samstag." Dann steht das Duell gegen den FC Schalke 04 an. Und der Abstiegskandidat, der gerade am Wunder werkelt, wird ein unangenehmer Gegner werden.
Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa