Fußball

Torwart Riemann ist Bochums Held Union wendet Pokal-Schmach mühsam spät ab

Hitzige Stimmung. Könnte man sagen.

Hitzige Stimmung. Könnte man sagen.

(Foto: imago images/foto2press)

Die überragende Form des Saisonstarts scheint verloren: Bayer Leverkusen lässt sich in der zweiten Runde des DFB-Pokals trotz Heimvorteils von einem Zweitligisten düpieren. Union Berlin darf in Mannheim erst mit Verspätung starten, zwei weitere Spiele gehen auch in die Verlängerung.

VfL Bochum - FC Augsburg 5:4 i.E. (2:2, 2:2, 1:0)

Bundesliga-Rückkehrer VfL Bochum hat seinen Aufwärtstrend dank Manuel Riemann auch im DFB-Pokal fortgesetzt. Nach zwei Punktspielsiegen in gut einer Woche zogen die Westfalen durch ein 5:4 im Nervenkrimi vom Punkt gegen den kriselnden Ligakonkurrenten FC Augsburg ins Achtelfinale ein. Der erst in der 119. Minute eingewechselte Torhüter Riemann verwandelte den entscheidenden Elfmeter, zuvor hatte der Augsburger Arne Maier über das Tor geschossen. Nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung stand es 2:2 (2:2, 1:0).

Riemann hielt zwar keinen Elfmeter, aber verwandelte den entscheidenden.

Riemann hielt zwar keinen Elfmeter, aber verwandelte den entscheidenden.

(Foto: dpa)

Milos Pantovic brachte den VfL mit einem Doppelpack (12./53.) in Führung. Reece Oxford (55.) und Ruben Vargas (58.) sorgten innerhalb von drei Minuten für den Ausgleich. Riemann sicherte Bochum den dritten Sieg innerhalb von zwölf Tagen als erfolgreicher Schütze. Für den FCA wird der Herbst immer ungemütlicher: Nach fünf Pflichtspielen in Folge ohne Sieg gerät auch Trainer Markus Weinzierl in Erklärungsnot.

Michael Esser, der Riemann im Bochumer Tor vertrat, konnte sich schon nach wenigen Minuten auszeichnen, als er die erste Großchance der Augsburger durch Andre Hahn entschärfte (8.). Zwei andere Neue sorgten beim ersten gelungenen Angriff für die VfL-Führung: Die scharfe Flanke von Konstantinos Stafylidis verwertete Pantovic zum etwas überraschenden 1:0.

Auch danach blieb Augsburg die Mannschaft mit mehr Ballbesitz und den flüssigeren Kombinationen, doch am Bochumer Strafraum war meist Schluss, der letzte Pass kam nicht an. Die Gastgeber begnügten sich mehr und mehr damit, die knappe Führung zu verwalten. Für Entlastung sorgte in erster Linie der starke Pantovic, der aus der Distanz zum vermeintlich entscheidenden 2:0 traf.

Doch Augsburg schlug zurück - und Bochum zeigte Nerven, die Fehler häuften sich. Plötzlich war das Spiel wieder offen. Der VfL war in der regulären Spielzeit dem Sieg näher, doch Gerrit Holtmanns Schuss kratzte Jeffrey Gouweleeuw von der Linie (77.). In der Verlängerung scheiterte der eingewechselte Michael Gregoritsch auf der Gegenseite zweimal knapp (96., 113.).

Bayer Leverkusen - Karlsruher SC 1:2 (0:1)

Bayer Leverkusen ist innerhalb von nur elf Tagen in eine erste sportliche Krise gerutscht und tanzt nur noch auf zwei von drei Hochzeiten. Der Bundesligist schied auch wegen eines dicken Patzers von Torhüter Lukas Hradecky durch ein 1:2 (0:1) überraschend gegen Zweitligist Karlsruher SC aus. Bayer wartet nach einem überzeugenden Saisonstart seit vier Spielen auf einen Sieg. Lucas Cueto (4.) schockte Bayer vor 13.060 Zuschauern mit einem Abstauber früh. Jeremie Frimpong (54.) glich für Leverkusen aus. Nach einem Blackout von Kapitän Hradecky ließ Kyoung-rok Choi (63.) den KSC nach zuletzt fünf Pokal-Niederlagen gegen Erstligisten wieder jubeln.

Zweikampf mal anders.

Zweikampf mal anders.

(Foto: imago images/Brauer-Fotoagentur)

Der unerklärlich schwachen zweiten Halbzeit in Köln, in der Leverkusen eine 2:0-Führung leichtfertig verspielt hatte, folgte prompt der nächste Nackenschlag für die Rheinländer. Hradecky ließ einen abgefälschten Kopfball von Philipp Hofmann nach vorne abprallen, Cueto netzte ein. Leverkusen zeigte eine Reaktion und hatte den Ausgleich zweimal auf dem Fuß. Moussa Diaby (10.) und Amine Adli (12.) verzogen hauchzart völlig freistehend. Bayer drückte weiter gegen einen sehr tief gestaffelten KSC. Auch Nadiem Amiri legte eine Direktabnahme neben das Tor (19.).

Karlsruhe lauerte auf Konter, die sie immer wieder bekamen. Zur Beunruhigung der Bayer-Fans, die ihre Werkself in ideenlosen Momenten im Spielaufbau früh mit Pfiffen bedachten. Diese wären noch lauter geworden, wenn Hofmanns artistischer Seitfallzieher nicht von Edmond Tapsoba abgefälscht worden wäre (29.). Nach der Pause verhinderte Hradecky mit seiner Parade gegen einen scharf getretenen Freistoß von Marvin Wanitzek das 0:2 (47.). Augenblicke später nahm Diaby den in der Halbzeit in der BayArena gespielten Song "Probier's mal mit Gemütlichkeit" zu wörtlich und ließ sich im Konter von KSC-Kapitän Jerome Gondorf völlig unnötig ablaufen.

Frimpong machte es nach schöner Rücklage des auffälligen Adli deutlich besser. Dann patzte Hradecky aber erneut und spielte Choi bei einem missglückten Aufbaupass den Ball fahrlässig in die Füße. Leverkusen wollte in der Folge unbedingt die Verlängerung erzwingen, die größte Chance zum Ausgleich vergab Bravo (78.) eine Minute nach seiner Einwechslung.

Waldhof Mannheim - 1. FC Union Berlin 1:3 (1:1, 1:1)

Vor dem Liga-Kracher gegen Bayern München hat Union Berlin seine Pflichtaufgabe bei Waldhof Mannheim erst im Nachsitzen gelöst. Der Bundesliga-Fünfte gewann nach Verlängerung 3:1 (1:1, 1:1) beim Drittliga-Fünften. Doppelpacker Kevin Behrens (18./118.) und Taiwo Awoniyi (94.) trafen für die Köpenicker. Die Mannheimer, von internen Querelen geplagt, verpassten trotz der Führung durch Alexander Rossipal (4.) eine Überraschung wie in der 1. Runde. Im Sommer war Eintracht Frankfurt in der Kurpfalz gescheitert.

Wenige Stunden vor dem Anpfiff hatten sich die Mannheimer von ihrem Sportlichen Leiter Jochen Kientz getrennt. Zu den Gründen machte der Verein keine genauen Angaben. Weder "angebliche Zerwürfnisse" zwischen Kientz und Geschäftsführer Markus Kompp, noch eine "Geburtstagsfeier des Sportlichen Leiters" hätten zu der Entscheidung geführt.

Bei Taiwo Awoniyi ist der Ball meist sehr gut aufgehoben.

Bei Taiwo Awoniyi ist der Ball meist sehr gut aufgehoben.

(Foto: imago images/Eibner)

Die frenetischen Waldhof-Fans unter den 14.651 Zuschauern mussten nicht lange auf die Führung warten. Nach einer Flanke des langjährigen Heidenheimer Profis Marc Schnatterer und einer schwachen Abwehr von Union-Torwart Frederik Rönnow stellte Innenverteidiger Rossipal seine Abstauber-Qualitäten unter Beweis. Die Berliner offenbarten auch nach dem Rückstand große Probleme in allen Mannschaftsbereichen. Der Ausgleich durch Behrens nach guter Vorarbeit von Sheraldo Becker und Andreas Voglsammer war die erste gelungene Offensivaktion der Hauptstädter. Der Treffer gab den Gästen mehr Sicherheit. Die Eisernen kontrollierten die Partie bis zur Pause, Chancen sprangen dabei aber nicht heraus.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs übernahmen die Mannheimer wieder das Kommando. Angeführt vom starken Franzosen Adrien Lebeau waren sie mehrfach dem zweiten Tor nahe. Erst nach einer Stunde kam Union wieder besser in Tritt, Waldhof bekam Probleme. Die Führung für Berlin lag in der Luft, die Chancen häuften sich - der eingewechselte Awoniyi, zuletzt in der Liga schon überaus treffsicher, hatte die größte (90.+2). In der Verlängerung machte es der bullige Stürmer besser. Nach dem Rückstand warfen die Mannheimer trotz schwindender Kräfte alles nach vorne - vergeblich.

Dynamo Dresden - FC St. Pauli 2:3 n.V. (2:2, 0:0)

Der FC St. Pauli ist erstmals seit 16 Jahren ins Achtelfinale eingezogen. Der Zweitliga-Spitzenreiter gewann bei Dynamo Dresden mit 3:2 (2:2, 0:0) nach Verlängerung und setzte damit seinen Höhenflug fort. Leart Paqarada (62.), Max Dittgen (71.) und Christopher Buchtmann (101.) erzielten die Treffer der Gäste. Christoph Daferner (66.) und Philipp Ziereis (73., Eigentor) glichen für den siebenmaligen DDR-Pokalsieger zwischenzeitlich aus. Dresden hatte letztmals in der Saison 2014/15 in der Runde der letzten 16 gestanden.

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Es entwickelte sich eine zähe Begegnung. Beide Mannschaften standen defensiv stabil, nach vorne ging zunächst wenig. Torchancen ergaben sich in der ersten Hälfte keine, für die größte Aufregung sorgte eine Rudelbildung nach dem Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Sven Waschitzki. Der zweite Durchgang war hingegen spektakulär. Die Führung der Gäste durch Paqarada glich Daferner mit einer sehenswerten Direktabnahme aus. Doch die Hamburger, die das Ligaspiel gegen die Sachsen am 3. Oktober klar für sich entschieden hatten (3:0), zeigten sich davon unbeeindruckt. Dittgen brachte die Gäste wieder in Führung.

Dresden kämpfte sich nach zuletzt drei Liganiederlagen in Serie ohne eigenes Tor aber erneut zurück. Ziereis lenkte eine Hereingabe ins eigene Tor. Danach suchten beide Mannschaften die Entscheidung, für die Burgstaller in der Verlängerung aus kurzer Distanz sorgte.

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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