Fußball

Prozess um Nierenerkrankung Vernichtendes Urteil für Klasnics Ärzte

Der von Ivan Klasnic angeschobene Prozess könnte ein Nachspiel für mindestens einen seiner Ärzte haben.

Der von Ivan Klasnic angeschobene Prozess könnte ein Nachspiel für mindestens einen seiner Ärzte haben.

(Foto: imago sportfotodienst)

Im Prozess gegen seine Ärzte hat Ivan Klasnic gesiegt. Dem früheren Profi-Fußballer stehen womöglich Millionenzahlungen zu. Von Ärzten, die ihrer "Pflicht nicht im Ansatz genügt" haben.

Derzeit wartet Ivan Klasnic auf seine dritte Spenderniere. Der ehemalige Profi von Werder Bremen muss deswegen dreimal in der Woche zur Dialyse, seine Nieren können das Blut nicht ausreichend waschen. Und das liegt maßgeblich an zwei ehemaligen Mannschaftsärzten des Bundesligisten. So hat es die dritte Zivilkammer des Landgerichts Bremen vor zwei Wochen festgestellt - nach einem neun Jahre dauernden Prozess.

Dem "Spiegel" liegt nun die Urteilsbegründung vor. Demnach stellen die Richter den Ärzten ein vernichtendes Urteil aus. Götz Dimanski, Sportmediziner, und Manju Guha, Internistin, haben dem Gericht zufolge so grobe Fehler gemacht, dass aus dem heute 37-jährigen Klasnic ein Dauerpatient wurde. Unter anderem liege dies daran, dass sich beide Ärzte blind aufeinander verlassen hätten.

Wie der "Spiegel" berichtet, war der Kreatinin-Wert in Klasnics Blut bereits im Jahr 2001 erhöht. Dieser Wert ist ein Indikator für die Nierenfunktion - eine erhöhte Konzentration im Blut weist auf eine Nierenschwäche hin. Dennoch habe man dem Kroaten Schmerzmittel verschrieben, etwa Voltaren. Dieses Medikament enthält den Wirkstoff Diclofenac - schon kleine Mengen sind für eine geschwächte Niere Gift.

"Befunde nicht interpretiert"

Für Dimanski fällt die Kammer folgendes Urteil: Er habe "seiner Pflicht nicht im Ansatz genügt". Dimanski habe Befunde "nicht falsch, sondern gar nicht interpretiert", zitiert der "Spiegel" aus dem Urteil. Drei Jahre lang sei der Sportmediziner trotz eindeutig problematischer Kreatinin-Werte untätig geblieben. "Darin sieht die Kammer insgesamt ein gedankenloses und so offensichtlich fehlerhaftes Verhalten, dass es aus objektiver Sicht nicht mehr verständlich erscheint, weil es einem Arzt schlechterdings nicht unterlaufen darf", schreiben die Richter demnach weiter. Zudem habe es nicht ausgereicht, dass der Arzt dem medizinischen Laien Klasnic mitteilt, seine Laborwerte seien problematisch. "Über eine etwaige Nierenerkrankung bis hin zu einem Nierenverlust ist aber unstreitig nicht gesprochen worden", zitiert der "Spiegel" weiter.

Auch für Manju Guha fällt das Urteil nicht weniger verheerend aus. Die Internistin habe zwar die Kreatinin-Werte des Fußballers erhoben, jedoch ohne sie zur Kenntnis zu nehmen gesagt, es gebe keine Auffälligkeiten. Guha habe "erkennbar pathologische Werte nicht einfach ignorieren und dem Kläger eine Sporttauglichkeit gewissermaßen ins Blaue hinein attestieren" dürfen.

"Strafrechtlich relevante Schutzbehauptung"

Neben einer satten Geldstrafe drohen der Internistin Guha zudem strafrechtliche Konsequenzen. Im Februar sagte sie laut Urteilsbegründung "erstmals und vollkommen überraschend", dass sie Klasnics auffällige Werte von 2003 gekannt und sogar zwei Kollegen kontaktiert habe, schreibt der "Spiegel". Wenn dies stimme, warum hat sie 2004 und 2005, als die Werte deutlich schlechter waren, nichts getan? Zudem stellt sich die Frage, warum sie nach fast neun Jahren Prozessdauer plötzlich erstmals darüber sprach. Die Kammer kommt zu folgendem Schluss: Guhas Aussage ist eine "reine, gegebenenfalls strafrechtlich relevante Schutzbehauptung", zitiert der "Spiegel".

Aufgrund ihrer Behandlungsfehler und dem offenbar bewussten Verschweigen von medizinischen Fakten müssen die beiden Ärzte - vermutlich deren Versicherungen - nun Schmerzensgeld und Schadenersatz an den Ex-Profi zahlen. Dem Kroaten könnten mehrere Millionen Euro zustehen. Je nachdem, ob festgestellt wird, dass Klasnic mehr Geld während seiner Karriere verdient hätte, wäre er gesund gewesen.

Quelle: ntv.de, ara

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