Begünstigungen für Jack Warner? WM 2006: Unterschrift belastet Beckenbauer
10.11.2015, 10:55 Uhr
Erst tritt Wolfgang Niersbach (l.) ab, jetzt soll eine Unterschrift Franz Beckenbauer in der WM-Affäre belasten.
(Foto: AP)
Ein Dokument, das im Zuge der WM-Affäre 2006 den versuchten Stimmenkauf nahelegt, bringt nicht nur den Deutschen Fußball-Bund schwer in Bedrängnis, sondern auch Franz Beckenbauer. Der soll einem Medienbericht zufolge das Dokument unterschrieben haben.
Franz Beckenbauer rückt im Skandal um mögliche Bestechung vor der Vergabe der Fußball-WM 2006 immer mehr in den Fokus. Der brisante Vertragsentwurf für einen geplanten Stimmenkauf vor der WM-Vergabe trage die Unterschrift des damaligen Bewerbungskomitee-Präsidenten Beckenbauer. Das berichten die "Süddeutsche Zeitung und die "Bild"-Zeitung übereinstimmend. In dem Kontrakt sollen dem Verband des damaligen Fifa-Exekutivmitglieds Jack Warner Leistungen des Deutschen Fußball-Bundes zugesagt worden sein.
Das Schreiben sei am 2. Juli 2000 unterzeichnet worden, vier Tage später wurde die Weltmeisterschaft an Deutschland vergeben. Der Beckenbauer-Vertraute Fedor Radmann, erst Mitglied im Bewerbungskomitee und später auch im Organisationskomitee, hat laut "Bild" den Entwurf paraphiert und damit ebenfalls unterzeichnet. Das Management von Beckenbauer wollte den Bericht auf Anfrage zunächst nicht kommentieren.
Erhebliche Vorteile in Aussicht gestellt
Auch die "Süddeutsche Zeitung", die am Montag unmittelbar nach dem Rücktritt von DFB-Boss Wolfgang Niersbach von dem Vertragsentwurf berichtet hatte, schreibt von einer Beteiligung Beckenbauers. Auch der Name von dessen "Schattenmann" Fedor Radmann soll in dem Papier auftauchen. Einem Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees sollen in dem Papier erhebliche Vorteile für dessen Verband angeboten worden sein. Bei dem Mitglied handelt es sich offenbar um Warner, den Ex-Präsidenten des Verbands für Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik Concacaf.
Es gehe um eine "umfangreiche Kooperation" mit Warner, der immer wieder mit TV-Rechten gehandelt hatte. Nach Angaben aus DFB-Kreisen soll es unter anderem um Freundschaftsspiele und Tickets gegangen sein. In Verbandskreisen heißt es, der Entwurf beschreibe sehr genau das damalige Geschäftsmodell von Warner. Der Concacaf-Chef sicherte sich immer wieder günstig TV-Übertragungsrechte für Fußballspiele, die er dann teuer verkaufte und so Millionenbeträge verdiente. Auch mit dem suspendierten Fifa-Präsidenten Joseph Blatter schloss Warner entsprechende Verträge.
Beckenbauer muss reden
Warner wurde am 29. September von der Fifa-Ethikkommission lebenslang gesperrt. Deutschland gewann die Abstimmung des Fifa-Exekutivkomitees am 6. Juli 2000 mit 12:11 Stimmen gegen Südafrika. Beim DFB hofft man nun, dass Beckenbauer und Radmann sich zu diesem dubiosen Vorgang erklären. Ohne die Mithilfe der beiden, heißt es, könne man diese Sache nicht aufklären. "Wir können die beiden aber nicht zwingen", hieß es aus DFB-Kreisen.
Unterdessen hat die Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag in der WM-Affäre Aufklärung von Beckenbauer gefordert. "Es ist ganz wichtig, deutlich zu machen, dass Wolfgang Niersbach nur eine der handelnden Personen war", sagte die SPD-Politikerin dem Südwestrundfunk. "Gestern hat es erste Forderungen aus dem DFB von Interims-Präsident Rainer Koch gegeben, dass zum Beispiel Franz Beckenbauer seine sehr deutliche Zurückhaltung aufgeben muss und Antworten liefern muss. Es geht auch nicht anders. Es gibt andere, die viel mehr wissen als Wolfgang Niersbach."
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa