Fußball-WM 2018

Der WM-Routenplaner bei n-tv.de Die Angst des Engländers vor dem Elfmeter

Harry Kane hat es im Turnier bereits eindrucksvoll angedeutet: In England steht eine neue Generation am Punkt.

Harry Kane hat es im Turnier bereits eindrucksvoll angedeutet: In England steht eine neue Generation am Punkt.

(Foto: imago/MB Media Solutions)

Drama, Baby: Die letzten beiden Achtelfinals der WM stehen heute an. England zittert vor dem Punkt und dem Karma - und hofft auf den historischen Harry Kane. Schwedens Kapitän vernachlässigt seine Vaterpflichten.

Was liegt heute an?

Zwei Spiele noch, dann ist das Viertelfinale komplett und auch die Letzten werden verstehen, warum derzeit alle von einem "Turnierbaum mit Schlagseite" reden. Schweden und die Schweiz treffen um 16 Uhr (ARD/n-tv.de Liveticker) in St. Petersburg aufeinander, um 20 Uhr (ARD, Sky/n-tv.de Liveticker) duellieren sich Kolumbien und England im Moskauer Spartak-Stadion. Die Sieger sehen sich dann am Samstag im Viertelfinale, eines dieser vier Teams wird also im Halbfinale stehen - gegen Russland oder Kroatien. Dieses Turnier hatte definitiv ein paar Wodka zu viel ...

Wenn Sie nur Zeit für ein Spiel haben, dann …

… laben Sie sich an der englischen Angst vor dem Karma. Trainer Gareth Southgate schonte im letzten Gruppenspiel gegen Belgien seine Topkräfte und setzte sich zumindest nicht entschieden zu Wehr gegen den Gang auf Rang zwei und in die vermeintlich leichtere Spielplanhälfte. Mit Blick auf den belgischen Viertelfinalgegner Brasilien verständlich, die Engländer hätten "nur" Schweden oder die Schweiz vor der Brust. So ähnlich hat auch ein gewisser Oliver Bierhoff gedacht, als er das Quartier in der "Sportschule" (J. Löw) von Watutinki buchte, weil es dem DFB-Tross in der K.-o.-Runde weite Reisen erspart hätte - hätte, hätte, Fehlerkette.

Mit ihrer Maximalrotation waren die Engländer keine Ausnahme, die Belgier tauschten ebenfalls munter durch, auch die Kroaten - beiden Teams hat das im Rückblick nicht gut getan, beiden fiel es schwer, den Rhythmus wieder aufzunehmen. Kolumbien dagegen wartet mit zwei Siegen in entscheidenden Spielen in Folge und geschätzten 40.000 Fans im Rücken auf England. Und mit einem "Engel, der vom Himmel fällt, genau an die richtige Stelle, um ein Wunder zu vollführen", wie die Zeitung "El Tiempo" über Yerry Mina schwärmte, der den Ball mit dem Kopf zum 1:0 gegen Senegal ins Tor rammte. Vielleicht sollte die medizinische Abteilung Mina um Rat fragen, sie arbeitet nämlich laut Trainer Jose Pekerman an einem Wunder: die Wade der Nation fit zu kriegen. Es sieht aber schlecht aus für Bayerns James Rodriguez, auch das Abschlusstraining musste er auslassen.

Was verursacht noch WM-Herzrasen?

Die Geburt des zweiten Kindes oder das WM-Achtelfinale? Schwedens Kapitän Andreas Granqvist hat sich für den Sport entschieden. "Meiner Frau geht es gut", versicherte er, "mir geht es in erster Linie nur um das Spiel." Sofie Granqvist hat angeblich sogar darauf bestanden, dass ihr Mann sein Team in das Spiel gegen die Schweiz führt - eine bessere Chance wird der 33-Jährige auch nicht mehr bekommen auf einen weiten Lauf in ein WM-Turnier. Die Schweden haben mit dem 3:0 gegen Mexiko ein Ausrufezeichen gesetzt, es war der höchste WM-Sieg seit dem 4:0 gegen Rumänien 1994. Granqvist ist der erste Schwede mit mehr als einem Turniertor seit Legende Henrik Larsson 2002. Trotz alledem sei die Schweiz Favorit, sagt der Kapitän, eine durchaus realistische Einschätzung – auch wenn die Schweiz ihre Schlafmützigkeit überwinden muss. Bislang sind die Eidgenossen noch in jedem Spiel in Russland schlecht aus den Startlöchern gekommen, gegen Brasilien und Serbien handelten sie sich einen frühen Rückstand ein. Eine Not, die Breel Embolo als Tugend interpretiert: "Daraus haben wir gelernt. Wir sind in beiden Spielen zurückgekommen, das beweist, dass wir bereit sind für mehr."

Ras, dwa, tri – die Zahl des Tages: 2,5

Das britische Boulevardblatt "Sun" ist ja eher für das bekannt, was der Grünen-Grande Jürgen Trittin gern "Schweinejournalismus" nennt, Fans des englischen Fußballs dürfte die schäbige Rolle der Zeitung bei der Tragödie von Hillsborough geläufig sein. Vor dem Duell der "Three Lions" mit Kolumbien hat die "Sun" aber mal eben das Wortspiel der WM hingelegt, das sollte man vorbehaltlos anerkennen. Auf dem Titel spielt das Blatt auf eine gewisse anregende Substanz an, für die Kolumbien berühmt ist, und montiert ein Bild des englischen Teamkapitäns neben die Schlagzeile "Go Kane!". Well played, Ladies and Gentlemen.

Dieser Harry Kane übrigens weist aktuell die zweitbeste Tore-pro-Spiel-Rate der WM-Geschichte auf, seine 2,5 Treffer im Schnitt kommen allerdings nicht annähernd an den Bestwert heran: Ernst Willimowski erzielte in seinem einzigen WM-Spiel bei Polens 5:6-Niederlage gegen Brasilien 1938 vier Tore. Später sollte er übrigens der erste und einzige Spieler werden, der gegen und für die deutsche Nationalmannschaft getroffen hat.

Angeberwissen fürs Public Viewing

Jaja, originell ist es nicht, aber wer weiß, wie lange man die chronische Krankheit der "Three Lions" noch zum Thema machen kann bei dieser WM, also erledigen wir es gleich jetzt und hier: Aus elf Metern (wirkungsgleich mit zwölf Yards) blamieren sich die Engländer regelmäßig. Manche mag es überraschen, dass sie von sieben Elfmeterschießen bei großen Turnieren sogar eines gewonnen haben - 1996 bei der EM im eigenen Land schlugen sie im Viertelfinale Spanien, ein gewisser Fernando Hierro vergab für die Spanier.

Im Halbfinale kehrte das Trauma zurück, der heutige Coach Gareth Southgate scheiterte vom Punkt an Andy Köpke - und nahm es in einem Werbespot für "Pizza Hut" mit Humor. Dieses Mal würde er aber lieber zum ersten Mal bei einer WM ein Elfmeterschießen gewinnen, seit März bereitet er seine Spieler auf dieses Szenario vor - mit einem eigenen Analyseteam, psychometrischen Tests und spielnahen Simulationen im Training, inklusive Anmarsch von der Mittellinie bis zum Elfmeterpunkt. Smells like English Angst.

Redelings WM-Zeitreise

Es war schon nicht mehr nur "dem Fritz [Walter] sein Wetter", wie Sepp Herberger der Legende nach einen ordentlichen Regenguss genannt haben soll, es war eine Sintflut, die da am 3. Juli 1974 über dem Frankfurter Waldstadion niederging. Doch das WM-Halbfinale zwischen dem Gastgeber und Polen sollte über die Bühne gehen, unbedingt, und so duellierten sich die beiden Teams im Wasserballett. Ben Redelings erinnert in seiner WM-Zeitreise ab heute Vormittag bei n-tv.de an die heldenhaften wie hilflosen Drainage-Versuche der Ehrenamtlichen - und an ein Spiel, von dem die Polen bis heute behaupten, ihre technisch starke Mannschaft hätte es gewonnen, wäre es nicht dem Gerd Müller sein Wetter gewesen.

Der Spruch zum Spieltag

"Die Journalisten sagen, wir sind langweilig. Wen zur Hölle interessiert das?"

Trendsportart Journalistenschelte, nun auch in Schweden. Wir kommen damit zurecht, schon in Ordnung, Albin Ekdal.

Quelle: ntv.de

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