Kopierschutz wichtiger als Nutzer? Apple entfernt VLC Player
10.01.2011, 11:53 UhrDer beliebte VLC Media Player steht nicht mehr im App Store. Apple entfernt das Programm ohne Begründung. Das Projekt, das hinter dem Mediaplayer steckt, vermutet, dass der Open-Source-Gedanke in der geschlossenen Apple-Gesellschaft schlicht nichts zu suchen hat.
Die Freude bei Nutzern von iPhones und iPads war groß, als der auf Desktop-Rechnern weit verbreitete Gratis-Mediaplayer VLC im vergangenen Herbst auch im App Store zu finden war. Doch bereits kurz nach der Veröffentlichung zogen dunkle Wolken auf. Denn Rémi Denis-Courmont vom Projekt VideoLAN wies Apple darauf hin, dass Apples kompromisslose digitale Rechteverwaltung (DRM) nicht mit den Grundprinzipien der General Public License (GNU) vereinbar sei. Eine GNU-Richtlinie schreibt vor, dass Software frei kopiert und weitergegeben werden können muss. Genau das verbietet die DRM. Schon im vergangenen November fürchteten daher viele, der VLC Player werde in Kürze aus dem App Store fliegen.
Geduldige Entwickler
Doch Denis-Courmont und VideoLAN pochten aber nicht auf ihr Recht und hofften, dass Apple den Anwendern zuliebe die Nutzungsbedingungen seines App Stores anpassen würde. Zumindest schreibt Denis-Courmont dies in einem Blog-Eintrag. Er wehrt sich gegen deftige Vorwürfe von Tech-Bloggern, das VideoLAN-Projekt und speziell er seien "idealistische Trottel, die mehr an ihre Lizenz-Details als an die Nutzer dachten. Er wisse auch nicht, warum die App entfernt wurde und Apple werde wahrscheinlich nie mit der Wahrheit herausrücken. Denis-Courmont vermutet, Apple wolle GNU-Software in seinem App Store schlicht nicht dulden. Möglicherweise habe Apple auch grundsätzliche Probleme mit dem VLC Player. "Ich weiß, das wird viele Apple-Fanboys enttäuschen, die mich im Internet oder per E-Mail beleidigt und verleumdet haben. Aber ich bin nicht der (Anti-) Held, zu dem sie mich gemacht haben."
Die Entwickler der VLC-App sehen die Sache vermutlich etwas anders. Applidium-Mitbegründer Romain Goyet sagte dem Online-Magazin "Ars Technica" im November, dass sie die GNU-Voraussetzungen durchaus erfüllt hätten. "Wir haben gratis gearbeitet, unseren gesamten Source Code veröffentlicht und jedermann kann die App kostenlos herunterladen." Und Goyet warnt das VideoLAN-Projekt: "Wenn die VLC-App für nicht App-Store-kompatibel erklärt wird, gilt dies auch für die anderen Stores. Und das würde für den VLC Player einen schnellen Tod bedeuten." Er schließt dabei ausdrücklich auch die Android-Stores mit ein. Doch Android-Apps können problemlos weitergegeben werden und vor allem hat Googles Android Market keine Monopolstellung.
Laut dem Tech-Blog "Gigacom" steht die Veröffentlichung einer VLC-App für Android-Geräte übrigens kurz bevor. VLC-Entwickler Jean-Baptiste Kempf soll der Webseite Ende Dezember gesagt haben, es handle sich nur noch um Wochen.
Quelle: ntv.de, kwe