Pinguin im Crashtest Auto-Konzerne nutzen Linux
26.11.2002, 11:52 UhrJahrelang waren den großen Automobilkonzernen für ihre Designstudien, Crash-Tests und Strukturanalysen die teuersten Supercomputer mit ihren spezialisierten Betriebssystemen gerade gut genug. Inzwischen steigen aber immer mehr Autobauer auf billigere Rechner und das freie Betriebssystem Linux um, ohne dabei an Qualität zu verlieren. Diese Entwicklung geht zumeist zu Lasten der Hersteller der Supercomputer und UNIX-Betriebssysteme wie Sun, Hewlett-Packard, Silicon Graphics und anderen.
Ford, Volvo, Ferrari UK und Chrysler haben inzwischen festgestellt, dass sie die anfallenden Arbeit auch mit Linux-Clustern erledigen können und dabei noch deutlich Geld sparen. "Das ist eine echte Systemveränderung im Bereich des High-Performance Computing", sagt Steve Solazzo, Linux-Manager bei IBM. Ironischerweise sind es gerade Firmen wie IBM, HP und Sun, die das Linux-Geschäft vorantreiben, auf deren Kosten die Verluste bei den Supercomputern gehen.
Die Automobilbauer folgen dabei aber auch einem Trend hin zum Linux-Einsatz, der auch schon in anderen computerintensiven Bereichen Einzug gehalten hat. Wobei als Software zudem oft noch freie Datenbankprogramme wie MySQL zum Einsatz kommen.
Beim Cluster-Konzept wird die anfallende Rechenarbeit auf mehrere kleine Computer verteilt, statt sie einem Großrechner zu überlassen. Die Linux-Cluster für Chrysler und Volvo entwickelte IBM. Nach Angaben von Chrysler können damit Crash-Tests 20 Prozent schneller und zu 40 Prozent der früheren Kosten analysiert werden. Eine Sprecherin, Mary Beth Halprin, sagte, jetzt werde geprüft, ob der Cluster auch bei den Forschungen zur Aerodynamik eingesetzt werden könne. Da sich die Technik immer weiter entwickele und immer größere Datenmengen bewältigt werden könnten, werde auch geprüft, welche weiteren Aufgaben den Clustern übertragen werden könnten.
Im Cluster-Geschäft ist Linux inzwischen eine feste Größe. Laut den Marktforschern von IDC entfällt in diesem Jahr auf Linux ein Umsatz von 225 Mio. Dollar, 240 Mio. Dollar auf Unix-Systeme und 30 Mio. auf Windows. Microsoft, der weltgrößte Software-Hersteller, versucht natürlich auch, in diesem Markt weiter hinzuzugewinnen und Kunden von Unix und Linux weg zu holen. Wobei Microsoft in Linux die größte Konkurrenz zum eigenen Geschäftsmodell sieht.
Für Sean McAlinden vom Zentrum für Kraftfahrzeugforschung in Ann Arbor ist es noch zu früh, um über tatsächliche Kostensenkungen durch Linux reden. Aber allein bei den "Großen Drei" in Detroit arbeiten Tausende Techniker an Rechnern, die auf Linux umgestellt werden könnten. "Ich weiß nicht, wie wichtig das ist", sagt McAlinden, "aber warum soll ich Lizenzgebühren zahlen, wenn ich es nicht muss?"
(Von John Porretto, AP)
Quelle: ntv.de