El Dschasira CNN des Nahen Ostens
21.04.2004, 11:50 UhrInnerhalb der arabischen Welt ist der Sender seit fünf Jahren eine bekannte Größe. Al-Dschasira wird auch als das CNN des Nahen Ostens bezeichnet. Grund dafür dürfte sein, dass der 1996 in Katar gegründete Sender Korrespondenten in allen islamischen Ländern hat und als einzige arabische TV-Station regelmäßig auch Oppositionelle aus dem Nahen Osten zu Wort kommen lässt.
Angeblich soll das im arabischen Raum per Satellit weit verbreitete ägyptische Fernsehen viele seiner Zuschauer an Al-Dschasira verloren habe. In den vergangenen Jahren interviewte der Sender schon mehrfach den mutmaßlichen Führer von Terrorgruppen Osama Bin Laden. Ausführlich behandelt der Sender jeden Tag den Nahost-Konflikt.
Gegründet wurde der Sender, weil sich der neue Emir von Katar, Scheich Hamad Bin Chalifa El Thani, einen unabhängigen, professionellen arabischen Sender wünschte. Nachdem der Scheich 1996 seinen Vater in einem unblutigen Putsch absetzt hatte, löste er das Informationsministerium auf und streckte dem Sender 140 Mio Dollar Startgeld für die ersten fünf Jahre vor. Zunächst warb man der BBC 20 arabische Mitarbeiter ab.
Mit seinen kontroversen Talkshows, bei denen gelegentlich Israelis oder amerikanische Politologen zu Wort kommen, hat der Sender die arabische Medienlandschaft revolutioniert. Es gibt kaum eine arabische Regierung, die sich noch nicht über den Sender beschwert hat. Ein Anrufer z.B. entpuppte sich als der libysche Revolutionsführer Gaddafi, der in der Sendung "Dialog ohne Grenzen" anrief, um etwas über Libyens Grüne Revolution zu erzählen.
Hintergrund
Al Jazeera (oder Al Dschasira) bedeutet "Die Insel" oder "Die (arabische) Halbinsel" und ist ein Arabischer Nachrichtensender mit Sitz in Katar. Al Jazeera erhebt den Anspruch, der einzige politisch unabhängige Fernsehsender im Nahen Osten zu sein.
Al Jazeera ist der wahrscheinlich meistgesehene Nachrichtensender im Nahen Osten, wo viele Leute ihn als eine vertrauenswürdigerende Informationsquelle sehen als ausländische Sender, wie z. B. CNN.
Der Sender wurde scharf von den USA wegen Zusammenarbeit mit Extremistenführern wie Saddam Hussein oder Osama bin Laden kritisiert. Umgekehrt wurde Al Jazeera von vielen seinen Zuschauern kritisiert, weil der Sender zu sehr pro-israelisch sei.
Viele sagen, dass die Einwohner des Nahen Ostens nur von den Regierungen ihres Landes limitierte Informationen über die Medien erreichen. Al Jazeera ist als die offenste und vollständigste Informationsquelle im Nahen Osten bekannt. Deshalb ist Al Jazeera auch ein Hauptziel von aktueller US-Propaganda.
Im Januar 2003 verkündete die BBC, dass sie einen Vertrag über den Austausch von Informationen und Filmmaterial mit Al Jazeera unterschrieben hat. Dieser Schritt wird von vielen als eine weitere Bekräftigung der Neutralität dieses Senders gesehen.
Im März 2003 startete Al Jazeera aufgrund der aktuellen Ereignisse eine englischsprachige Edition seines Internet-Auftritts, die sofort von Hackern angegriffen wurde, die die Besucher zu einer Seite umleitete, auf welcher die amerikanische Flagge zu sehen war. Die eigentliche Seite war nach wenigen Tagen wieder erreichbar. Der Hauptredakteur des englischsprachigen Angebots ist die im Libanon geborene Joanne Tucker, die Tochter eines amerikanischen Vaters und einer libanesischen Mutter. Tucker ist in Saudi Arabien und dem vereinigten Königreich aufgewachsen, studierte an der Cambridge University und arbeitet jetzt für die BBC.
Seit dem 4. März 2003 darf Al Jazeera und andere Nachrichtenagenturen, deren Namen nicht veröffentlicht wurden, nicht mehr von der New Yorker Börse berichten. "Aus Sicherheitsgründen", heißt die offizielle Begründung. Kritiker sind der Meinung, dass die Abneigung der Bush-Regierung gegen diesen Sender der eigentliche Grund ist.
Al Jazeera wurde von der US-Regierung beschuldigt, gegen die Genfer Konvention verstoßen zu haben. Der Sender hatte Bildmaterial von gefangenen US-Soldaten, unter anderem beim Verhör, gezeigt.
Quellen: dpa, Wikipedia
Quelle: ntv.de