Technik

Spiele-Entwickler diskutieren Die Zukunft der Games

Neustart am Rhein: Die europäische Leitmesse für Computer- und Videospiele findet in diesem Jahr zum ersten Mal unter dem Namen Gamescom in Köln statt. Doch noch bevor die vom Veranstalter erhofften Besuchermassen die Hallen der Kölner Messe füllen, kommt das Who-is-who der jungen Milliardenbranche eher abseits von der Öffentlichkeit zu einer eigenen Spezialkonferenz zusammen.

Gamescom 2009 in Köln - Hersteller wie Electronic Arts, weltweite Nummer 2 der Branche, stellt auf der Messe neben den üblichen Action-Titeln auch Familien- und Musikspiele vor.

Gamescom 2009 in Köln - Hersteller wie Electronic Arts, weltweite Nummer 2 der Branche, stellt auf der Messe neben den üblichen Action-Titeln auch Familien- und Musikspiele vor.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Zwei Tage vor der Gamescom hat in Köln bei strahlendem Wetter bereits die internationale Spielentwicklerkonferenz Games Developer Conference (GDC) begonnen. Bei dieser Spezialveranstaltung, die in diesem Jahr zum ersten Mal überhaupt in Europa stattfindet, treffen Entwickler, Ausbilder und Produzenten im Kölner Kongresszentrum aufeinander, um die Zukunft der Spieleindustrie zu diskutieren.

Unter dem Namen "Games Convention" (GC) hatte Europas größter Computerspiele-Messe zuvor sieben Jahre lang Experten, Spiele-Fans und Investoren nach Leipzig gelockt. Dort hatte sich die Spielemesse seit der Premiere im August 2002 zur wichtigsten Plattform für die Branche der interaktiven Unterhaltung gemausert. Die erste Veranstaltung zählte 166 Aussteller und 80.000 Besucher. Zur letzten GC im Vorjahr reisten 547 Aussteller und 203.000 Gäste an.

Nach sieben Jahren Leipzig zieht die Spielemesse um.

Nach sieben Jahren Leipzig zieht die Spielemesse um.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Entwickelt hatte das GC-Konzept die Leipziger Messe zusammen mit der Industrie und dem damaligen Branchenverband VUD. Dieser fungierte in den Anfangsjahren als "ideeller Partner" der Messe, ehe er 2005 aufgelöst wurde. Fortan übernahm der im gleichen Jahr gegründete Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) die Rolle als Messe-Partner.

Im vergangenen Jahr beschloss der BIU die Verlegung der Veranstaltung nach Köln. Die Mitglieder - 13 Unternehmen, die zusammen auf mehr als 80 Prozent Marktanteil kommen - sahen in Leipzig keine Wachstumschancen mehr.

Bei der Messe präsentieren die Unternehmen ihre neuesten Produkte. Die Besucher können Spiele lange vor der Markteinführung testen. Der Handel nutzt den Termin für die Bestellung des Weihnachtsangebots. Zum Rahmenprogramm gehören Vorträge und Konzerte.

GDC: Köln statt Vancouver

Gespräch von Angesicht zu Angesicht haben in einer Welt der Mäuse und Monitore eher Seltenheitswert. Nach Vancouver, Shanghai oder dem texanischen Austin kommt der Branchentreff nach Europa, einem der umsatzstärksten Märkte weltweit.

Kein Wunder also, dass alles, was in der Branche Rang und Namen hat, nach Köln strömt, um sich dort zum Beispiel Vorträge über die neue Generation von 3D-Filmen fürs Kino oder dem Spiele-Design für soziale Online-Netzwerke anzuhören.

In einem der Eröffnungsvorträge sorgte der deutsche Spiele-Experte Cevat Yerli mit offenbar - selbst für die anwesenden Profis - unerwartet realistischen Szenen für Eindruck. Yerli, der als Mitbegründer eines der erfolgreichsten deutschen Unternehmen der Branche für Verkaufserfolge wie den Ego-Shooter "Farcry" steht, illustrierte damit die Entwicklung der Grafik-Software Cryengine von den Anfängen 1997 bis heute.

Experten setzen auf Natur

Für Spielebegeisterte und Neugierige hat die Gamescom von Donnerstag bis Sonntag geöffnet.

Für Spielebegeisterte und Neugierige hat die Gamescom von Donnerstag bis Sonntag geöffnet.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Deutliche Fortschritte in den Bereichen Licht, dynamische Schatten und bei dem skalierbaren Detailreichtum machen die Grafik-Engine vor allem im Bereich der Naturdarstellung bemerkenswert leistungsfähig.

Im Gegensatz zu den dunklen Korridoren früher Klassiker wie "Doom", "Quake" oder "Unreal" setzt Yerlis Unternehmen Crytek auf Helligkeit und weite Landschaften – was naturgemäß hohe Anforderungen an Programmierung und Hardware stellt. Die zentrale Herausforderung für Spielentwickler sieht Yerli daher in der Anpassung der Spiele an technische Entwicklungen und die Entwicklung eines unverwechselbaren, nicht unbedingt fotorealistischen Stils.

E-Petition fürs "Leitmedium"

Für die nächsten drei Jahre rechnet der Crytek-Chef noch damit, dass die handelsübliche Hardware mit der Interface-Entwicklung und den aktuellen Spielen Schritt hält. Einen deutlichen Sprung im Realismusgrad der elektronischen Unterhaltung erwartet er dagegen erst ab 2012.

Zum Abschluss seines Vortrags kam Yerli, dessen Spieleentwickler in Budapest, Kiew, Sofia, Nottingham, Seoul und in der Frankfurter Crytek-Zentrale sitzen, auch auf das im Rahmen der Innenministerkonferenz geforderte Verbot gewalthaltiger Computerspiele zu sprechen. Seiner Ansicht nach bedroht ein solches Verbot die deutsche Spieleindustrie. Er rief seine Zuhörer dazu auf, eine entsprechende E-Petition gegen das Gesetzvorhaben zu unterschreiben.

Auch das ist Made in Germany: Künstliche Umgebung aus dem Hause Crytek.

Auch das ist Made in Germany: Künstliche Umgebung aus dem Hause Crytek.

Sollte ein solches Gesetz kommen, so Yerli weiter, wäre die Entwicklerszene in einem der Leitmedien der Zukunft dazu gezwungen, ins Ausland abzuwandern.

Das Selbstbewusstsein der Branche kommt nicht von ungefähr. Nach Angaben des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. (BIU) arbeiten 2008 allein in der deutschen Games-Branche rund 10.000 Menschen.

Der deutsche Markt für digitale Spiele gewinnt unübersehbar an Bedeutung. Für 2008 berechnete der Hightech-Verband Bitkom ein Marktvolumen von 2,68 Mrd. Euro. Damit hat die Unterhaltungssoftware die Einspielergebnisse der Filmindustrie an den deutschen Kinokassen längst überholt. Und wie schon in den Vorjahren verzeichnet die Branche weiterhin zweistellige Zuwachsraten.

Quelle: ntv.de, mmo

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