Zukunft heißt "Cloud Computing" Microsoft greift nach den Wolken
13.07.2010, 11:30 UhrGoogle und Apple haben dem Platzhirschen Microsoft bereits viel von seinem Revier abgenommen. Fast schon verzweifelt sucht der angeschlagene Software-Riese nach einer Strategie. Konzernchef Steve Ballmer sieht sie in Online-Dienstleistungen und verknüpft die Zukunft Microsofts untrennbar mit der "Cloud".
Statt Software zu kaufen und auf dem eigenen Rechner zu installieren, können Kunden beim "Cloud Computing" die benötigten Programme oder Dienstleistungen je nach Bedarf online abrufen. In Deutschland verdreifachte sich die Zahl der Nutzer seit März auf 1500.
"Der weltweite Wandel hin zur Cloud ist absolut klar", sagte Microsoft-Chef Steve Ballmer vor mehreren tausend Geschäftspartnern in Washington. "Das Geschäft hat in beeindruckender Weise angezogen." Der Anteil des "Cloud Computing" an Microsofts Konzernumsatz ist aber immer noch vergleichsweise gering.
Es eilt
Die nächsten zwölf Monate seien entscheidend, sagte Ballmer. Er schwor die Partnerfirmen in Washington auf die neue Leitlinie ein. Die Partner verkaufen und warten die Microsoft-Produkte. "Die Möglichkeiten sind real", sagte Ballmer. Es sei allerdings noch einiges zu tun, um die Kunden zu überzeugen und die Chancen der "Cloud" zu nutzen.

"Wolken, überall Wolken!"
(Foto: REUTERS)
Mit neuen Angeboten für seine Cloud-Plattform "Azure" will Microsoft nun weiter Geschäftskunden locken. Innerhalb eines Jahres hat Microsoft bereits 10.000 Kunden für das Angebot gewonnen. Künftig sollen Unternehmen über die Plattform auch ihre eigene "Wolke" in ihrem Rechenzentrum einrichten und betreiben können und damit noch mehr Kosten sparen. Nach Angaben von Microsoft wollen Ebay, Dell, HP und Fujitsu die Anwendung künftig einsetzen.
Schwierige Aufholjagd
Microsoft hatte sich beim "Cloud Computing" lange schwergetan, während Schwergewichte wie IBM und Cisco oder Unternehmen wie Salesforce den Markt eroberten. Gleichzeitig stieg der Druck von Rivalen wie Google und anderen, die das angestammte Geschäft von Microsoft mit kostenloser Software torpedieren, indem sie über das Netz zum Beispiel Office-Programme anbieten. Mit "Chrome OS" arbeitet Google sogar an einem eigenen Computer-Betriebssystem - und attackiert damit den Gewinnbringer von Microsoft, das neue Windows 7.
Noch überdeckt der exzellente Einstand von Windows 7 die Probleme in der Bilanz. Microsoft hat mehr als 150 Millionen Kopien seit der Premiere im Oktober vergangenen Jahres verkauft - kein Vorgänger lief jemals besser. Nach dem Flop von Windows Vista läuft auf unzähligen Rechnern das mittlerweile neun Jahre alte Windows XP. Nach und nach stellen Firmen und Privatleute um, hinzu kommen boomende Verkäufe von neuen Rechnern nach der konjunkturellen Erholung.
Milliardeninvestition
Inzwischen bietet Microsoft zahlreiche Kombinationen aus kostenpflichtiger Software für den PC und kostenlosen Onlinefunktionen an. Insgesamt eine Milliarde Dollar hat das Unternehmen in die Entwicklung von entsprechenden Services investiert, Ballmer kündigte weitere Anstrengungen an. Beim gerade erschienenen Office-Paket 2010 lassen sich zum Beispiel abgespeckte Grundfunktionen gratis online nutzen und Dokumente über das Internet austauschen und bearbeiten.
Quelle: ntv.de, kwe/dpa