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Alte Inhalte für Deutschland? Netflix startet und rudert schon

Netflix ist in Deutschland ein Dienst von vielen.

Netflix ist in Deutschland ein Dienst von vielen.

(Foto: dpa)

Filme und Serien, exklusiv und direkt aus dem Netz? Nicht wirklich, wie Netflix-Chef Reed Hastings zum Start des Dienstes zugibt. Deutschland bekommt ein Potpourri aus aufgewärmten Inhalten. Marktforschung betreibt das Unternehmen in illegalen Netzen.

Nach Monaten des Vorgeplänkels ist der US-Videodienst Netflix nun auch in Deutschland verfügbar. Netflix bietet einen Videostreaming-Dienst an, bei dem Filme und Serien für eine monatliche Abo-Gebühr direkt aus dem Netz abgespielt werden.

In den USA ist Netflix der Platzhirsch in diesem Geschäft. In Deutschland trifft die kalifornische Firma auf mehrere etablierte Rivalen. Der Anbieter Maxdome gilt als die Nummer Eins mit rund 35 Prozent Marktanteil. Netflix will unter anderem mit exklusiven Inhalten dagegenhalten: So gibt es erstmals in Deutschland die vom Unternehmen selbst produzierte Serie "Orange is the New Black" über ein Frauengefängnis zu sehen. Doch kommt da noch mehr?

Vorsicht zum Start

Netflix-Chef Reed Hastings hielt sich zum Start in Bezug auf exklusive Serien oder Filmen für Deutschland zurück. Vage sagte er, dass solche Inhalte zwar in Zukunft mehr werden, es in Deutschland aber vor allem an großen internationalen Serien fehle.

Es geht also um eine weitere Verwertung bereits vorhandener Sendungen, die im Ausland bereits gezeigt wurden. Womöglich wollen die Amerikaner nicht zu viel investieren, bevor überhaupt klar ist, ob es sich lohnen könnte.

Um herauszufinden, welche Inhalte hierzulande gefragt sind, gab Hastings zu, dass Netflix die illegalen Tauschbörsen und Streamingangebote analysiert. Die Macher des Streamingdienstes stellen sich also die Frage: Was wird von Deutschland aus abgerufen, ist aber nicht einfach legal zu bekommen?

Netflix hat sich trotz des sehr schwierigen und umkämpften deutschen Marktes ein ambitioniertes Ziel gesetzt. In fünf bis zehn Jahren will Netflix in mindestens einem Drittel der deutschen Haushalte vertreten sein. Dazu kooperiert das Unternehmen mit der Telekom und ist über deren Dienst Entertain abrufbar. Hinzu kommt Vodafone als zweiter Partner.

Zwar könnte Netflix zur Konkurrenz für die großen Fernsehstationen heranwachsen, aber zumindest bei RTL gibt man sich gelassen. Der US-Riese sei vor allem für Maxdome oder Snap ein Konkurrent, sagte Senderchefin Anke Schäferkordt. Die Folgen seien eher langfristig. TV-Sender müssten damit leben, dass sie ihre US-Serien und Filme nicht mehr allein haben. Daher würden Eigenproduktionen künftig immer wichtiger, so Schäferkordt, "damit jeder Sender seine Alleinstellungsmerkmale hat".

Unterschiedliche Modelle

Netflix setzt auch auf eine gestaffelte Preisstruktur. Für 7,99 Euro im Monat kann der Dienst auf einem Gerät in Standard-Auflösung genutzt werden. Für 8,99 Euro bekommt man Zugriff von zwei Geräten gleichzeitig sowie Inhalte in HD-Auflösung. In der teuersten Variante für 11,99 Euro kann der Dienst von vier Geräten abgerufen werden, und der Kunde bekommt auch Sendungen in Ultra-HD. Dafür ist allerdings ein entsprechendes TV-Gerät nötig, das bislang in den wenigsten deutschen Haushalten zu finden ist.

Netflix startete in den USA bereits im Jahr 1997. Zunächst dominierte der DVD-Verleih, mit der Verbreitung schneller Internetverbindungen schwenkte die Firma zum Streaming über. Zuletzt hatte Netflix rund 50 Millionen Kunden, davon gut 35 Millionen in den USA. Das Unternehmen wuchs in seinen rund 40 Auslandsmärkten aber schneller als in der Heimat. Netflix startet in der aktuellen Expansionsrunde in Europa auch in Österreich, Frankreich, Belgien, Luxemburg und in der Schweiz.

Quelle: ntv.de, rpe/dpa

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